Windkraft:Rotoren wären rentabel und verträglich

Berg

Windräder über den Wipfeln vor dem Alpenpanorama: Was im Hofoldinger Forst geplant ist, gibt es bei Berg am Starnberger See bereits.

(Foto: Sven Schmid)

Zwei Gutachten kommen zu dem Ergebnis, dass Anlagen im Hofoldinger Forst wirtschaftlich betrieben werden können und der Artenschutz kein Problem darstellt. Sauerlach stimmt deshalb für die Fortsetzung des Projekts.

Von Julius Baumeister, Sauerlach

Die geplanten Windkraftanlagen im Hofoldinger Forst können wirtschaftlich betrieben werden und sind ökologisch vertretbar. Das sind die Ergebnisse zweier Gutachten, die am Dienstagabend im Sauerlacher Gemeinderat erstmals vorgestellt wurden. Nach monatelangen Windmessungen und artenschutzrechtlichen Prüfungen können die Planungen der Arbeitsgemeinschaft (Arge) aus den Gemeinden Aying, Otterfing, Brunnthal und Sauerlach damit weiter vorangetrieben werden. "Wir sind froh, dass die Gutachten so positiv ausgefallen sind", sagte Sauerlachs Bürgermeisterin Barbara Bogner (Unabhänge Bürgervereinigung).

Die Windmessungen im Hofoldinger Forst sind nach Aussage der Rathausverwaltung zu dem Ergebnis gekommen, "dass Windenergieanlagen im Hofoldinger Forst mit hoher Wahrscheinlichkeit betrieben werden können". Das Gutachten sei sehr konservativ berechnet worden, erläuterte der zuständige Sachbearbeiter Martin Sterflinger. Statt der sonst üblichen 50 Prozent seien von der Arbeitsgemeinschaft 75 Prozent Wahrscheinlichkeit verlangt worden. "Dies schafft zusätzlich Sicherheit in der Planung", betonte Sterflinger.

Nach Angaben der Gutachter sind im Hofoldinger Forst mittlere Windgeschwindigkeiten von rund 5,7 Meter pro Sekunde zu erwarten. Jährlich könnten somit knapp 10 000 Megawattstunden pro Windrad generiert werden. Der höchste Ertrag sei dabei im Herbst und Winter gegeben, während im Sommer geringere Windstärken zu erwarten seien. Und dennoch beinhalte das Gutachten zur Wirtschaftlichkeit des Projekts nur erste Ergebnisse, die über den weiteren Verlauf der Planung auch Schwankungen unterliegen können, wie Sterflinger betonte. Dafür sei es auch nötig, Ausschreibungsergebnisse für die Vergütung des erzeugten Stromes weiter zu beobachten.

Sicher hingegen scheinen die genauen Standorte der vier geplanten Windräder. Diese seien nach den Ergebnissen der beiden Gutachten zwischen den Gemeinden Aying, Brunnthal, Otterfing und Sauerlach so fixiert worden, dass eine optimale Nutzung zu gewährleistet sei. Wegen Aufwirbelungen und Windkanälen sei es wichtig, die Räder aufeinander abzustimmen, so die Gutachter. Daran konnte auch Robert Lechner von der CSU nicht rütteln, der trotz des eingehaltenen 2,5-Kilometer-Abstands über die Nähe eines der Windräder klagte. Auch weil die Abstände der anderen Windräder zu den jeweiligen Gemeinden teilweise größer sind, wie Lechner sagte. Dass sich an der Positionierung der Windräder kaum mehr etwas ändern wird, machten die Ergebnisse der zweiten Prüfung deutlich, die sich den ökologischen Aspekten widmeten.

Dabei seien in der Vegetationsperiode des vergangenen Jahres alle Arten untersucht worden, die durch die geplanten Windenergieanlagen möglicherweise betroffen sein könnten. Sowohl die Erhebungen am Boden als auch die der Flugbewegungen von Großvögeln sind nach Aussage der Sauerlacher Rathausverwaltung zu dem Ergebnis gekommen, dass die Windkraftanlagen ökologisch "vertretbar" sind. Der Standort für ein Windrad, welches sich auf dem Gebiet der Gemeinde Aying befindet, war während der Planungen extra verschoben worden, weil bei der Kartierung eine Brutstätte entdeckt worden war. "Eine Neuausrichtung des Sauerlacher Windrads macht keinen Sinn, weil wir dann wieder neue Gutachten brauchen, die alle Aspekte berücksichtigen", sagte Axel Horn von den Grünen. "Wir haben hier eine Vorlage, die sich an alle Gesetzgebungen hält und wichtige Kriterien erfüllt." Und so blieb es bei der Abstimmung über die Fortsetzung des Projekts und die weitere Beteiligung an der Arge bei einer Gegenstimme - der Robert Lechners.

Bis zum Bau der Rotoren sind allerdings noch einige Schritte zu gehen. Schließlich ist mit dem Beschluss des Gemeinderats lediglich der Antrag gestellt, die Gebiete im Hofoldinger Forst für die Windkraft freizugeben. Über eine Änderung der Landschaftsschutzgebietes entscheiden letztlich die Naturschutzbehörden. "Das ist die nächste Hürde", sagt Bogner. Frühestens im April sei mit einem gemeinschaftlichen Antrag der Arge zu rechnen, wie es in dem Beschluss des Gemeinderats heißt. Denn auch die anderen beteiligten Gemeinden müssten zunächst einem Antrag zustimmen. Während aus Aying und Otterfing wenig Gegenstimmen zu erwarten sind, werden die Gegner des Projekts in Brunnthal immer lauter. In den kommenden Monaten will Bogner deshalb auch in Sauerlach die Bürger direkt beteiligen, wenn möglich in einer großen Präsenzveranstaltung, notfalls in mehreren kleineren. Zuletzt hatte es im vergangenen Jahr eine digitale Bürgerversammlung gegeben. Für Bogner ist das allerdings kein adäquater Ersatz: "Es muss die Möglichkeit geben, den Bürgermeister auch mal richtig zu schimpfen und sich zu streiten. Das ist Demokratie."

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