Trudering/Riem:Langsam wird's voll

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Rund 2500 Wohnungen sollen im fünften Bauabschnitt Messestadt entstehen - Sorgen weckt der künftige Verkehr

Von Ilona Gerdom, Trudering/Riem

Wohnraum und soziale Infrastruktur, das verspricht man sich in erster Linie vom großen Planungs- und Bauprojekt "5. Bauabschnitt Messestadt". Am Donnerstagabend hat der Bezirksausschuss (BA) Trudering-Riem den Entwurf für den Aufstellungsbeschluss diskutiert. Im Mittelpunkt standen die Anzahl von Wohnungen, die Höhe der Gebäude und der künftige Verkehr.

Meist sind die BA-Mitglieder bei ihren Sitzungen im Kulturzentrum unter sich. Doch an diesem Abend sind auch Vertreterinnen und Vertreter aus den Referaten für Stadtplanung und Mobilität zu Gast. Sie sind da, um Fragen zum Papier für den Eckdaten- und Aufstellungsbeschluss zum fünften Bauabschnitt Messestadt - auch bekannt als Arrondierung Kirchtrudering - zu beantworten. Das Planungsgebiet schließt an Kirchtrudering und den Riemer Park an. Nördlich ist es durch den Alten Riemer Friedhof und südlich durch die Bahnschienen eingegrenzt. Die Fläche umfasst etwa 25 Hektar. 25 Prozent davon gehören der Stadt München. Der Rest einer fünfköpfigen Eigentümergemeinschaft. Hier soll ein Quartier mit Wohnungen, sozialer Infrastruktur und Grünflächen entstehen.

Bei einem Projekt dieser Größenordnung sind bestimmte Aspekte besonders wichtig. Zum Beispiel, wie viele Wohnungen geplant werden. Das Planungsreferat ist zu dem Schluss gekommen, dass 2500 Wohneinheiten dem Bedarf angemessen sind. Vertreterin Eva Regensburger erklärte, dass man vom Stadtrat den Auftrag bekommen habe, an geeigneten Stellen viel Wohnraum zu schaffen. Dem stimmte der BA grundsätzlich zu. Dennoch wolle man auf keinen Fall, wie Susanne Weiß, die Fraktionssprecherin der Grünen, sagte, "einfach nur Wohnungen hinklotzen". Entscheidend sei die Lebensqualität, die die Menschen dort einmal vorfinden sollen. Daher spricht sich der BA für den Bau von 2200 Wohnungen aus. Mehr dürften es nur mit entsprechender Begründung sein.

Was die Höhe der Gebäude betrifft, wird im Entwurf von fünf bis sechs Geschossen und einzelnen Akzenten von bis zu 24 Metern ausgegangen. Außerdem hätten die Vorentwürfe von drei Planungsbüros gezeigt, dass Hochpunkte in Form von Quartierszeichen möglich wären. Bis zu 45 Meter seien denkbar. Für das Stadtteilgremium jedoch nicht. Gerhard Fuchs (SPD) bezeichnete das gar als "Horror". Nördlich der Bahnstrecke gebe es kaum Bebauung, die solche Hochhäuser rechtfertigen würde, sprang ihm Herbert Danner (Grüne) bei. Die Lokalpolitikerinnen und Lokalpolitiker sprachen sich deshalb für vier bis sechs und an geeigneter Stelle für bis zu acht Etagen aus. Trotzdem wolle man keine monotone Siedlungsstruktur. Eva Regensburger wies darauf hin, dass sich das zumindest aus planerischer Sicht widerspreche: "Gleichförmigkeit und Monotonie sind verbunden mit der Höhe. Das Höhenspiel ist das, was man visuell wahrnimmt."

Die meisten Redebeiträge gab es aber zum Thema Verkehr. Erschlossen werden soll das Gebiet nämlich durch eine vierspurige Straße, die von der Ader "Am Mitterfeld" nach Süden durch die Siedlung führen und an den Rappenweg anschließen soll. Die Machbarkeitsstudie "Wohnen am Riemer Park" prognostiziert für diese Achse rund 17 000 Kfz-Bewegungen. Diese Zahl, so erklärte Christine Weis-Hiller vom Mobilitätsreferat immer wieder, sei das "Worst-Case-Szenario". Es handle sich quasi um eine Diagnose, die mit einem entsprechenden Mobilitätskonzept behandelt werden müsse. Die Straße werde in jedem Fall stark frequentiert sein, da ihre Aufgabe nicht nur die Erschließung, sondern auch die Entlastung der viel befahrenen Straße "Am Mitterfeld" ist. Umso wichtiger sei es, dass man im Quartier nicht aufs Auto angewiesen ist. Wege sollen zu Fuß oder mit dem Rad zurückgelegt werden können. Für den Stadtbus soll in beide Fahrtrichtungen eine Fahrbahn eingerichtet werden. Damit ergäben sich pro Richtung zwei Spuren: Eine für den öffentlichen und eine für den Individualverkehr. Die BA-Mitglieder konnten sich diesbezüglich nicht einigen. Zu weit voneinander entfernt standen die Fraktionen. Die CSU sähe die Trasse als einzige gerne eine Etage tiefer - wünscht sich also einen Tunnel. Die SPD möchte dem Stadtbus nur eine Spur geben, die Grünen gar keine. Man wird sich beim kommenden Gremiumstreffen noch einmal damit auseinandersetzen müssen.

Der 42-seitige Entwurf des Planungsreferats enthält zahlreiche weitere Punkte. Aufgelistet sind die Bedarfe für Schulen und Kinderbetreuungseinrichtungen, aber auch klimatische Aspekte und vieles mehr. Die Entscheidung über den Aufstellungsbeschluss zum Bebauungsplan wird der Stadtrat unter Berücksichtigung der BA-Stellungnahme voraussichtlich im April fällen. Dann geht das Projekt in die nächste Phase: Den städtebaulichen und landschaftsplanerischen Wettbewerb. Vorher gibt es laut Verwaltung noch eine Bürgerbeteiligung.

© SZ vom 13.03.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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