SZ-Kolumne "Bester Dinge":Geburtsort "Pidder Lüng"

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(Foto: DGzRS/dpa)

Baby Bosse wollte die Fahrt von Sylt aufs Festland nicht abwarten und ist jetzt Mitglied in einem sehr exklusiven Klub.

Von Oliver Klasen

Es könnte sein, dass der oder die Angestellte im Einwohnermeldeamt dereinst ein bisschen komisch gucken wird, wenn Bosse einen Personalausweis beantragen will. In der Zeile Geburtsort müsste nämlich streng genommen "Seenotrettungskreuzer Pidder Lüng" eingetragen sein, denn dort ist der Kleine mit dem schönen Namen Bosse nun einmal an diesem Ostersonntag um 4.02 Uhr in der Früh zur Welt gekommen.

Eigentlich hätte die hochschwangere Lara Müller-Maron, Bosses Mutter, von Sylt zum dänischen Hafen Havneby übersetzen sollen. 25 Minuten Überfahrt. Von dort hätte sie ein Rettungswagen zur Klinik in Flensburg gefahren. Fast 100 Kilometer, größtenteils über die Landstraße, im RTW-Tempo hätte das vielleicht in einer Stunde geklappt. Hätte, hätte, Fahrradkette. Bosse jedenfalls wollte so lange nicht warten. Er kam bereits an Bord des Schiffes zur Welt, wie die Deutsche Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger mitteilte. Der Rettungswagen fuhr unbenutzt zurück, und Mutter und Kind schipperten über die Nordsee wieder zurück nach Sylt, wo sie der Vater in Empfang nahm.

"Wir sind superglücklich, und es geht uns allen gut", ließ die junge Mutter ausrichten. Begleitet wurde die Geburt von einer Sylter Hebamme. Seit es auf Deutschlands nördlichster Insel keine Geburtsklinik mehr gibt, wird Schwangeren empfohlen, sich zwei Wochen vor dem Geburtstermin aufs Festland zu begeben. Doch dieser Zeitpunkt war für Bosses Mutter noch nicht gekommen.

Wie auch immer: Der Klub der Nordseekinder, in dem Baby Bosse qua Geburt Mitglied ist, ist sehr exklusiv.

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