Verkehr in Markt Schwaben:Ein Ort will Tempo 30

Verkehr in Markt Schwaben: Die Herzog-Ludwig-Straße in Markt Schwaben, eine von drei betroffenen Abschnitten.

Die Herzog-Ludwig-Straße in Markt Schwaben, eine von drei betroffenen Abschnitten.

(Foto: Christian Endt)

Markt Schwaben prüft Möglichkeiten für das Zentrum

Von Korbinian Eisenberger, Markt Schwaben

Man merkt dem Ort Markt Schwaben zu gewissen Tageszeiten an, dass die Gemeinde zum Großraum München zählt, einen Bahnhof mit S-Bahn-Halt besitzt und entsprechend von Autos frequentiert ist. In einem Antrag drückt es die Markt Schwabener SPD nun so aus: Der Verkehr im Ort steige kontinuierlich, Stop-and-Go- lasse die Fahrzeuge "zu einer schier endlosen Schlange anwachsen". Zu anderen Zeiten "versuchen Autofahrer unter Missachtung des Tempolimits noch schnell über eine Ampel zu fahren". Die Forderung der SPD daher: Im Markt Schwabener Ortszentrum soll die erlaubte Höchstgeschwindigkeit von 50 auf 30 reduziert werden.

In der Gemeinderatssitzung am Donnerstagabend wurde deutlich, dass die SPD mit ihrem Anliegen fraktionsübergreifende Zustimmung finden dürfte - es wurde kein Beschluss gefasst, sondern sich erstmalig öffentlich beraten. Dabei stellte sich allerdings auch heraus, dass es für den Erfolg dieses Antrags mehr brauchen wird als ein Gemeinderatsvotum.

Im Antrag der SPD geht es konkret um drei Bereiche: die Ebersberger Straße von der Fußgängerampel an der Esso-Tankstelle an, die Erdinger Straße von der Fußgängerampel am Friedhof an und die Herzog-Ludwig-Straße vom Awo-Kinderhaus Villa Drachenstein an.

SPD-Fraktionssprecher Manfred Kabisch erklärte, dass der Antrag auf einer Reihe von Studien und Bewertungen des Umweltbundesamtes basiere. Kabischs Rechnung nach würde ein Autofahrer bei der Durchquerung des Orts auf den 1,1 Kilometern Strecke zwischen der Esso-Tankstelle und der Villa Drachenstein 20 bis 25 Sekunden länger brauchen, wenn Tempo 30 statt 50 gelte. Die Vorteile, so Kabisch: weniger Staus, weniger Luftverschmutzung, ein um 50 Prozent verkürzter Bremsweg. Kabisch: "Insgesamt gab es dazu sehr viele positive Rückmeldungen von Anwohnern."

Die Reaktionen im Corona-Ausweichquartier im Markt Schwabener Unterbräu fielen ausnahmslos positiv aus, wenngleich zurückhaltend im Optimismus, dies auch realisieren zu können. CSU-Gemeinderat Georg Holley erklärte, dass er den Antrag "unterstreichen" wolle, "auch wenn ich nicht einer der langsamsten Fahrer bin". Es sei einen Versuch wert. "Ich bin aber skeptisch, ob wir das durchkriegen." Diese Skepsis teilte der Dritte Bürgermeister Raphael Brandes (Grüne), der die Empfehlung abgab, einen "einjährigen Verkehrsversuch zu starten". Dies sei aus bürokratischer Sicht weniger kompliziert. Ronny Schreib von Zukunft Markt Schwaben bezeichnete den Vorschlag der SPD als "sensationell", mahnte aber zu Umsichtigkeit bei der Wahl der Start- und Endpunkten einer potenziellen 30er-Zone. Abruptes Abbremsen an einer ungünstigen Stelle könnte das Unfallrisiko erhöhen, so Schreib. Bürgermeister Michael Stolze (parteilos) begrüßte den "Impuls" aus der SPD-Fraktion zwar. Seiner Ansicht nach müsse man das Thema Verkehr im Ort allerdings "ganzheitlich betrachten".

Das Ziel des Antrags ist durchaus ambitioniert, weil die drei im Antrag genannten Abschnitte auf Staatsstraßen liegen, die im Zuständigkeitsbereich des Ebersberger Landratsamts liegen. Hier gilt die Straßenverkehrsordnung mit Tempolimit 50, und daran zu rütteln, "ist ein langwieriger Prozess", sagte Bürgermeister Stolze. Seiner Ansicht nach sei Markt Schwabens Verkehrsproblem damit auch nicht gelöst. Deswegen, so hieß es im Gemeinderat, treffen sich Erster, Zweiter und Dritter Bürgermeister sowie zwei Mitarbeiter aus der Verwaltung Anfang März mit Spezialisten, um sich über die Möglichkeiten von sogenannten integrierten städtebauliche Entwicklungskonzepten (Isek) zu informieren.

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