Mobilfunk:Game, Set and Mast

Mobilfunk: Die Isartalgemeinde Icking will die Belastung durch Mobilfunkstrahlung minimieren und deshalb Antennen auf einen Mast außerhalb der Ortsmitte konzentrieren.

Die Isartalgemeinde Icking will die Belastung durch Mobilfunkstrahlung minimieren und deshalb Antennen auf einen Mast außerhalb der Ortsmitte konzentrieren.

(Foto: Hartmut Pöstges)

Die Gemeinde Icking hat nach jahrzehntelangen Bemühungen ein Grundstück außerhalb der strahlenbelasteten Ortsmitte gefunden. Die Antennen der Mobilfunkbetreiber sollen nun am Tennisplatz konzentriert werden

Von Claudia Koestler, Icking

Der Mobilfunk und die Suche nach Standorten für entsprechende Masten schlägt in der Gemeinde Icking schon seit Jahrzehnten hohe Wellen. Sogar zu Bedrohungen ist es dabei bereits gekommen. Nun hat der Gemeinderat in seiner jüngsten Sitzung am Montag eine wegweisende Entscheidung bei der Frage nach dem Standort getroffen, die die Strahlenbelastung im Zentrum der Gemeinde künftig signifikant reduzieren soll. Der gordische Knoten, sagt Vize-Bürgermeisterin Claudia Roederstein (UBI) auf Nachfrage, sei damit zwar noch nicht durschlagen: "Es wäre zu früh zu sagen, wir haben's." Immerhin aber konnte sich das Ratsgremium mehrheitlich auf eine Standort-Variante in der Nähe der Ickinger Tennisplätze für einen 35 Meter hohen Stahlgittermast verständigen. Nun folgen Gespräche mit den betroffenen Vereinen WSVI und TCI, ehe die Gemeinde in die Vertragsverhandlungen mit Vodafone einsteigt.

Mobilfunkbetreiber gelten als privilegiert, dürfen also Funkmasten aufstellen, um die Versorgung ihrer Kunden zu gewährleisten. In Icking fordern - wie auch in anderen Kommunen - manche Bürger einen kompletten Stopp des Ausbaus, wozu eine Gemeinde jedoch keine rechtliche Handhabe hat. Damit besteht die Gefahr, dass Mobilfunkbetreiber sich für ihr privilegiertes Vorhaben selbst Standorte suchen, egal wie dort die Strahlenbelastung für die Bürger aussieht. Oder aber eine Gemeinde wirkt bei der Standortsuche mit - und kann somit sicherstellen, dass die Belastung so gering wie möglich ausfällt. So hat es die Gemeinde Icking bei früheren Mobilfunkausbauten gehandhabt, ein Weg, der kürzlich von Experten auch für den Ausbau von 5 G empfohlen wurde. Weil seit Jahrzehnten viele Antennen vor allem auf einem privaten Hausdach in der Ortsmitte konzentriert sind und die Gemeinde diese Strahlenemission gerne aus dem Zentrum und von der Wohnbebauung weg haben möchte, wird seit 2012 schon nach eine Konzentrationsfläche außerhalb gesucht. Ein Grundstück nahe des Sportplatzes wurde dazu von der Eigentümerin in Aussicht gestellt - an einer Stelle, die Fachleute als besonders geeignet ansehen, weil die Strahlenbelastung für die Anlieger dort verhältnismäßig gering gewesen wäre. 2019 aber kam es zu einem Eklat: Die Grundeigentümerin wurde massiv bedroht, woraufhin sie ihr Angebot zurückzog. Die Suche begann erneut. Ein Standort hinter den Tennisplätzen am Wald wurde daraufhin von einem Bautechniker als ungeeignet bewertet. Nach einer Ortsbegehung schälten sich aber zwei Standortmöglichkeiten auf gemeindeeigenem Grund in unmittelbarer Nähe der Tennisplätze heraus, die am Montag im Gemeinderat lange und intensiv diskutiert wurden. Mit zwölf zu fünf Stimmen sprachen sich die Mitglieder dann für die Variante B südwestlich der südlicheren Tennisplätze aus.

Der erste Standort-Vorschlag westlich der nördlicheren Tennisplätze wäre in einem Bereich gewesen, den der Tennisclub laut Roederstein eigentlich zur Erweiterung vorgesehen hat. Auch die Bauzufahrten seien problematisch, weil die Lastwagen zwischen den Tennisanlagen hindurch fahren müssten. Und der Mast stünde mit etwa 100 Metern Entfernung näher am Hauserweg und der dortigen Wohnbebauung. Die nun beschlossene Standort B ist zwar optisch prominenter, liege aber 175 Meter weit weg vom Hauserweg, sei während der Bauphase leichter zu erreichen und werde vom TCI favorisiert.

Mobilfunk Icking Standorte

Zwei Standort-Möglichkeiten standen in der Sitzung des Gemeinderats zur Diskussion. Mehrheitlich votierten die Gemeinderäte für Variante B.

(Foto: Gemeinde Icking/OH)

Dass es nun ein 35 Meter hoher Mast werden könnte, also fünf Meter höher als zuvor diskutiert, liegt daran, dass er nicht alleine Vodafone dienen soll. Die Gemeinde erhofft sich, dass die weiteren Mobilfunkbetreiber ebenfalls an diesen Standort wechseln und ihre bisherigen Antennen in der Ortsmitte abbauen werden. Eine entsprechende Absichtserklärung gebe es bereits von Telefónica.

Wann der Mast tatsächlich stehen wird, ist derzeit nicht abzuschätzen. Zunächst sollen nun die Vereine WSVI und TCI mit ihren Mitgliedern sprechen, wie diese zum Standort stehen. Im Mai will Bürgermeisterin Verena Reithmann (UBI) Gespräche mit allen Mobilfunkbetreibern führen. Fünf Bürger hatten sich zudem in der Gemeinderatssitzung zu Wort gemeldet und sich hierbei für den Standort ausgesprochen.

Der Ickinger Arbeitskreis zum Schutz vor Elektrosmog hingegen hatte einen Antrag gestellt, den Tagesordnungspunkt zu verschieben, bis neue Lösungsansätze gefunden seien. Einen entsprechenden Gesprächstermin im Februar hatte der Arbeitskreis laut Roederstein jedoch abgesagt. Nun sei seitens des Arbeitskreises angekündigt worden, einen zweiten Anlauf für eine außerordentliche Bürgerversammlung nehmen zu wollen.

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