Artenschutz in Bayern:Wolfsgeheul in der Regierungsfraktion

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Ein Wolf schaut hinter einem Baum in einem Wildpark im oberbayerischen Poing hervor (Symbolbild). (Foto: Lino Mirgeler/dpa)

CSU und Freie Wähler wollen den Schutzstatus des Tiers lockern. Ein Experte kritisiert: Die Regierungsparteien bedienen so Ressentiments vieler Bauern - wohl wissend, dass der Vorstoß ins Leere laufen wird.

Von Christian Sebald

Es kommt zwar eher selten vor, dass ein Wolf irgendwo in Bayern ein Schaf oder ein anderes Nutztier reißt. Aber wenn es vorkommt, kann man ziemlich sicher sein, dass CSU und FW mit ein paar Wochen Verzögerung fordern, die Staatsregierung möge auf eine Absenkung des Schutzstatus für die Raubtiere drängen, damit man sie leichter abschießen kann. So auch jetzt wieder: Am Donnerstag hat der Umweltausschuss des Landtags mit den Stimmen der schwarz-orangen Regierungskoalition einen entsprechenden Antrag der CSU-Fraktion befürwortet. Anlass war, dass Anfang März Wölfe aus dem Rudel im Veldensteiner Forst im oberfränkischen Betzenstein zwei Wildgatter heimgesucht und in ihnen mehr als 20 Stück Wild gerissen haben.

Aus Sicht von SPD und Grünen, aber auch der meisten Experten sind solche Anträge Schaufensterpolitik. Die Regierungsparteien "bedienen damit die Ressentiments vieler Bauern gegen die Wölfe - wohl wissend, dass die Anträge ins Leere laufen, weil sie gegen geltendes Recht sind", sagt ein Fachmann, der nicht genannt werden will, weil er in einer Umweltbehörde arbeitet.

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Selbst die CSU räumt das ein, man muss nur genau hinschauen. "Der Wolf zählt (...) zu den besonders und streng geschützten Arten", schreibt sie in der Begründung ihres Antrags. "Eine Änderungsmöglichkeit für Bayern besteht (...) aktuell nicht." In anderen Worten: Erleichterungen für Abschüsse wird es trotz des Vorstoßes nicht geben.

Nun könnte man meinen, dass mit der Annahme des CSU-Antrags wieder Ruhe einkehrt im Landtag in Sachen Wolf, zumindest bis das nächste Mal einer auffällig wird. Doch das stimmt auch nicht. Denn die Grünen haben ebenfalls am Donnerstag verlangt, dass die Staatsregierung berichtet, wie sie den Bauern beim Schutz ihrer Herden gegen Wolfsübergriffe hilft, um dem "Konfliktpotenzial Wolf, Weidtierhaltung und Herdenschutz sachlich zu begegnen". Der Antrag wurde angenommen. Fortsetzung folgt also.

© SZ vom 07.05.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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