Glaube:"Corona hat uns nicht in den Klauen"

Germany Celebrates Easter During Pandemic Third Wave

Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, der Limburger Bischof Georg Bätzing, nannte Ostern einen "genialen Einfall Gottes".

(Foto: Thomas Lohnes/Getty Images)

Auch das zweite Osterfest der Pandemie steht im Zeichen des Virus: Die Bischöfe der beiden großen Kirchen rufen zu Mut und Hoffnung auf, erinnern an den Einsatz der Frauen in der Pflege - und üben auch Kritik am Bild der Kirche.

Von Annette Zoch, München

Zum zweiten Osterfest in der Corona-Pandemie haben die beiden großen Kirchen an die Kraft der Auferstehungsbotschaft erinnert und die Menschen zum Zusammenhalt aufgerufen. Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, der Limburger Bischof Georg Bätzing, nannte Ostern einen "genialen Einfall Gottes": In der Auferweckung seines Sohnes mache Gott deutlich, "wie sehr er am Leben jeder und jedes Einzelnen hängt, die er ins Dasein gerufen hat", sagte er in der Osternacht im Limburger Dom.

Gott zeige an Ostern seine Menschenfreundlichkeit. "Und es macht deutlich, wie er gedenkt, den Opfern der Geschichte gegenüber dem Unrecht, das ihnen widerfahren ist, zu ihrem Recht zu verhelfen; die jäh aus dem Leben Weggerafften -auch die Zigtausenden Opfer der Pandemie - sollen auf ewig Leben genießen." Bätzing sprach auch über die Krisen der katholischen Kirche: Er leide an der Kirche, "wenn sie durch Skandale gläubige Menschen ins Wanken bringt oder durch erstarrte Strukturen und mangelnde Veränderungsbereitschaft vielen den Zugang zum Glauben blockiert", sagte der Bischof. Er äußerte Verständnis für Menschen, die in dieser Situation aus der Kirche austreten. Mit Ostern und "all seiner Dynamik, die nur dem einen Ziel dient, dass Menschen dem lebendigen Herrn begegnen und an ihn glauben", habe das wenig zu tun, sagte Bätzing. Er rief zu Vertrauen auf, "dass Jesus in dieser Kirche lebt und wirkt und uns den Mut zur Erneuerung schenkt".

Die Osterbotschaft könne dabei helfen, nicht zynisch zu werden in der Pandemie

"Religiöse Hirngespinste, Verschwörungstheorien, spirituelle Betäubungslehren sind gekommen und gegangen. Die Botschaft von der Auferstehung ist geblieben und wird immer bleiben", sagte der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland, Heinrich Bedford-Strohm in München. Überall auf der Welt ließen sich die Menschen trösten von der Gewissheit, dass der Tod nicht das letzte Wort habe.

Bedford-Strohm sprach in seiner Osterpredigt auch von den Frauen, denen Jesus der biblischen Überlieferung nach zuerst begegnete, und hob besonders den Einsatz der Frauen in der Pandemie hervor: "Unzählige Frauen bezeugen das Licht der Auferstehung, indem sie täglich für andere da sind und Licht in die Dunkelheit im Leben von Menschen bringen." 80 Prozent der in der Krankenpflege Tätigen seien Frauen, in der Altenpflege seien es sogar 83 Prozent. "Sie helfen und trösten die Covid-Kranken in den Heimen und in den Intensivstationen."

Der Aachener katholische Bischof Helmut Dieser sagte, die Osterbotschaft könne dabei helfen, nicht zynisch zu werden in der Pandemie: Sie dürfe "uns nicht vollkommen beherrschen, sodass wir nichts mehr entgegenzusetzen hätten gegen die Depression, gegen die Existenzängste, gegen all die Verluste und Ausfälle, die besonders die Generation der Kinder und der Heranwachsenden erleiden", sagte er im Aachener Dom. Der katholische Hildesheimer Bischof Heiner Wilmer erinnerte an die Geborgenheit durch Gott in Zeiten der Corona-Pandemie und anderer Herausforderungen. "Ostern bedeutet: Corona hat uns nicht in den Klauen", sagte Wilmer in einer Festmesse im Hildesheimer Dom. "Auch der Tod besiegt uns nicht. Wir sind geborgen in den Armen Gottes."

Der Bischof der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz, Christian Stäblein, rief dazu auf, in schwierigen Zeiten die Hoffnung zu bewahren. Das Corona-Jahr dürfe nicht als verschenktes Jahr betrachtet werden, sagte Stäblein im Berliner Dom. Keine Sekunde Leben sei egal, auch jeder Atemzug auf der Intensivstation wichtig.

Papst Franziskus mahnte solidarische Impfstoffverteilung ein

Auch die Osterfeiern im Vatikan standen im Zeichen der Corona-Pandemie. Wegen zu hoher Infektionszahlen ist Rom wieder "rote Zone", sodass nur wenige Menschen zu den Feierlichkeiten im Petersdom zugelassen waren. Franziskus mahnte, dass die Impfstoffe für das Virus international solidarisch verteilt werden müssten. "Die Pandemie ist immer noch in vollem Gange. Die soziale und wirtschaftliche Krise ist sehr schwer, besonders für die Ärmsten", sagte der Pontifex am Sonntag. In der Vigil der Osternacht am Samstag rief er die Menschheit zu einem Neubeginn nach "dunklen Monaten der Pandemie" auf. "Es ist immer möglich, neu anzufangen", sagte er. Der auferstandene Jesus lade dazu ein, niemals die Hoffnung zu verlieren. Mit Gottes Hilfe könne "aus dem Scherbenhaufen unserer Menschheitsgeschichte" ein Kunstwerk geschaffen werden.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: