Verkehr in München:Was die MVG fürs kommende Jahr plant

Verkehr in München: Auch wenn sich 2022 wohl wenig tun wird im ÖPNV, bei den Bussen sieht die MVG Spielraum.

Auch wenn sich 2022 wohl wenig tun wird im ÖPNV, bei den Bussen sieht die MVG Spielraum.

(Foto: Alessandra Schellnegger)

Die Pandemie wirkt sich auch auf den Nahverkehr aus, lediglich ein paar Bus-Linien sollen verstärkt werden. Was sonst noch im "Leistungsprogramm 2022" steckt.

Von Andreas Schubert

Der öffentliche Nahverkehr ist das Rückgrat der Verkehrswende. Doch seit Ausbruch der Corona-Pandemie vor über einem Jahr bleibt ein Großteil der Fahrgäste fern. Die Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG) verzichtet in ihrem Leistungsprogramm für 2022 deshalb weitgehend auf eine Ausweitung des Angebots. Nur wirklich notwendige Neuerungen sind vorgesehen. Auf manchen Buslinien fährt die MVG die Leistungen sogar zurück.

Derzeit sind nach Angaben der MVG nur etwa halb so viele Passagiere im öffentlichen Nahverkehr unterwegs wie vor der Pandemie. Eine vollständige "Normalisierung" sei nicht absehbar. Während bis Anfang 2020 die Zahl der Fahrgäste von Jahr zu Jahr gestiegen war und damit auch die Einnahmen, so arbeiten viele Menschen inzwischen im Home-Office. Bei vielen, die nach wie vor regelmäßig in der Stadt unterwegs sind, hat sich das Mobilitätsverhalten verändert - vor allem der Radverkehr hat zugenommen. Deshalb sind ausschließlich notwendige Maßnahmen wie die Erschließung von Neubaugebieten und neuen Schulstandorten Fahrplanwechsel vorgesehen.

Taktverdichtungen bei Tram und U-Bahn soll es zum Fahrplanwechsel im Dezember nicht geben, so heißt es zumindest in der vorläufigen Fassung des Leistungsprogramms, zu dem sich zunächst die Bezirksausschüsse und Verbände äußern können, bevor es im Juli im Stadtrat behandelt wird.

Immerhin sieht die MVG bei den Bussen noch etwas Spielraum, manches kommt sogar schon vor dem Fahrplanwechsel: So wird der Metrobus 57 aufgrund steigender Schülerzahlen mit Beginn des Schuljahrs 2021/22 morgens und mittags im Fünf-Minuten-Takt zum Bildungscampus Freiham fahren, auf der Linie soll ein zusätzlicher Bus-Zug zum Einsatz kommen. Der Stadtbus 157 wird nach Germering verlängert, zwischen Olching und Freiham Bahnhof kommt die neue Regionalbus-Linie 860 und der Takt des Metrobusses 60 wird wegen des Schülerverkehrs zeitweise auf fünf Minuten verdichtet.

Etwas dünnere Takte gibt es dagegen bei den Buslinien 52, 154, 162/163,164/165, 168 und 180. Dafür wird voraussichtlich der neue Interims-Gasteig in Sendling vom kommenden Herbst an mit einem erweiterten Angebote angebunden, die Finanzierung wird noch geklärt. Weitere Maßnahmen sind erst in den folgenden Jahren vorgesehen.

Andreas Barth, Münchner Sprecher der Initiative Pro Bahn, hebt die verbesserte Anbindung Freihams als positiv hervor, lehnt die teilweise Reduzierung des Angebots bei den Bussen grundsätzlich ab. Das Leistungsprogramm sei unzureichend. Verschlechterungen müssten zumindest so geplant sein, dass sie kurzfristig wieder rückgängig gemacht werden könnten.

Die aktuelle Fassung des Leistungsprogramms sei nur eine Planungsgrundlage, erklärt MVG-Sprecher Johannes Boos. Paul Bickelbacher (Grüne) sieht darin nur ein "Minimalprogramm", das sich je nach Entwicklung des Bedarfs aber auch während des Jahres ausbauen lasse. "Verbesserungen gehen immer", sagt der Verkehrsexperte. Ziel sei es weiterhin, U-Bahn-Takte auf fünf Minuten zu verdichten. Dies betont auch Nikolaus Gradl (SPD) und stellt in Aussicht, dass der Stadtrat dafür Geld zur Verfügung stellen werde.

Beide erklären, die Stadt strebe weiter an, dass 30 Prozent aller Wege mit dem ÖPNV zurückgelegt werden. Auch für 2021 brauche es unbedingt einen Rettungsschirm für den öffentlichen Nahverkehr. Und zwar sollten die Verluste, anders als für 2020, vollständig ausgeglichen werden. Zur Erinnerung: Von 155 Millionen Euro Verlust glich der Freistaat nur 140 Millionen Euro aus.

CSU-Fraktionschef Manuel Pretzl hält die Aussetzung von Maßnahmen und eine Verschlechterung des Angebots ebenso für den falschen Weg. "Wir brauchen mehr und nicht weniger Kapazitäten in den Verkehrsmitteln, auch um den Fahrgästen den nötigen Abstand zu ermöglichen", sagt er. Nur ein verbessertes MVG-Angebot werde die Kunden wieder zurück in U-Bahn, Bus und Tram bringen.

Zur SZ-Startseite
Impfpass und Spritze

SZ PlusCorona-Impfung
:"Da appelliere ich an die Gelassenheit"

Warum war die Nachbarin schon dran und ich nicht? Ist es gerecht, dass Geimpfte mehr Freiheiten haben? Ethik-Professor Georg Marckmann über Ungleichbehandlung, Impfneid und wie der Einzelne damit umgehen sollte.

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: