Kommentar:Gewohnt sachorientiert

Josef Niedermair war im Wahlkampf über die mangelnde Unterstützung enttäuscht, jetzt aber blickt er nach vorn

von Alexandra Vettori

Dreißig Prozent Wahlbeteiligung waren die Grenze, die sich Josef Niedermair selbst gesetzt hatte. Ab dieser würde er "ein gutes Gefühl" haben, weil er eine stattliche Zahl der Hallbergmooser Wählerschaft hinter sich wüsste. Dieses Ziel hat der einzige Kandidat dieser sehr speziellen Bürgermeisterwahl erreicht, sogar 35,28 Prozent gingen zur Wahl, fast 90 Prozent stimmten für ihn. Und das, obwohl die Ausgangsbedingungen denkbar schlecht waren. Als einziger Kandidat musste Niedermair im Vorfeld hören: "Du wirst es ja eh." Dazu kamen die Corona-bedingte Briefwahl und eine Wahl-Mobilisierung ohne Infostände, ohne Veranstaltungen.

Doch der 63-Jährige, der seit vorigem Jahr eigentlich schon im politischen Ruhestand war, hat sich wacker geschlagen. Für ihn ist es wichtig, dass doch viele zur Wahl gegangen sind, das stärkt seine Position im Gemeinderat. Die CSU ist mit neun Gemeinderätinnen und -räten zwar stärkste Fraktion, eine Mehrheit aber ist das bei weitem nicht. Und dass es mit dem Konsens nicht ganz so weit her ist, wie bei der gemeinsamen Präsentation des "Konsenskandidaten" aller Fraktionen zu vermuten war, musste Niedermair schon bald erleben. Keine Partei hat auch nur für die Wahl geworben, für Niedermair eine herbe Enttäuschung. Wer ihn kennt weiß, dass er jetzt trotzdem klaren Kurs voraus nimmt, gewohnt sachorientiert und ohne Nachtarock.

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