Studieren in der Corona-Krise:Mit Selbsttests an die Uni

Studieren in der Corona-Krise: "Wir brauchen eine Strategie, die den Studierenden eine spürbare Einbindung in ein akademisches Umfeld ermöglicht", sagt TUM-Präsident Thomas Hofmann.

"Wir brauchen eine Strategie, die den Studierenden eine spürbare Einbindung in ein akademisches Umfeld ermöglicht", sagt TUM-Präsident Thomas Hofmann.

(Foto: Catherina Hess)

Thomas Hofmann, Präsident der TU München, will wieder Präsenz-Veranstaltungen anbieten. Möglich machen soll das eine Teststrategie.

Von Sabine Buchwald

Die Studierenden der Technischen Universität München (TUM) sollen schon bald zurück an ihren Campus. TUM-Präsident Thomas Hofmann strebt an, Veranstaltungen, die nicht digitalisiert werden können, bereits im Sommersemester wieder in Präsenz anzubieten. Gemeint sind damit etwa Übungen in den Laboren oder Tutorien, aber auch Praktika und Exkursionen. Die Strategie von TUM-Präsident Hofmann: Selbsttests im großen Stil für die Studierenden.

"Nicht nur die Kinder an den Schulen sollten getestet werden, sondern auch die jungen Leute an den Universitäten und Hochschulen. Denn sie sind die nächste Generation, die den Erfolg und Wohlstand des Landes sichern soll", erklärt Hofmann. "Wir können es uns nicht leisten, dass die Studierenden nun im dritten Semester in Folge auf wichtige Präsenz-Lehrangebote verzichten müssen."

Hofmann betont, dass alle Mitarbeitenden der TU München und auch die Studierenden bislang mit viel Flexibilität und Verständnis auf die Herausforderungen durch die Pandemie reagiert hätten. Jetzt aber sehe er dieses Verständnis vor allem angesichts des bisherigen Testangebots strapaziert. "Wir brauchen eine Strategie, die den Studierenden eine spürbare Einbindung in ein akademisches Umfeld ermöglicht."

Alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der TU München können sich einmal die Woche testen, sofern sie in Präsenz tätig sind. Die Studierenden aber sollen jedes Mal vor einer Präsenzveranstaltung einen Selbsttest anwenden und vorzeigen. Nur wer ein negatives Ergebnis vorweisen kann, darf daran teilnehmen. Es sollen keine Testzentren an der Uni eingerichtet werden. Vielmehr vertraut man auf das Verantwortungsbewusstsein der jungen Leute, sich selbst einen Abstrich zu nehmen. Vorbilder dafür sind laut Hofmann das Massachusetts Institute of Technology (MIT) in den USA, wo man ohne Test nicht mal den Campus betreten dürfe, sowie die Universität Wien.

Zur Umsetzung der Idee an der Münchner TU bräuchte es für ein Semester mindestens eine Million Selbsttests, besser noch 1,5 Millionen. Diese müssten kostenlos an die Studierenden abgegeben werden, so Hofmann, um sie finanziell nicht zu belasten. Laut Angaben der TU München befanden sich im Wintersemester von den 45 000 Studierenden etwa 90 Prozent in München. Aus dem Ausland war etwa ein gutes Drittel hier. Alle anderen hatten sich von ihrem Wohnort aus digital zugeschaltet.

Auch für Prüfungen könnte die Teststrategie greifen. Die Corona-Semester hätten gezeigt, dass es Formate gebe, die sich schlecht oder gar nicht digital prüfen ließen, beispielsweise im Studiengang "Sport und Gesundheit", in der Medizin oder bei den Biochemikern. "Wir müssen langfristig denken und jetzt handeln", fordert Hofmann. Die Pandemie werde nicht so schnell vorbei sein. Man brauche nun den "unbedingten Willen", die Zukunft zu gestalten.

Dabei zielt Hofmann auf den Willen der Politik und in Richtung Wissenschaftsministerium. "Die Sicherung einer exzellenten Ausbildung erfordert jetzt ein staatliches Unterstützungsprogramm." Er habe Minister Sibler bereits über sein Anliegen informiert.

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