Dieselskandal:Tadel statt Strafe

Schadenersatzforderung! Das klingt hart, doch tatsächlich lässt VW seine Ex-Chefs Winterkorn und Stadler milde davonkommen.

Von Max Hägler

Stark und entschlossen klingt dieser Satz: "Der Aufsichtsrat der Volkswagen AG zieht einen Schlussstrich unter seine Aufklärungsarbeit", so beginnt die Meldung, die der Konzern am Freitag versandte. Nach umfangreicher Prüfung fordere man nun Schadenersatz vom ehemaligen Vorstandschef Martin Winterkorn und dessen Kollegen, Ex-Audi-Chef Rupert Stadler. Die beiden hätten es an der erforderlichen Sorgfalt fehlen lassen bei der Aufarbeitung des Dieselskandals, so der Aufsichtsrat.

Schadenersatzansprüche! Das klingt wie ein besonders hartes Urteil, zumal es aus dem eigenen Lager kommt. Tatsächlich ist es aber ein eher milder Tadel, nicht nur weil Manager-Haftpflichtversicherungen einen Großteil der Forderungen begleichen werden. Vor allem ist von fahrlässigen Pflichtverletzungen die Rede. Übersetzt heißt das: Die haben halt nicht so genau hingeschaut, haben ein bisschen geschludert, aber ohne Vorsatz zum Vertuschen. Das kann zutreffen. Aber es ist lang nicht so scharf und belastend, wie es die Vorwürfe der Staatsanwälte gegen die beiden Männer sind.

Und dann der Schlussstrich. Ein sehr riskanter Begriff. Denn er lädt ein, den mühsam begonnenen "Kulturwandel" wieder zu schleifen, der sowieso nie von allen bei VW getragen wurde, auch nicht in der Unternehmensspitze. Diversität. Offenheit. Konfliktkompetenz - solch wichtige Prinzipien, die den Skandal verhindert hätten, sind noch viel zu wenig verankert in Europas größtem Industriekonzern.

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