Vorschau:Bewegung trotz Beschränkung

Elf Tage lang zeigt "Dance 2021" digitale Tanzproduktionen. Berühmtes trifft auf Politisches

Von Rita Argauer

Der Aufwand war enorm. Die Münchner Tanzbiennale Dance findet dieses Jahr statt, rein digital. Obwohl das Festival zunächst ganz analog geplant wurde. Für die Organisatoren um Dance-Chefin Nina Hümpel war das die dreifache Arbeit, dafür, dass man nun ein Festival-Programm über den Computer empfangen kann, das beinahe so üppig ist wie gewohnt. "Absage war nie eine Option", sagt Nina Hümpel in der Eröffnung-Pressekonferenz am Dienstag. Vielmehr flossen die Pandemie-Erfahrung von Nähe und Distanz in das Programm mit ein. Hinzu kommt ein politischer Schwerpunkt.

Dennoch stechen großen Namen im diesjährigen Programm zunächst hervor: Am Donnerstag, 6. Mai, eröffnen Richard Siegal und Jan Martens das Festival. Martens zeigt die Uraufführung seines Stücks "any attempt will end in crushed bodies and shattered bones" im Live-Stream als abgefilmte Aufführung. Siegal spielt mit den neuen erzwungenen medialen Ebenen: "Two for the Show - All for One and One for the Money (Extended Choreographer's Cut)" vereint Livetanz und Film mit Gaming. Weiter werden alte und neue dokumentarische Filme von und über Anna Teresa de Keersmaeker und Stücke von Lucinda Childs gezeigt. Mit "New Ocean", einem weiteren Stück von Siegal, das ursprünglich mal im Prinzregententheater hätte aufgeführt werden sollen, dann für die Rotunde der Pinakothek der Moderne umgeplant wurde und von dort nun von Arte aufgezeichnet und ausgestrahlt wird, endet das Festival am 16. Mai.

Elf Festival-Tage liegen dazwischen. Ein inhaltlicher Schwerpunkt ist dabei politische Artikulation und Agitation im Tanz. Etwa durch das Stück "North Korea Dance" der Südkoreanerin Eun-Me Ahn, das das Streben nach Vereinigung der beiden Koreas abbildet. Oder dem Choreografen Serge Aimé Coulibaly, dessen Stück "Fitry" aus Burkina Faso gestreamt wird, sowie das dezidiert politisch arbeitende israelische Duo Sheinfeld & Laor mit ihrem Stück "Big Mouth". Unterstützt wird diese inhaltliche Klammer vom dreitägigen Symposium "Articulate! Activate! Protest!" zum politischen Ausdruck in Tanz und Literatur.

Neben den internationalen Gästen sind auch dieses Mal Münchner Künstler wie Anna Konjetzky oder Ceren Oran dabei. Während Konjetzky sich und ihre künstlerische Arbeit aber dem abgefilmten Streaming verweigert und mit "Wut" eine filmische Performance zeigt, nutzt Ceren Oran ein Tool unserer Zeit: Sie lässt in "The Urge" Tänzer in München, Berlin und Köln gleichzeitig, quasi per Videokonferenz tanzen.

Dance 2021, Donnerstag, 6. Mai, bis Sonntag, 16. Mai, alle Formate, sowie Karten und Streams über www.dance-muenchen.de

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