Fahrradklima-Test im Kreis Freising:"Da ist noch viel Luft nach oben"

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Es gibt noch viel zu tun, damit sich Radfahrer im Landkreis Freising sicher fühlen können. (Foto: Lukas Barth)

Der Landkreis und die fünf teilnehmenden Kommunen landen alle rund um die Note "ausreichend".

Von Johanna Pichler, Freising

Zum neunten Mal hat im Herbst 2020 der Fahrradklima-Test des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs (ADFC) stattgefunden. Unter insgesamt 1024 teilnehmenden Städten und Gemeinden wurde auch der Landkreis Freising auf seine Fahrrad-Tauglichkeit hin getestet. Alle zwei Jahre führt der ADFC die Testungen mit Unterstützung des Bundesverkehrsministeriums in ganz Deutschland durch und bietet damit die weltweit größte Befragung zur Zufriedenheit von Radfahrern. In der Stadt Freising nahmen 226 Menschen an der Befragung teil, in Eching waren es 128, in Moosburg 90, in Neufahrn 87 und in Hallbergmoos 55.

Damit wurden die für Gemeinden und Städte mit bis zu 50 000 Einwohnern notwendigen 50 Mitwirkenden erreicht, die Kommunen kamen auch in die Einzel-Auswertung. Bei der Testung wurden 27 Fragen gestellt, etwa, ob man sich auf dem Rad sicher fühle und wie gut die Radwege seien. Wichtig war auch, ob die Stadt oder Gemeinde während der Corona-Pandemie das Fahrradfahren besonders fördere. Auch konnten individuelle Anmerkungen zur Situation gegeben werden. Dabei wurde in Schulnoten von "sehr gut" (1) bis "ungenügend" (6) bewertet.

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Spitzenreiter bei der kommunalen Einzelwertung ist mit der Note 3,7 die Gemeinde Eching

Die teilnehmenden Kommunen des Landkreis Freising wurden allesamt lediglich mit einem "ausreichend" beurteilt. Spitzenreiter ist mit einer 3,7 Eching. Danach folgen Hallbergmoos mit einer 3,8, Neufahrn mit 3,9 und Moosburg mit einer 4,0. Am schlechtesten schneidet die Stadt Freising mit einer Gesamtnote von 4,1 ab. Im Vergleich zur Befragung im Jahre 2018 konnte sich ausschließlich Eching um 0,3 verbessern. Deutschlandweit stimmten rund 230 000 Radfahrerinnen und Radfahrer ab, von denen 15 Prozent selbst Mitglieder des ADFC sind.

Obwohl Freising nur "ausreichend" abschneidet, liegt der Landkreis im Bundesvergleich der Orte dieser Größenklasse auf einem mittleren Platz. Die einzelnen Kommunen wurden mit jeweils zwei Stärken und Schwächen bewertet. In Eching ist die Ortsmitte gut mit dem Fahrrad zu erreichen, und Ziele können eher zügig und direkt erreicht werden. Allerdings sind die Fahrradwege oft zu schmal, und es gibt keine Möglichkeit, ein Fahrrad zu mieten. Mit denselben Stärken kann auch Hallbergmoos glänzen. Jedoch sind dort die Ampelschaltungen nicht gut auf Radfahrer abgestimmt, und auch hier gibt es keine Möglichkeit, ein Fahrrad zu mieten.

In keiner der fünf Gemeinden kann man ein Fahrrad mieten

Egal ob alt oder jung - in Neufahrn fahren viele Fahrrad und auch hier ist die Ortsmitte eher gut mit dem Fahrrad zu erreichen. Jedoch werden Radfahrer in Neufahrn an Baustellen meistens zum Absteigen und Schieben gezwungen. Die Möglichkeit, ein Fahrrad zu mieten, gibt es auch hier nicht. Auch in Moosburg können Ziele eher zügig und direkt erreicht werden und die Stadtmitte ist mit dem Fahrrad eher gut zu erreichen.

Problematisch sind in Moosburg Einbahnstraßen, in denen das Fahren in Gegenrichtung für Radfahrer nicht erlaubt ist. Auch werden hier auf Radwegen geparkte Autos großzügig geduldet. In der Stadt Freising wurde positiv beurteilt, dass eher alle mit dem Fahrrad fahren, sowohl ältere als auch jüngere Menschen. Auch die Stadtmitte ist mit dem Fahrrad eher gut zu erreichen. Jedoch sind die Radwege oftmals zu schmal, und auch hier gibt es keine Möglichkeit, ein Fahrrad zu mieten. In allen Städten und Gemeinden wird das Radwege-Netz als nicht ausreichend und unsicher angesehen. Die fehlenden Leihfahrräder wurden im Landkreis Freising besonders bemängelt. Neben harter Kritik, dass es beispielsweise sehr gefährlich sei, mit einem Kind per Fahrrad unterwegs zu sein, gab es Lob daran, dass nun endlich etwas getan werde.

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In allen Städten und Gemeinden wird das Radwege-Netz als nicht ausreichend und unsicher angesehen

"Die bundesweite Umfrage des ADFC hat eine hohe Aussagekraft und kann den einzelnen Städten und Gemeinden helfen, das Angebot für Radfahrende gezielt zu verbessern", erklären die beiden Vorsitzenden des ADFC Kreisverbands Freising, Hans Pemp und Michael Stanglmaier. "Die Umfrage zeigt, dass die Menschen im Landkreis Straßen und Wege wollen, die zum Radfahren einladen. Dafür brauchen wir in unseren Gemeinden und Städten und auch zwischen den Gemeinden vor allem ein durchgängiges Netz an qualitativ hochwertigen Radwegen. Da ist noch viel Luft nach oben".

Über das Sonderprogramm "Stadt und Land" stelle der Bund rund 660 Millionen Euro für den Radverkehr zur Verfügung. Laut den Vorsitzenden fehle es also nicht an den finanziellen Mittel, um Verbesserungen hervorbringen zu können. Ihr gemeinsames Statement lautet: "Wir fordern einen schnellen Beginn von Maßnahmen zur Verbesserung der Fahrradinfrastruktur."

© SZ vom 30.03.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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