Schleifen, Feilen, Nähe, Töpfern:Gemeinsam werkeln

Schleifen, Feilen, Nähe, Töpfern: Ein Lagerhalle hat der Verein "Nagel und Faden" für seine Werkstatt in Geretsried schon gefunden. Nun braucht er noch Sponsoren und Helfer.

Ein Lagerhalle hat der Verein "Nagel und Faden" für seine Werkstatt in Geretsried schon gefunden. Nun braucht er noch Sponsoren und Helfer.

(Foto: Harry Wolfsbauer)

Verein "Nagel und Faden" will in Geretsried eine offene Werkstatt einrichten

Von Susanne Hauck, Geretsried

Gabriele Rogge steht in einer großen leeren Fabrikhalle, der neuen Wirkungsstätte des jungen Vereins "Nagel und Faden". "Ich bin gespannt, wie weit wir in einem Jahr sind", sagt die Vorsitzende. Vielleicht sind dann schon die Werkbänke mit den Bohrern, Nähmaschinen, Schleifgeräten da, und es wird gefeilt und gewerkelt, was das Zeug hält. Doch bis jetzt deutet bis auf ein paar Akkuschrauber noch nicht viel darauf hin, dass hier die erste offene Werkstatt in Geretsried entstehen soll. Denn noch befindet der Verein ganz am Anfang.

Eigentlich sei sie ja eher eine Hobbygärtnerin als eine Heimwerkerin, verrät Rogge, die eine Augentierarztpraxis am Neuen Platz hat. Trotzdem treibt sie die Idee um, wonach jeder kommen und die Werkstatt nutzen kann, wie sie es beispielsweise vom Münchner "Haus der Eigenarbeit" kennt, das es schon seit 30 Jahren erfolgreich gibt. "So was brauchen wir bei uns auch", begeistert sie sich. Einen Raum und die notwendigen Werkzeuge, um etwas Neues anzufertigen oder Altes wieder herzurichten. Dahinter steht der Gedanke, einen Beitrag zu einer nachhaltigeren Gesellschaft zu leisten und den Gemeinschaftssinn zu fördern. Etwas selber zu machen anstatt nur zu konsumieren. "Diese Wegwerfgesellschaft ist doch der Wahnsinn", sagt Rogge, die fasziniert ist von dem Gedanken einer generationenübergreifenden Begegnungsstätte, wo sich Gleichgesinnte kreativ ausleben können. Und wo man sich lieber hochwertige Maschinen teilt, statt dass jeder für sich lauter Billigteile anschafft. "Es hat auch nicht jeder Platz für eine eigene Werkstatt", betont ihre Stellvertreterin Marina Meyndt den praktischen Aspekt. Außerdem wolle nicht jeder den Dreck daheim haben.

Ein paar E-Mails Ende Februar im Bekanntenkreis genügten, und es waren genügend Mitstreiter gefunden, die Rogge unterstützen wollen. Elf Mitglieder aus Geretsried und Wolfratshausen hat der gemeinnützige Verein bis jetzt. Und auch schon einen zugkräftigen Namen. "Nagel und Faden" hat das Rennen gemacht, wie ein großer Zettel an der Wand verrät, dicht gefolgt von dem Vorschlag "MiMa-Werkstatt". Der Verein könnte jederzeit die frei gewordene Halle am Bunsenweg 11 mieten. "Sie bietet sich an, weil die Nachbarschaft nicht lärmempfindlich ist", erklärt Rogge. Architekt und Zweiter Vorsitzender Martin Bruckner stellt die Umbaupläne vor, wonach sich die 250 Quadratmeter große Fläche in verschiedene Handwerksbereiche mit professionell ausgestatteten Arbeitsplätzen teilen lässt. Dank eingezogener Zwischenwände sollen hier Holzarbeiten ebenso möglich sein wie Nähen, Töpfern und Papiergestaltung. Eine Keramikerin will einen Brennofen zur Verfügung stellen. Es soll ein Repair-Café geben - vielleicht in Zusammenarbeit mit dem Quartiersmanagement Stein -, einen Aufenthaltsraum, ein Office für die Anmeldung, vielleicht einen Gemeinschaftsgarten.

Die Vereinsmitglieder sind optimistisch, dass sich die Werkstatt später einmal finanziell selbst tragen kann. Nutzer würden zehn Euro pro Stunde zahlen, die Leihgebühren für Maschinen nach Minuten abgerechnet. Kurse wären extra zu berappen. Die notwendige Aufsicht und Anleitung würden Coaches übernehmen. "Man kann ja nicht nur einfach aufschließen und die Leute an die Kreissäge lassen", erklärt Rogge, die einen "Schreinermeister in Rente mit Spaß am Ehrenamt " zu gewinnen hofft.

Nun heißt es aber erst einmal, die Finanzierung auf die Beine zu stellen. Der Verein schätzt, dass er mindestens 80 000 bis 100 000 Euro für den Umbau und die Anschaffung der Maschinen braucht. "Wir denken an Spendenaktionen und Crowdfunding", so Bruckner. Wie schnell jetzt etwas vorwärts geht, hängt also von den Geldgebern ab - und von den Menschen, die tatkräftig bei der Umsetzung helfen wollen.

Mehr Infos demnächst unter www.nagel-faden.de

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