Teublitz:Gegen den Flächenfraß

Naturschützer wollen Gewerbegebiet in Oberpfalz verhindern

Der Flächenfraß zählt zu den umkämpftesten Umweltproblemen in Bayern. Jetzt steht der Streit vor einem erneuten Höhepunkt. Der Landesbund für Vogelschutz (LBV) wird gegen die Ausweisung eines 20 Hektar großen Gewerbegebiets in Teublitz in der Oberpfalz klagen. "CSU und FW haben in ihrem Koalitionsvertrag festgeschrieben, den Flächenverbrauch in Bayern zu halbieren", sagt LBV-Chef Norbert Schäffer. "Stand heute, also zur Hälfte der Legislaturperiode, gibt es keinen Fortschritt. Deshalb wollen wir am Beispiel dieses Gewerbegebiets demonstrieren, dass es so nicht weitergehen darf." Die Landtagsgrünen unterstützen den LBV. Sie üben heftige Kritik daran, dass CSU und FW im Landtag erst in dieser Woche eine Petition gegen das Projekt abgelehnt haben.

In Bayern werden jeden Tag 10,8 Hektar Wald, Wiesen, Äcker oder andere freie Landschaft in Baugrund für Siedlungen, Gewerbegebiete, Straßen und andere Verkehrswege umgewandelt. Pro Woche gehen so zwei Bauernhöfe mit je 36 Hektar Acker- und Weideland verloren. Im Jahr summiert sich das auf die Fläche der schwäbischen 44 000-Einwohner-Stadt Kaufbeuren. Das Gewerbegebiet in Teublitz ist aus Sicht der Gegner ein Paradebeispiel für den verschwenderischen Umgang mit freier Landschaft. Es soll sich einmal auf 20 Hektar Fläche an der A- 93-Anschlussstelle Teublitz erstrecken. Aktuell steht dort ein Mischwald.

"Obwohl der Wald direkt an A 93 liegt, handelt es sich um einen ökologisch wertvollen Bestand mit Buchen, Eichen und Erlen", sagt LBV-Chef Schäffer. "Außerdem leben dort geschützte Tiere wie die Erdkröte oder der Feinstreifige Laufkäfer." Das ist es aber nicht alleine, was die Naturschützer gegen die Pläne aufbringt. Sie werfen dem Teublitzer Bürgermeister Thomas Beer (CSU) und dem Stadtrat vor, das Projekt voranzutreiben, obwohl in der Region ausreichend freie Gewerbeflächen vorhanden sind. Der Wald könnte also ohne Nachteile für die Wirtschaft geschont werden.

Der Teublitzer Stadtrat hat das Gewerbegebiet im Februar mit den Stimmen von CSU und SPD final auf den Weg gebracht. Im Vorfeld hatte Bürgermeister Beer wiederholt beteuert, dass seine Stadt "aktuell null freie Flächen" für Unternehmen mehr habe. Der Grund: Man habe 30 Jahre keine Gewerbeflächen ausgewiesen. Jetzt aber habe man ein Recht auf Entwicklung. Das Projekt selbst könne nur an der A 93 realisiert werden, weil in Teublitz selbst oder an seinen Rändern keine Flächen zur Verfügung stünden.

Der Mischwald selbst ist in Besitz des Freistaats. Wenn das Gewerbegebiet kommen soll, muss ihn die Stadt vom Freistaat erwerben. Dabei kommt der Landtag ins Spiel. Er muss dem Handel zustimmen. Nachdem die Stadt sich nicht von ihren Plänen hat abbringen lassen, richteten die Gegner eine Petition an den Landtag - in der Hoffnung, dass die Abgeordneten das Projekt getreu ihren Bekenntnissen zum Flächensparen unterbinden. Doch CSU und FW verwarfen die Petition. Deshalb setzt der LBV nun auf den Klageweg.

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