Augsburgs 1:2 in Stuttgart:Verzweiflung im Blick

VfB Stuttgart v FC Augsburg - Bundesliga

Markus Weinzierl ist wieder da, aber die Punkte blieben in Stuttgart.

(Foto: Matthias Hangst/Getty)

Gut gespielt, aber verloren - ein solches Fazit wäre jederzeit ärgerlich. Zwei Spieltage vor Saisonschluss ist es fatal für eine Augsburger Mannschaft, die auch mit dem neuen Trainer Markus Weinzierl massiv abstiegsgefährdet bleibt.

Von Christoph Ruf, Stuttgart

Es war Daniel Caligiuri, der in der Nachspielzeit die letzte Augsburger Möglichkeit vergab, an diesem Freitagabend doch noch ein halbwegs gerechtes Ergebnis zustande zu bringen. Und weil es unter anderem Ruben Vargas (2./36.) und Marco Richter (42./45./65.) vor dem Stuttgarter Tor nicht besser gemacht hatten, stand am Ende ein Ergebnis, das nicht so recht zum Spiel passen wollte. Denn Augsburg war fast die gesamte Spielzeit über die bessere Mannschaft gewesen, verlor aber 1:2, weil es aus 12:2 Ecken und einem klaren Chancenplus kein Kapital schlagen konnte.

Der FCA sinkt dem Abstieg entgegen

Gut gespielt, aber verloren: Ein solches Fazit wäre schon am 12. oder 19. Spieltag verdammt ärgerlich - am 32. Spieltag jedoch, zwei Runden vor Schluss, ist es fatal. Zumindest für einen Verein, der so rasant dem Abstieg entgegensinkt wie der FCA.

Für den neuen Coach Markus Weinzierl, der seine Mannschaft in den letzten Minuten mit rudernden Armbewegungen nach vorne peitschte, blieb da nicht viel, als bei der Pressekonferenz möglichst viel Gelassenheit auszustrahlen. Um damit einem Team, in dem manchen Spielern nach Abpfiff Frust und Verzweiflung ins Gesicht geschrieben stand, zu zeigen, dass der neue Mann weiß, wie der Klassenerhalt auf der Zielgeraden noch zu schaffen ist.

"Wenn wir so noch zweimal auftreten, dann werden wir in der Liga bleiben", sagte Weinzierl also. Er habe eine "gute Mannschaftsleistung" gesehen und "alle Tugenden", die er zuvor eingefordert hatte: "Wenn wir so spielen wie heute, werden wir die drei Punkte nächste Woche holen." Die fehlenden drei Punkte gegen die massiv schwächelnden Bremer einzuplanen, dürfte die richtige Strategie sein. Schließlich findet das letzte Saisonspiel beim FC Bayern statt.

Wenn die Eindrücke vom Stuttgart-Spiel nicht täuschen, sind die Schwaben fürs Saisonfinish allerdings auch wirklich besser gerüstet als Werder. Zumal der Trainerwechsel positive Auswirkungen auszustrahlen scheint. Die Freistellung von Heiko Herrlich wurde allgemein bereits bei der Verkündung Ende April als folgerichtig kommentiert, weil nicht einmal mehr die Ergebnisse stimmten. Nur einen Zähler hatte Herrlich in seinen letzten vier Begegnungen als Chefcoach geholt, selbst Schalke gewann gegen den FCA.

Von den übergeordneten Ziele, wegen derer Herrlich im vergangenen Frühjahr verpflichtet worden war, war bereits im Frühjahr keine Rede mehr gewesen. Ursprünglich war der ehemalige Stürmer verpflichtet worden, um einer Mannschaft, die unter seinem Vorgänger Martin Schmidt (ab April 2019) kaum mehr als eine Kämpfer-Ensemble war, wieder eine attraktivere und spielerisch anspruchsvollere Spielweise beizubringen. Die Frage, warum man dafür Herrlich auserkor, muss gestellt werden; schließlich hatte Herrlich selbst bei den hochbegabten Leverkusenern, die er zuvor betreut hatte, einen pragmatischen, wenig ansehnlichen Ball spielen lassen.

In Stuttgart war nun eine Mannschaft zu sehen, die anders auftrat als unter Defensivpapst Herrlich: nämlich mutig, angriffsfreudig und mit Tempo über die Außenbahnen. Dafür hatte Weinzierl, der den FCA bereits von 2012 bis 2016 in der Bundesliga gecoacht hatte, die Außenbahnspieler Ruben Vargas und André Hahn in die Startelf genommen, vor allem Vargas zeigte ein starkes Spiel.

Das galt auch für Florian Niederlechner, der von Herrlich zuletzt kaum noch berücksichtigt worden war und nun den zwischenzeitlichen Ausgleich schoss (58.), nachdem Philipp Förster den VfB in Führung gebracht hatte (11.). So hätte es bleiben können, und es wäre damit bei einem halbwegs gerechten Ergebnis geblieben. Doch Stuttgarts Saša Kalajdzič köpfte noch das 2:1 (74.) und musste dabei nicht einmal hochspringen, weil Reece Oxford offenbar beschlossen hatte, den Dingen ihren Lauf zu lassen.

In der kommenden Woche, gegen Bremen, werde Oxford "es besser machen, da bin ich mir sicher". Damit das auch für die Chancenverwertung gilt, hat sein Trainer bereits am Freitag die Trainingsinhalte der Vorbereitungswoche offengelegt. Das Torschusstraining wird darin eine zentrale Rolle spielen.

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