Corona-Maßnahmen:Das sind die neuen Beschlüsse

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In Berlin liegt die Inzidenz derzeit bei knapp über 70. Erste Lockerungen wären hier möglich. (Foto: dpa)

Über 100, unter 100, unter 50: Anhand dieser Werte werden die Corona-Maßnahmen in Zukunft gelockert, können aber auch verschärft werden. Was Bund und Länder beschlossen haben - und wie die Lage in den Landkreisen aussieht. Ein Überblick mit Grafiken.

Von Xaver Bitz

Bund und Länder haben sich auf Lockerungen abhängig von Inzidenzwerten geeinigt. Dabei soll anhand eines mehrstufigen Systems gelockert werden, aber auch eine "Notbremse" bei eskalierenden Neuinfektionen ist geplant. Im Gegensatz zu früher werden die Maßnahmen aber aufgrund regionaler Daten getroffen. Dass im Landkreis Wunsiedel (Bayern) an der Grenze zu Tschechien die Inzidenz derzeit über 300 pro 100 000 Einwohner liegt, wird für die Bewohner des Landkreises Dithmarschen (Schleswig-Holstein) mit einem Inzidenzwert von 11,3 also keinen Einfluss mehr haben.

Während vor dem Beginn des Lockdowns Anfang November noch die 50 als zu erreichender Wert galt, gibt es jetzt neue Zielwerte, deren Erreichen unterschiedliche Auswirkungen hat. Bei Inzidenzen über 100 werden die bestehenden Maßnahmen weitergeführt, um das Infektionsgeschehen einzudämmen. Bei einem Wert unter 100 gibt es erste Lockerungen, die ab Inzidenzen von unter 50 dann erweitert werden.

Ein Blick auf die Deutschlandkarte zeigt: Ein großer Teil der Landkreise bewegt sich derzeit in einer Inzidenz zwischen 50 und 100 (in der Karte gelblich dargestellt), mehr als 60 Landkreise liegen bei Werten über 100 (rötlich), nur wenige liegen im Erleichterungen verschaffenden Bereich unter 50 (hellgelb und gräulich).

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Die von Bund und Ländern beschlossenen Lockerungen und Erleichterungen werden nicht alle auf einmal eintreten und auch nur bei stabilen Inzidenzen.

Ab 8. März: Erste Lockerungen und Erleichterungen

Ab diesem Zeitpunkt dürfen Buchhandlungen, Blumengeschäfte und Gartenmärkte bundesweit öffnen, allerdings darf nur ein Kunde je zehn Quadratmeter hinein, bei größeren Geschäften auch mehr. Zudem dürften Fahr- und Flugschulen wieder öffnen - sofern die Schüler aktuelle negative Schnell- oder Selbsttests vorweisen können.

Für viele Menschen war dieser Winter vor allem deswegen hart, weil sie sich lockdownbedingt mit nur wenigen anderen Leuten treffen konnten. Gesellige Abende auf dem heimischen Sofa oder in der Kneipe um die Ecke fielen in der dunklen Jahreszeit weg. In Landkreisen mit einer Inzidenz unter 100 wird die Situation einfacher. Denn private Treffen von zwei Haushalten mit höchstens fünf Personen sind ab 8. März wieder erlaubt - Kinder bis 14 Jahre nicht mitgezählt. Zudem gelten auch Paare, die nicht zusammenleben, in Zukunft als ein Hausstand. In Regionen mit einer Inzidenz von unter 35 neuen Infektionen pro Woche können es auch Treffen des eigenen Haushalts mit zwei weiteren Haushalten mit zusammen maximal zehn Personen sein.

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Weitere eingeschränkte Öffnungen kann es schon in Regionen geben, in denen die Inzidenz von 100 unterschritten wird. Neben Terminshopping-Angeboten im Einzelhandel (ein Kunde pro 40 Quadratmeter) können dann Museen, Galerien, Zoos, botanische Gärten und Gedenkstätten für Besucher mit Terminbuchung und Dokumentation des Besuchs öffnen. Erlaubt sein soll dann auch Sport mit maximal fünf Personen aus zwei Haushalten sowie Sport in Gruppen von bis zu 20 Kindern bis 14 Jahren im Außenbereich.

Bei einer stabilen Sieben-Tage-Inzidenz von unter 50 fallen die Auflagen weg oder werden abgeschwächt. Der Einzelhandel kann mit einem Kunden je zehn Quadratmeter Ladenfläche öffnen, der Besuch von Museen, Galerien, Zoos, botanische Gärten und Gedenkstätten ist ohne Termin möglich und bis zu zehn Personen dürfen kontaktfrei draußen Sport betreiben.

