Ebersberg:Viel zu kompliziert

Ebersberg: Städtische Bauprojekte, hier die derzeit laufende Sanierung des Hallenbades, wollten die Ebersberger Grünen genauer auf Nachhaltigkeit untersuchen lassen, fanden dafür aber keine Mehrheit.

Städtische Bauprojekte, hier die derzeit laufende Sanierung des Hallenbades, wollten die Ebersberger Grünen genauer auf Nachhaltigkeit untersuchen lassen, fanden dafür aber keine Mehrheit.

(Foto: Christian Endt)

Ebersbergs Grüne scheitern mit Öko-Baurichtlinie

Von Wieland Bögel, Ebersberg

Der Landkreis hat sie bereits seit fast einem Jahrzehnt, in der Kreisstadt wird es aber bis auf weiteres ohne gehen: Die Rede ist von den Leitlinien für nachhaltiges Bauen. Solche hatte die Grünen-Fraktion kürzlich beantragt, im Technischen Ausschuss des Stadtrates fand sich dafür indes keine Mehrheit, auch die Verwaltung hatte das Vorhaben eher kritisch beurteilt.

Konkret ging es in dem Antrag um die Auswahl der Baumaterialien bei städtischen Projekten. Dabei solle man, wann immer möglich, bei Neubauten, Anbauten, Sanierungen und bei Dämmmaßnahmen auf Holz setzen. Wie Jürgen Friedrichs, der den Antrag seiner Fraktion vorstellte, ausführte, sei der Baustoff Holz nicht nur klimaneutral, sondern auch in der Region verfügbar und problemlos zu entsorgen. Auch der Brandschutz sei kein Hinderungsgrund, Holzbauteile könnten bis zu 75 Minuten einem Feuer standhalten. Für das regionale Handwerk ergäben sich durch mehr Holzbauten ebenfalls mehr Aufträge. Damit es besonders nachhaltig wird, solle man nur Holz mit Ökosiegel verwenden. Um herauszufinden, wann Holz als Baumaterial geeignet sei, soll die Stadt bei ihren Projekten eine sogenannte Lebenszykluskostenberechnung einführen. Dabei werden sämtliche Aufwendungen vom Bau über den Unterhalt bis zu Abriss und Entsorgung einberechnet.

Seitens der Verwaltung, die dazu eine längere Stellungnahme verfasst hatte, gab es einige kritische Anmerkungen zu dem Antrag. Die Forderung nach mehr Holz bei kommunalen Bauprojekten erfülle man bereits seit Jahren, wo immer es möglich sei. Als Beispiele führte Christian Stalla vom Bauamt etwa die Dachkonstruktion der neuen Turnhalle der Schule in der Floßmannstraße und die geplante Erweiterung der Oberndorfer Grundschule an.

Zudem habe der Stadtrat vor zwei Jahren beschlossen, dass Ebersberg Klimaschutzregion sein soll, was ebenfalls Auswirkungen auf die Auswahl der Baumaterialien habe. Dazu sei man auch Mitglied in einem interkommunalen Arbeitskreis geworden, wo es um die Bewertung der Klimafolgen von Bauprojekten gehe. Auch habe der städtische Klimaschutzmanager einen entsprechende Workshop der Energieagentur besucht, in der Folge gebe es in der Verwaltung nun Leitfäden zur Klimarelevanz-Prüfung. In einem nächsten Schritt werde man noch bis Ende des Jahres eine vom Landkreis empfohlene Vorgehensweise zur Prüfung der Klimarelevanz testen und die Ergebnisse dem Stadtrat vorlegen.

Was es noch nicht gebe - und wohl auch nicht so schnell geben werde - ist die Lebenszyklusanalyse. Derzeit sei diese kein Bestandteil der Vergabe von Planungsleistungen, teilt das Bauamt mit, was auch eine Kostenfrage sei: "Diese könnte/müsste gesondert beauftragt und vergütet werden. Es wären also hierfür (...) zusätzliche Haushaltsmittel für künftige Hochbauprojekte einzuplanen." Des weiteren wies das Bauamt auf die derzeit sehr angespannte Lage auf dem Baustoffmarkt hin, auch dies müsse man bei der Auswahl der Materialien beachten, ansonsten könne es zu "erheblichen Einschränkungen und Kostensteigerungen" kommen.

"Ich sehe es so, dass die Verwaltung auf einem guten Weg ist", sagte Elisabeth Platzer (SPD) und fasste so die Meinung der Mehrzahl der Ausschussmitglieder zusammen. Grundsätzlich könne sie sich mit der Idee hinter dem Antrag schon anfreunden, aber die darin geforderten Maßnahmen "wären ein erheblicher Aufwand, für die paar Gebäude, die wir haben". Noch deutlicher wurde Gerd Otter (Pro Ebersberg): "Der Antrag ist komplett überflüssig, weil wir es schon seit Jahren leben." Und zwar besser, als in dem Antrag gefordert, so Otter, da man nämlich für jedes Bauprojekt individuell die Standards festlege. Diese pauschalen Richtlinien wären vielleicht sinnvoll "bei Großstädten mit ihren vielen Riesenprojekten", in Ebersberg solle man solche aber "nicht über alles drüberstülpen". Alexander Gressierer (CSU) bescheinigte den Antragstellern, deren "Intention ist nachvollziehbar". Allerdings sehe er auch die Umsetzung als schwierig an: "Wir tun uns einen größeren Gefallen, wenn wir unser Klimaschutzkonzept konsequent umsetzen, als wenn wir uns immer mehr neue Konzepte aufhalsen."

Der Meinung war die überwiegende Mehrheit im Ausschuss. Gegen die beiden Stimmen der Grünen wurde der Antrag abgelehnt.

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