Wahlkampf:Mehrheit für Schokoeis und Neubauer

Wahlkampf: Die strahlende Siegerin Martina Neubauer.

Die strahlende Siegerin Martina Neubauer.

(Foto: Täubner-Benicke)

Grüne küren die Starnberger Kreisrätin in einer Online-Abstimmung zu ihrer Bundestagskandidatin

Von Michael Berzl, Starnberg

Eindeutiges Votum bei den Grünen: Die Mehrheit der Mitglieder in den Kreisverbänden Starnberg und Landsberg sowie im Ortsverband Germering bevorzugt Schokoladeneis, mit großem Abstand vor den Geschmacksrichtungen Erdbeere und Bier. Die wenigsten mögen gar kein Eis. Das hat eine Abstimmung bei einer als Video-Konferenz abgehaltenen Versammlung am Donnerstag ergeben. Es war der Test für die eigentliche Abstimmung an diesem Abend, die noch eindeutiger ausgefallen ist: Die Kreis- und Bezirksrätin Martina Neubauer aus Starnberg soll Bundestagskandidatin werden. Mit 74:8 Stimmen hat sie sich klar gegen ihren Konkurrenten Ingo Werner aus Weil im Landkreis Landsberg durchgesetzt.

Jemand muss geahnt haben, dass Neubauers Bewerbung auch durch das überraschende Auftreten eines zweiten Interessenten kaum gefährdet sein würde und es Grund zum Gratulieren geben könnte in Starnberg, denn ein Strauß Tulpen stand auf dem Tisch schon bereit. Kurz nach der Abstimmung klingelte es an der Tür und ein Karton wurde abgegeben, dessen Inhalt die frisch gekürte Kandidatin sogleich freudestrahlend vor der Kamera präsentierte: "Bequemes Schuhwerk für den Gang nach Berlin."

Die 57-Jährige, die zuletzt als Landrätin kandidiert und Stefan Frey (CSU) in die Stichwahl gezwungen hatte, gibt sich kämpferisch: "Alles ist drin, auch ein Direktmandat", sagte sie zum Abschluss ihrer fast genau siebenminütigen Vorstellungsrede. Darin skizzierte sie routiniert im Schnelldurchlauf einige politische Positionen: Ausbau von Solarenergie und Windkraft, ressourcenschonendes und nachhaltiges Bauen, Stopp des Artensterbens, eine Reform der Finanzierungsgrundlagen für Kommunen. Die jetzige Praxis, die zu einer Konkurrenz um die Gewerbesteuer führe, halte sie für falsch. Und sie erklärte: "Nazis gehören nicht in unsere Parlamente."

Ihr Mitbewerber Werner hatte den Schwerpunkt in seiner Vorstellung mehr auf seinen persönlichen Werdegang gelegt. Der 53-Jährige berichtete von der Gründung der Landsberger Energieagentur und von seinem Engagement im Naturschutzbund, von seiner Arbeit als Lebensmitteltechniker und promovierter Biochemiker. Er lebt in einem selbst gebauten Holzhaus mit Fotovoltaikanlage.

Das Votum der Grünen per Videokonferenz muss an diesem Wochenende mit einer Urnenwahl mit echten Zetteln aus Papier und persönlichem Erscheinen in einem Wahllokal bestätigt werden. Teilnehmen können dabei alle 626 stimmberechtigten Mitglieder im Bundeswahlkreis 224. Zur Abstimmung steht aber nur noch Neubauer. Am Wochenende darauf wollen die Grünen bei einer digitalen Delegiertenkonferenz in Augsburg ihre Landesliste beschließen. Sie wolle sich dort um einen aussichtsreichen Listenplatz bewerben, kündigte Neubauer an - für den Fall, dass es mit dem Direktmandat nicht klappt. Auch ihr unterlegener Mitbewerber Werner will auf die Landesliste.

Andere Bundestagskandidaten haben das Procedere schon hinter sich. Der CSU-Abgeordnete Michael Kießling aus Denklingen tritt erneut an. Der 47-jährige vertritt den Wahlkreis 224 seit 2017 in Berlin. Carmen Wegge aus München wurde auf Platz 20 der SPD-Landesliste gewählt. Die FDP schickt Britta Hundesrügge aus Gauting ins Rennen; auf welchem Listenplatz, entscheidet sich in zwei Wochen. Für die AfD tritt der 60-jährige Rechtsanwalt Rainer Gross aus Gauting an, der bisher schon im Bezirkstag sitzt. Die Freien Wähler nominieren ihre Kandidaten am kommenden Donnerstag.

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