In diesen Landkreisen liegt die Inzidenz derzeit unter 100:

Ab 22. März: Der nächste Schritt

Weiter geht es zwei Wochen später. Im Falle von stabilen oder auch sinkenden Inzidenzen können die nächsten Lockerungsschritte auf den Weg gebracht werden. Bei Vorlage von tagesaktuellen negativen Schnell- oder Selbsttests können die Möglichkeiten der Außengastronomie genutzt werden (zumindest, wenn man vorher einen Termin bucht), ebenso wird wieder der Besuch von Theatern, Konzert- und Opernhäusern sowie Kinos erlaubt. Zudem kann Sport mit Kontakt outdoor und ohne Kontakt indoor betrieben werden.

Bei stabilen Werten unter 50 fallen die Voraussetzungen für den Besuch von Außengastronomie und kulturellen Veranstaltungen weg.

Nach Ostern: Weitere Lockerungen

Der nächste Öffnungsschritt sieht nach weiteren 14 Tagen - also frühestens ab 5. April - bei Inzidenzen unter zwischen 50 und 100 die teilweise Öffnung des Einzelhandels vor. Sportliche Aktivitäten können dann ohne Test auch kontaktfrei innen und mit Kontakt außen durchgeführt werden. Bei Inzidenzen unter 50 fällt auch die Indoor-Beschränkung weg. Zudem werden Freizeitveranstaltungen im Außenbereich mit maximal 50 Teilnehmern erlaubt.

In diesen Landkreisen liegt die Inzidenz derzeit unter 50:

Inzidenz über 100: Die "Notbremse"

Noch immer gibt es in Deutschland allerdings auch Landkreise, für die die beschriebenen Lockerungen und Erleichterungen erstmal noch nicht erreichbar sind. Und auch solche, deren Inzidenzen derzeit so weit ansteigen, dass sie bald dauerhaft (also mehr als drei Tage lang) über die Marke von 100 steigen könnten.

Für diesen Fall haben Bund und Länder die "Notbremse" beschlossen. Was einigermaßen martialisch klingt, bedeutet zunächst, dass die Lockerungen aus den bereits genannten Schritten zurückgenommen werden.

In diesen Landkreisen liegt die Inzidenz derzeit über 100:

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Impfungen und Ausbau der Tests

Nachdem es in den vergangenen Wochen viel Kritik an der Impfstrategie gegeben hat, wird diese nun geändert und auf das zugelassene Maximum ausgeweitet. Zudem wird die Ständige Impfkommission das Vakzin von Astra Zeneca auch für Menschen zulassen, die älter als 65 Jahre sind. Ab Ende März sollen auch in Hausarztpraxen Impfungen vorgenommen werden können. Damit folgen die Ministerpräsidenten dem Vorschlag von Gesundheitsminister Jens Spahn, der ab kommender Woche eine Pilotphase starten will. Die rund 60.000 Hausärzte sollen aber erst im April mitimpfen, wenn ausreichend Impfstoff für die Verteilung auch in der Fläche zur Verfügung steht.

Kostenlose Corona-Schnelltests für alle Bürger sollen voraussichtlich von nächster Woche an möglich werden. Der Bund will ab dann die Kosten dafür übernehmen. Pro Woche soll mindestens ein Schnelltest möglich sein, den geschultes Personal etwa in Testzentren oder Praxen abnimmt. Auch die weitere Öffnung der Schulen soll mit Hilfe von Schnelltests flankiert werden. Die Länder sollen demnach sicherstellen, "dass das Personal in Schulen und Kinderbetreuung sowie alle Schülerinnen und Schüler pro Präsenzwoche das Angebot von mindestens einem kostenlosen Schnelltest erhalten".

Bleibt nur noch die Beantwortung der Frage: Wie entwickelt sich die Lage in Deutschland? Dem Robert Koch Institut zufolge breitet sich die zuerst in Großbritannien entdeckte Mutante des Virus weiter schnell aus. Und das schlägt sich auch auf die Neuinfektionen nieder. Folgendes Diagramm zeigt, wie sich die Inzidenzen in sämtlichen deutschen Landkreisen entwickeln. Und es verdeutlicht, dass in Regionen mit niedrigen Inzidenzen auch das Wachstum eher gering ist. Dagegen steigt es in Landkreisen mit höheren Inzidenzen eher an. Ein erfreuliches Gegenbeispiel dafür ist der Landkreis Tirschenreuth, in dem die Inzidenzen an sich derzeit hoch sind, das Wachstum aber sinkt.

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