Teamarbeit:Vogelschützer krempeln ihren Laden um

Teamarbeit: Matthias Volnhals säubert im Brucker Stadtpark die Nistkästen für kleine Vogelarten. Die "Kleinistkastengruppe" ist eine neue Arbeitsgemeinschaft in der Kreisgruppe des Landesbunds für Vogelschutz.

Matthias Volnhals säubert im Brucker Stadtpark die Nistkästen für kleine Vogelarten. Die "Kleinistkastengruppe" ist eine neue Arbeitsgemeinschaft in der Kreisgruppe des Landesbunds für Vogelschutz.

(Foto: Günther Reger)

Die LBV-Kreisgruppe hat ein System entwickelt, wie Aufgaben besser verteilt werden können. Statt eines Vorstands gibt es nun ein Steuerungsteam und zwölf AGs mit mehr Kompetenzen

Von Ingrid Hügenell, Fürstenfeldbruck

Die Kreisgruppe des Landesbunds für Vogelschutz wird künftig von einem Steuerungsteam mit gleichberechtigten Mitgliedern statt von einem Vorstand geleitet. Das sechsköpfige Team wurde jüngst bei der Jahreshauptversammlung gewählt. Gleichzeitig erhalten die Arbeitsgruppen mehr Kompetenzen. Sie entlasten so das Steuerungsteam und auch die Geschäftsstelle, erklärt Simon Weigl, der die Geschäftsstelle des LBV leitet.

Bisher habe die Vorsitzende Rita Verma zuweilen 20 Stunden pro Woche für den LBV gearbeitet - unbezahlt in ihrer Freizeit. Künftig solle niemand im Steuerungsteam mehr als fünf Stunden pro Woche mit seiner Aufgabe beschäftigt sein. Verma will für mindestens ein Jahr "Feierabend machen", wie sie bei der Versammlung sagte. Sie kandidierte nicht für einen Posten im Steuerungsteam.

Damit die neue Organisation funktioniert, haben Verma, Weigl und Uschi Anlauf, die langjährige Geschäftsstellenleiterin, alle Aufgaben, die im Steuerungsteam und in den AGs anfallen, definiert und in größere oder kleiner Pakete aufgeteilt. So gibt es beispielsweise bei der Kassenverwaltung ein Paket "Überweisungen ausführen", das die Schatzmeisterin mit den nötigen Vollmachten an ein anderes LBV-Mitglied abgeben kann. Was es nicht gebe, seien Beisitzer, sagt Weigl. "Wir haben niemanden, der einfach dabei sitzt und mitredet, ohne was zu arbeiten." Jeder müsse wenigstens einen kleinen Beitrag leisten.

Das gleiche Prinzip gilt für die insgesamt zwölf Arbeitsgruppen. "Es gibt keinen AG-Leiter mehr, der alles tut", sagt Weigl. Auch dort werden die Aufgaben in vorgefertigte Module eingeteilt, die an einzelne Mitglieder übergeben werden können. Dazu gehört zum Beispiel die Betreuung von Datenbänken oder die Koordinierung von Arbeitseinsätzen. "Man kann leicht einsteigen, leicht ein bisschen Verantwortung übernehmen und auch leicht wieder aussteigen", erklärt Weigl. So könnten die Ehrenamtlichen sich auch besser mit dem LBV identifizieren. Und es gelinge leichter, beispielsweise berufstätige Eltern für die Mitarbeit zu gewinnen.

Zu den bestehenden AGs für die Naturschutzarbeit wird eine für Veranstaltungen und eine für Lobby-Arbeit dazu kommen. Deren Ziel sei es, das politische Gewicht der Kreisgruppe besser zu nutzen, erklärt Weigl. "Wir sind mehr als 4300 Mitglieder im Landkreis - wir haben was zu sagen!" Der LBV ist einer der größten Vereine im Landkreis, die Brucker Kreisgruppe ist die zweitgrößte Bayerns.

Da die Vogelschützer ständig neue Mitglieder gewinnen, wurde auch ein modernes Ehrenamts-Management etabliert. Seit November habe es 30 bis 40 Anfragen gegeben, berichtet Weigl. Sie alle werden zu einem ersten Gespräch eingeladen, das etwa eine Stunde dauert. Die neuen Mitglieder erfahren dabei, was auf sie zukommt. "Das ist wie ein Matchmaking", sagt Weigl. "Wir finden heraus, wo es passt, wo das größte Interesse liegt." Für jede AG wurden Info-Module erstellt, die Neuen erhalten das für sie passende und können dann unverbindlich in die Aufgabe hineinschnuppern. So werde auch die Hemmschwelle gesenkt. "Man muss kein Ornithologe sein", sagt Weigl. "Man kann auch als Laie einfach mitmachen. Und wenn es nach einem Jahr nicht mehr passt, ist das bei den meisten Aufgaben auch in Ordnung." Auf all diese Ideen sei die Kreisgruppe nicht alleine gekommen. Rita Verma habe dazu zum Beispiel Kurse eines externen Anbieters besucht, "die waren super gemacht".

Die Reform in Fürstenfeldbruck wird vom Landesverband beobachtet und unterstützt. Sie gilt als Muster für die anderen Kreisgruppen. Noch ist sie nicht beendet, etwa zwei Jahre werde es noch dauern, bis alles umgesetzt sei, sagt Weigl. "Wir krempeln den Laden von unten um. Wir werden sehen, ob das Ganze klappt." Die einzelnen Aufgaben werden noch genauer definiert. Zwischen dem Steuerungsteam und den AGs wird es immer wieder Abstimmungen brauchen. Die Mitglieder des Steuerungsteams wurden einstimmig oder mit großen Mehrheiten gewählt. Manfred Ullmer ist der Ansprechpartner nach außen. Er ist seit mehr als 30 Jahren LBV-Mitglied, gehörte schon bisher dem Vorstand an und engagiert sich besonders im Artenschutz. Mit Schatzmeisterin Julia Frenzel und Schriftführer Richard Schoonhoven sind zwei weitere langjährige Vorstandsmitglieder im Steuerungsteam. Zum Projektbeauftragten wurde Harald Rösch gewählt, der sich durch die erfolgreiche Gründung zweier Kindergruppen verdient gemacht hat. Frische Ideen verspricht sich die Kreisgruppe von der neuen Jugendbeauftragte Moni Grad, gelernte Erzieherin, Erlebnis- und Wildnispädagogin, sowie von Susanne Medland. Die Naturschutzbiologin ist für die Vernetzung innerhalb des LBV und für das Personal zuständig.

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