Horst Seehofer hat ja bekanntermaßen diese Eisenbahn im Keller, wo Angela Merkel im ICE ihre Runden dreht. Nun sind die Spielgewohnheiten des Bundesinnenministers ein wenig aus dem Fokus geraten, seit er nicht mehr bayerischer Ministerpräsident ist, aber interessant wäre es doch, ob er seine Eisenbahnanlage in jüngster Zeit ergänzt hat. Um einen Düsseldorf-Berlin-Express vielleicht, der mit Armin Laschet im Führerstand nicht so recht in Fahrt kommt. Oder um einen schwarzen Geisterzug mit Markus Söder drin.
Laschet hat zwar den Prellbock umfahren, der Seehofer einst gestoppt hat, aber mit dem einen oder anderen Bremsklotz aus der Schwesterpartei wird er wohl noch rechnen müssen, gemeinsamer Zielbahnhof hin oder her. Gerade hat Markus Blume, CSU-Generalsekretär und damit erster Heizer im Söder-Zug, nachgelegt. Er macht Laschet persönlich für die schlechten Umfragewerte der Union verantwortlich. Und fordert ihn schon mal auf, definitiv nach Berlin zu gehen - egal wie die Wahl ausgeht. "Für uns ist klar: Wer heute auf der Liste steht, der geht auch nach Berlin", sagte Blume in einem Interview mit dem Münchner Merkur.
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Ganz schön gleisnerisch für den Vertreter einer Partei, die bei den vergangenen fünf Bundestagswahlen gerade einmal zwei ihrer Spitzenkandidaten tatsächlich nach Berlin geschickt hat. Wer es vergessen haben sollte: Im Jahr 2017 musste Bayerns Innenminister Joachim Herrmann die CSU-Liste anführen, nicht weil er so gerne wollte oder weil Berlin von Erlangen aus mit dem ICE gut erreichbar ist, sondern weil es der damalige CSU-Chef Seehofer für eine gute Idee hielt. Na ja, und wie es war, als Edmund Stoiber 2002 und 2005 dann doch nicht nach Berlin wechselte, ist eh bekannt.
Heuer hätte CSU-Chef Söder gerne Landtagspräsidentin Ilse Aigner in den Zug in die Hauptstadt gesetzt, weil sie wiederum ihn gerne hätte ziehen lassen, um in Bayern selbst die Weichen zu stellen. Das Signal hat sie für seinen Geschmack offenbar zu deutlich gesendet. Nach Berlin mag sie aber nicht, nun wird wohl Landesgruppenchef Alexander Dobrindt Spitzenkandidat. Horst Seehofer jedenfalls sieht sich an seiner politischen Endstation. Dann hat er endlich wieder Zeit für seine Eisenbahn.