Fußball:München muss bis zum 19. April liefern

Allianzarena von oben, 2019

Platz für 75 000 Zuschauer: Die Arena in Fröttmaning, in der vier EM-Spiele stattfinden sollen.

(Foto: Robert Haas)

Die Uefa fordert München auf, die Zuschauerprognosen für die im Frühsommer geplanten EM-Spiele zu präzisieren - am liebsten so, wie in Budapest: Dort soll das Stadion komplett gefüllt werden.

Von René Hofmann

Die Europäische Fußball-Union hat bestätigt, dass sich am 19. April bei der Sitzung des Uefa-Exekutivkomitees entscheiden wird, ob Spiele der Fußball-Europameisterschaft 2021 in München stattfinden. Die Veranstaltung ist erstmals als Turnier geplant, das in zwölf Ländern ausgetragen wird. Zwölf Städte sind als Gastgeber ausgewählt. Für Deutschland ist dies München. Hier sind drei Gruppenspiele der deutschen Nationalmannschaft gegen Weltmeister Frankreich (15. Juni), Europameister Portugal (19. Juni) und Co-Gastgeber Ungarn (23. Juni) geplant sowie ein Viertelfinale (2. Juli). Ob dies aber wirklich so kommt, ist fraglich.

Die Uefa drängt darauf, dass bei den Spielen auch Zuschauer in den Stadien sein dürfen. Aus ihrer Sicht am liebsten möglich viele. Ein Grund hierfür: Die Ticketeinnahmen stellen für den Verband eine wichtige Einnahmequelle dar. Acht der Gastgeberstädte hätten zugesagt, Fans in die Arenen zu lassen, teilte die Uefa am Freitagabend mit. "Die anderen vier haben bis zum 19. April Zeit, weitere Informationen über ihre Pläne einzureichen", ließ der Verband wissen: Zu diesem Zeitpunkt würden dann "finale Entscheidungen über die Durchführung von Spielen an diesen vier Veranstaltungsorten getroffen".

Diese Ankündigung lässt sich auf zwei unterschiedliche Weisen interpretieren: Entweder als Bekenntnis zu dem Plan, die EM an zwölf Orten spielen zu wollen. Oder als Ultimatum: Bessert nach, oder ihr seid draußen! Neben München erging die Aufforderung an Bilbao, an Dublin und an Rom, wo am 11. Juni die EM-Eröffnung geplant ist.

Amsterdam (54 990 Zuschauerplätze), Bukarest (55 600), Kopenhagen (38 065) und Glasgow (51 866) haben der Uefa versprochen, ihre Stadien zu 25 bis 33 Prozent auslasten zu wollen; in den Niederlanden, in Rumänien und in Dänemark soll Ende dieses Monats aber noch einmal geprüft werden, ob vielleicht sogar noch mehr möglich ist. Zu einem Viertel gefüllt werden soll auch das Wembley-Stadion in London (90 000), ab dem Halbfinale sollen dort dann noch mehr Zuschauer Plätze finden; Baku (69 870) und St. Petersburg (68 134) versprechen eine Auslastung von mindestens 50 Prozent, die Puskás-Aréna in Budapest soll sogar komplett gefüllt werden. Ihre Ränge bieten 65 000 Schaulustigen Platz.

Dass die Veranstaltung für die Fans allerdings nirgendwo eine unbeschwerte Party werden dürfte, lassen die zahlreichen Einreisebeschränkungen und -anforderungen ahnen, auf die die Uefa schon jetzt hinweist. In neun der vorgesehenen Gastgeberländern können auch Ticketinhaber auf keine Erleichterungen hoffen. Selbst in Ungarn, wo die Schlachtenbummler besonders willkommen erscheinen, muss neben einer Eintrittskarte der Nachweis für zwei negative Coronatests aus den fünf Tagen vor der Einreise ins Land präsentiert werden - oder die Bestätigung für eine überstandene Covid-19-Infektion, die allerdings nicht länger als sechs Monate zurückliegen darf.

Die Vorgaben sind derart vielfältig, dass allen Ticketinhabern von der Uefa eine Mail versprochen wurde, wo sie sich über Details informieren können. Fans, denen der Aufwand zu hoch ist, können ihre Tickets über ein Online-Portal zurückgeben. Die Frist hierfür endet am 22. April um 18 Uhr. Anschließend wird für jedes Match geschaut, wie viele Ticketbesitzer es noch gibt - und wie viele Plätze gefüllt werden können. Per Los soll dann entschieden werden, wer vielleicht noch draußen bleiben muss.

München hat die Frage nach einer Zuschauerbeteiligung gegenüber der Uefa mit verschiedenen Szenarien beantwortet: Was möglich sei, hinge letztlich vom Pandemie-Geschehen zum Zeitpunkt der Spiele ab. Nähere Details sind nicht bekannt. Das Sportamt der Stadt äußerte sich zu diesen auch am Freitag nicht. "Wir sind weiterhin sehr zuversichtlich, dass München als Austragungsort der Europameisterschaft bestätigt werden wird", sagte der Generalsekretär des Deutschen Fußball-Bundes (DFB)

, Friedrich Curtius, der ARD-"Sportschau". Zu Münchens EM-Perspektiven hatte es in dieser Woche ein Treffen zwischen Uefa-Präsident Aleksander Ceferin und Ministerpräsident Markus Söder (CSU) gegeben. Am Freitag äußerte sich auch Hansi Flick zur Frage nach Fans bei den EM-Spielen. "Ich würde mich freuen, wenn Zuschauer zugelassen werden", sagte der Trainer des FC Bayern, "das würde für uns in der Bundesliga heißen, dass es nächste Saison vielleicht mit Zuschauern vonstatten gehen könnte."

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