2:1-Sieg gegen Freiburg:Gladbach findet Elan in der Kabine

Borussia Moenchengladbach v Sport-Club Freiburg - Bundesliga

Jubelkollektiv: Gladbach feiert den Torschützen Marcus Thuram

(Foto: Joosep Martinson/Getty)

In der ersten Halbzeit dominiert Freiburg die Borussia, führt aber nur mit 1:0. Dann dreht Marcus Thuram das Spiel, am Ende entscheiden Millimeter über den zweiten Sieg in Serie für Marco Rose.

Von Ulrich Hartmann, Mönchengladbach

Rainer Bonhof erkannte seine Gladbacher gar nicht mehr. "Wir müssen wieder an den Grundlagen arbeiten", sagte der enttäuschte Vize-Präsident von Borussia Mönchengladbach in der Pause am Mikrofon des Senders Dazn. Das war so ziemlich das schlimmste Urteil, das in den vergangenen Wochen über die Borussen gefällt wurde. 0:1 lagen zu diesem Zeitpunkt sehr schwache Gladbacher am späten Samstagabend zur Pause gegen den SC Freiburg zurück. Es hätte da aber auch schon 0:3 stehen können - eigentlich müssen.

Doch wenn Rainer Bonhof spricht, dann wird er in Mönchengladbach auch gehört, offenbar sogar vom Innenraum bis in die Kabine. Denn in der zweiten Halbzeit zeigten die Gladbacher ein ganz anderes Gesicht. Binnen acht Minuten (53. und 60.) drehte der Franzose Marcus Thuram mit zwei Treffern eine Partie, die Freiburg aufgrund der ersten Halbzeit niemals hätte verlieren dürfen. Thurams erster Bundesliga-Doppelpack seit zehn Monaten brachte der Borussia einen 2:1 (0:1)-Erfolg und damit den zweiten Sieg nacheinander, nachdem Gladbach mit dem 3:0 auf Schalke vor zwei Wochen eine Serie von sieben Pflichtspiel-Niederlagen beendet hatte.

Zumindest über Nacht sprangen die Borussen damit auf jenen siebten Platz, der am Saisonende als Trostpflaster die Teilnahme am neuen drittklassigen Europapokal namens Conference League bedeuten könnte. "Wir wussten, dass wir's noch drehen können und haben in der zweiten Halbzeit viel besser zusammengespielt", fand Mittelfeldmann Denis Zakaria. "In der ersten Halbzeit hat Freiburg es gut gemacht", sagte Abwehrspieler Matthias Ginter, "in der zweiten Halbzeit haben wir aber einen besseren Zugriff gehabt."

Gladbachs schwache Defensive lässt sich über drei Stationen ausspielen

Die Gladbacher waren zur Pause mit dem 0:1-Rückstand extrem gut bedient. Freiburg musste sich aber mit nur einem Tor begnügen, bei dem in der 10. Minute drei Stationen ausreichten, um die schwach verteidigenden Gladbacher auszuspielen. Christian Günter spielte über Links longline auf den schnellen Ermedin Demirovic, der sich gegen Stefan Lainer durchsetzte und nach seinem Sprint ins Zentrum passte, wo Roland Sallai sehr frei zum 1:0 einschieben konnte. Torwart Yann Sommer war noch dran, konnte das Tor aber nicht mehr verhindern.

Sallai lief auch in der 22. Minute noch einmal allein auf das Tor von Sommer zu, scheiterte aber genauso am Gladbacher Torwart wie in der Nachspielzeit der ersten Halbzeit sein Kollege Christian Günter, der nach einer Ecke aus kürzester Distanz nur noch einzuschieben brauchte - aber dann sah, wie Sommer zentimeter-, ach was, millimetergenau auf der Torlinie blockte. Die schwachen Gladbacher wurden hergespielt vom leidenschaftlichen SC Freiburg.

In der zweite Halbzeit brachten die Gastgeber den Schweizer Zakaria und fanden ihren Elan. Dass sie früh in der 53. Minute zum 1:1-Ausgleich kamen, war aber auch ein bisschen glücklich, weil ein Drehschuss von Marcus Thuram im Strafraum vom Freiburger Baptiste Santamaria derart abgefälscht wurde, dass Torwart Florian Müller machtlos war.

Gar nicht glücklich allerdings war sieben Minuten später das zweite Tor von Thuram zur Gladbacher 2:1-Führung. Christoph Kramer schickte den Stürmer aus der eigenen Hälfte steil, und der Franzose überlief mit Ball erst den Abwehrspieler Philipp Lienhart und dann auch noch den Torwart Müller, um einzuschieben. Freiburgs Trainer Christian Streich schaute konsterniert drein. Er wusste gar nicht, wie ihm und seiner Mannschaft geschah.

Freiburgs Laune war endgültig verhagelt, als ihr vermeintlicher Ausgleich in der fünften Minute der Nachspielzeit durch Keven Schlotterbeck nach längerem Warten für ungültig erklärt wurde, weil Lucas Höler im Vorfeld mit einem Fuß im Abseits gewesen war. Erst der Videoschiedsrichter stellte dies fest. "Sehr bitter", fand der Torwart Müller den Spielausgang. "Wir hätten zur Pause schon mit zwei, drei Toren führen können." Der Kapitän Christian Günter ärgerte sich über "die abgefälschte Murmel" zum 1:1, fand die Leistung seiner Mannschaft insgesamt aber sogar ansprechend.

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