Wie absurd eine Öffnungsstrategie ist, wenn es gar keine richtige Schließungsstrategie gab, zeigt sich gerade in München. Alles hängt an einer Zahl - in diesem Fall der Inzidenz von 100. Raus aus der Abgeschiedenheit ihres Home-Office und rein in die Geschäfte, Museen und Tierparks kommen die Münchnerinnen und Münchner nur, wenn diese kritische Marke an drei Tagen hintereinander unterschritten wird. Und auch dann bloß mit Voranmeldung. Ab 100 wird wieder zugesperrt.
Da der Wert aber mal unter und mal über 100 notiert, heißt es für Einzelhändler, Museumsdirektorinnen und ihre Kundschaft: auf, zu, auf, zu. Eine Strategie lässt sich schwer erkennen, wie denn auch, wenn nur ein kurzer Zeitraum von drei Tagen entscheidet. Auf oder zu, das wirkt fast beliebig. Und genau das bereitet den Händlern und Ausstellern solches Kopfzerbrechen.
"Wenn ich morgens aufwache, öffne ich als erstes die RKI-Landkarte, um zu sehen, wo welcher Inzidenzwert gilt", sagt Christian Greiner, Chef des Traditionskaufhauses Ludwig Beck. Er will im großen Durcheinander den Überblick behalten - mit erfreulichem Nebeneffekt. "In Geografie bin ich heute fitter, als ich es in der Schule war", sagt Greiner. Auch Gerrit Faust, Sprecher des Deutschen Museums, fragt frühmorgens erst einmal die Inzidenzwerte ab, um herauszufinden, ob Deutsches Museum, Verkehrszentrum und Flugwerft in Unterschleißheim zu- oder aufgesperrt werden müssen. Man will ja gewappnet sein, wenn Journalisten anrufen.
Über Planungsirrsinn in Einzelhandel und Kultureinrichtungen, schwindendes Vertrauen in die Politik und den Unterschied zwischen dem Verkauf von Schuhen und Socken lesen Sie hier mehr.
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