Malta:Daphne hatte recht

Die Ermittler des Inselstaates im Mittelmeer fassen nun auch prominente Figuren dunkler Machenschaften härter an. Selbst der mutmaßliche Drahtzieher Keith Schembri muss ins Gefängnis. Dies legt nahe, dass die ermordete Investigativjournalistin Caruana Galizia mit ihren Vorwürfen richtig lag.

Von Oliver Meiler

Das kleine Malta erlebt eine Zeitenwende. Jahrelang haben Polizei und Justiz die Machtclique geschont und deren Machenschaften gedeckt - trotz erdrückender Verdachtsmomente. Sogar der Mord an der mutigen Investigativjournalistin Daphne Caruana Galizia, die ebendiese kriminellen Strukturen und deren Protagonisten immer angeprangert hatte, wurde lange Zeit nicht gebührend untersucht. Nun aber tut sich endlich etwas. Vielleicht reicht es sogar aus für die umfassende Aufarbeitung eines denkwürdig dunklen Kapitels in der Geschichte des Landes, dieses einstigen Idylls im Mittelmeer.

Keith Schembri, Kabinettschef des früheren Premierministers Maltas und mutmaßlicher Drahtzieher in vielen Affären, ist wegen Korruption, Geldwäsche, Betrug und Fälschung angeklagt worden. Und: Das Gericht verweigerte es ihm und zehn weiteren prominenten Angeklagten aus dem maltesischen Establishment, gegen Kaution freizukommen.

Schembri wurde ins Gefängnis gebracht, Passanten und Medien filmten. Man sah Schembri auf der Rückbank sitzen - ein Symbolbild. Es gilt vielen Maltesern als Bestätigung dafür, dass Caruana Galizia immer recht hatte. Ihr letzter Blog-Eintrag trug den Titel: "Dieser Gauner Schembri war heute im Gericht und sagte, er sei kein Gauner." 16. Oktober 2017. Ein paar Minuten später explodierte eine Bombe in Daphnes Auto.

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