Klimaschutz:"Ein deutlicher ökologischer Gewinn"

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In Bad Tölz werden künftig der Kindergarten, die Grundschule und die benachbarte Dreifachturnhalle über ein gemeinsames Nahwärmenetz versorgt. (Foto: Harry Wolfsbauer)

Die Stadt Bad Tölz und der Landkreis beschreiten neue Wege bei der Energieversorgung für den Kindergarten und den Turnhallen-Komplex der Jahnschule

Von Klaus Schieder, Bad Tölz

Auf der alten Turnhalle der Tölzer Jahnschule war winters zu sehen, wie Energie in einer Zeit verschleudert wurde, als Klimawandel noch ein Fremdwort war: Die Heizung für den Sportunterricht reichte aus, um den Schnee auf dem Dach zu schmelzen. "Wir haben nie räumen müssen, weil die Wärme durch die Decke gegangen ist", sagt Stadtbaumeister Florian Ernst. Durch den Neubau des Kindergartens an der Jahnstraße und den Ausbau der Jahnschule soll dies nun ganz anders werden. Mit der Wärmeversorgung des gesamten Areals gehen die Stadt Bad Tölz und der Landkreis einen neuen Weg: Der Kindergarten, die Grundschule und die benachbarte Dreifachturnhalle des TV Bad Tölz werden über ein gemeinsames Nahwärmenetz versorgt - und zwar über das Biomasseheizkraftwerk, das seit 2016 das Schulzentrum des Landkreises mit Gymnasium, FOS, BOS, Förderschule, Realschule und Berufsschule beliefert. Ziel sei es, in Bad Tölz nicht bloß "ein Klein-Klein-Netz" an Wärmenetzen zu haben, sagt Bürgermeister Ingo Mehner (CSU).

Möglich wurde die im Landkreis einmalige Kooperation, weil die Berufsschule nicht nur an der Gudrunstraße, sondern mit einer Dependance auch an der Bairawieser Straße angesiedelt ist - und damit nahe am Schulgelände. Ein gewichtige Rolle spielte auch, dass der Landkreis durch die Sanierungen in seinen Schulen eine Menge Energie einspart, wodurch Kapazitäten frei sind, um auch die Gebäude auf dem Jahnschulareal zu versorgen. Eine Lieferung von 450 Kilowattstunden ist auf diesem Weg möglich. Etwaige Spitzenlasten soll ein neuer Gaskessel ausgleichen, der im Keller der Dreifachturnhalle den alten Ölkessel ersetzt. In dieser Sportstätte tauscht die Stadt auch die Lüftungsanlage aus, was Mehner zufolge nicht bloß 44 206 Euro pro Jahr einspart, sondern auch 109 Tonnen CO₂-Ausstoß. In nur sieben Jahren werde sich damit die Investition in die Lüftung amortisiert haben, sagt er.

Die Zusammenarbeit zwischen Landkreis und Stadt in der Nahwärmeversorgung war nicht einfach, obwohl sie nur auf kommunaler Ebene läuft. Es wäre leichter gewesen, die Neubauten auf dem Jahnschulareal an ein Wärmenetz der Stadtwerke anzuschließen. Das Tochterunternehmen der Stadt ist als lokaler Energieversorger zwar mit an Bord, das Biomasseheizkraftwerk im Schulzentrum wird jedoch vom Landkreis betrieben. Der Teufel bei der Kooperation liegt laut Mehner im juristischen Detail, vor allem in Fragen der Steuer- und Vergaberechts. Am Ende hat es aber geklappt. Dies freue ihn sehr, so der Bürgermeister: "Die Kombination der herkömmlichen Energienutzung mit regenerativen Heizformen ist ein wichtiger Meilenstein auf unserem Weg der Nachhaltigkeit und der Energieeffizienz."

Wie viel die Stadt an Energiekosten künftig einsparen wird, lässt sich allerdings schwer abschätzen. Mit der Turnhalle, dem Probenraum für die Stadtkapelle, zwei weiteren Klassenzimmern, der Mittagsbetreuung, der Aula und dem Kindergarten entstehen neuen Räume, die zuvor gar nicht oder so nicht da waren. Dennoch, so Mehner: Das Nahwärmenetz, die moderne Lüftung und die neuen Gebäude, die deutlich weniger Energie verbrauchen, seien "große Hebel der Energiewende". Hätte man das Projekt nicht so rasch in trockene Tücher gebracht, "hätten wir für enorme Kosten eine eigene Heizung bauen müssen". Hinzu wären unter anderem auch noch Ausgaben für die Wartung gekommen, ergänzt Stadtbaumeister Ernst.

Die Leitungen fürs Nahwärmenetz führen von der Berufsausschule aus wie eine große Schlinge durch das gesamte Schulareal. Wie Ernst erläutert, gehen sie "baumschonend" auf der südlichen Seite des neuen Kindergartens an den Rigolen vorbei zum neuen Parkplatz an der Jahnstraße, weiter zur bisherigen Baustellenzufahrt, von dort aus dann unter den Regenwasserrückhaltebecken in den Keller der zweigeschossigen Aula und wieder nach Süden zum Kindergarten. Die Wärmeleitungen zu den zwei alten Punkthäusern, die am Ende abgerissen werden, würden später gekappt, sagt Ernst. Auch die Ölheizung im Altbau der Jahnschule werde dann entfernt, das zwei Meter tiefe Geschoss dort abgedeckt und darüber eine Aufenthaltzone errichtet, die ein "fingerartiger" Fortsatz der Aula in den alten Trakt hinein sei. Auch wenn die Energieeinsparung noch nicht zu beziffern sei, ist für Mehner eines klar: "Es wird ein deutlicher ökologischer Gewinn sein."

© SZ vom 21.04.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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