Dritte Liga:Es bleibt nur eine Minimalchance

Spieler des FC Bayern München II nach Spielende enttäuscht schauend, Enttäuschung, Frustration, disappointed, pessimisti

Debatten nach Toreschluss: Bayern-II-Kapitän Nicolas Feldhahn beschwert sich bei Schiedsrichter Frank Willenborg über die beiden Elfmeter gegen sein Team im Derby gegen 1860.

(Foto: Sven Leifer/imago)

Bayern II kommt im Derby gegen ambitionierte Sechziger nicht über ein 2:2 hinaus. Am letzten Spieltag muss das Team des Trainerduos Schwarz/Demichelis gewinnen und auf Schützenhilfe hoffen, um nicht abzusteigen.

Von Christoph Leischwitz, München

Hintenraus waren sie dann doch noch zu hören, die derbyüblichen Unfreundlichkeiten. Maximilian Welzmüller mutmaßte im ersten Interview nach dem 2:2 gegen den TSV 1860 München: "Sie haben vielleicht insgeheim gehofft, dass sie uns runterschießen, aber das wird Bayern München niemals zulassen", so der 31 Jahre alte Routinier der Bayern Amateure bei Magentasport. Von Sechzigs Angreifer Sascha Mölders wurde er dann noch als "Spacko" beschimpft: Welzmüller habe sich bei einem Zweikampf wie ein kleines Kind verhalten. Offensichtlich mussten mehrere Löwen-Funktionäre dafür sorgen, dass Mölders seinem Gegenspieler nicht auch noch an die rote Wäsche ging.

Möglicherweise haben die Sechziger die Bayern aber dann doch ein kleines bisschen runtergeschossen. Zumindest müsse man jetzt "auf ein Wunder hoffen", so Trainer Danny Schwarz, weil der eine Punkt am Sonntagnachmittag eigentlich zu wenig war. Die Minimalchance am kommenden Samstag sieht nun so aus: Die jungen Bayern müssen zu Hause gegen den Halleschen FC gewinnen; Uerdingen muss bei Waldhof Mannheim verlieren, der SV Meppen darf höchstens ein Remis holen gegen den MSV Duisburg. Zugleich besteht offenbar noch eine geringe Wahrscheinlichkeit, dass die insolventen Uerdinger keine Lizenz für die kommende Saison erhalten.

Am Freitagabend war bei den Bayern Hoffnung aufgekeimt, als Meppen gegen Saarbrücken verloren hatte, am Samstag allerdings siegte Uerdingen gegen Magdeburg. Warum am vorletzten Spieltag eigentlich nicht alle Partien gleichzeitig angepfiffen wurden, erklärte der DFB auf Anfrage lediglich mit einem Beschluss nach "Abstimmung mit den Vereinen, den TV-Partnern sowie den zuständigen Gremien".

Zweimal geht Bayern II in Führung, zweimal gleichen die Löwen aus - jeweils per Strafstoß

Ein Sieg im Derby, und die Chancen auf den Ligaverbleib wären deutlich höher gewesen. Jedoch wollte Schwarz seiner Mannschaft "überhaupt keinen Vorwurf" machen. Zweimal war sie in Führung gegangen, zweimal hatte sie per Elfmeter den Ausgleich hinnehmen müssen. Nicolas Feldhahn, der Verursacher des zweiten Strafstoßes, schimpfte nach dem Spiel laut auf den Schiedsrichter: "Wie kann man im Abstiegskampf so eine Entscheidung treffen?"

Dass die Mannschaft ein bisschen defensiver auftreten würde, als es ihrem offensiven Naturell entspricht, hatte das Trainerteam sogar angekündigt. So stand in Alexander Lungwitz ein lange nicht eingesetzter Linksverteidiger auf dem Platz, Stammspieler Remy Vita erschien Schwarz als zu offensiv. Lungwitz allerdings hatte den ersten Elfmeter der Sechziger mit einem Handspiel verschuldet (41.). Überraschend war, dass selbst in dieser entscheidenden Partie die Verantwortlichen der Bayern nicht davor zurückschreckten, schon wieder einen jungen Startelf-Debütanten aufzustellen: Der 18-jährige Angreifer Nemanja Motika hatte als Einwechselspieler gleich ein Tor gegen die SpVgg Unterhaching erzielt, das einzige der Bayern beim 1:2 vor einer Woche. Schwarz lobte ihn auch diesmal ausdrücklich: "Er hat gezeigt, warum wir ihn dazu genommen haben."

Sapreet Singh sieht lange Zeit aus wie der Derbyheld der Bayern - dann lässt er die Großchance zum 1:3 liegen

Doch wohl kaum jemand steht mit seiner Einzelleistung so stellvertretend für die gesamte Mannschaft wie Sapreet Singh. Obwohl der 22-Jährige in der Hinrunde gar nicht dabei war. Allerdings ist in gewisser Weise auch das repräsentativ: Singh war an den Zweitligisten 1. FC Nürnberg ausgeliehen worden, weil ja Talente für höhere Aufgaben bereit gemacht werden sollen. In der vergangenen Saison hatte er einen nicht unwesentlichen Beitrag zur Meisterschaft geleistet. Und danach folgerichtig den Sprung eine Liga höher gewagt, was sich als Flop erwies. Nun zurückgekehrt wirkte er jedoch oft genauso verunsichert wie der Großteil der Mitspieler. In den vergangenen Wochen kam immer wieder ein Steilpass des Neuseeländers nicht an, immer wieder ging ein Torschuss deutlich daneben. Singh ist stets bemüht, agiert aber oft unglücklich - die Leichtigkeit des vergangenen Jahres, sie ist eben weg.

Am Sonntag nun hatte er auffällig viele Ballkontakte, es war deutlich, dass er im zentralen Mittelfeld Verantwortung übernehmen wollte. Und für eine Weile sah es auch so aus, als ob er der Derbyheld der Bayern werden könnte: Kurz nach der Pause traf er mit einem Haken und einem platzierten Schlenzer zum zweiten Mal zur Führung (49.), die Erleichterung beim Jubel war ihm anzusehen. Nur drei Minuten später allerdings ließ er die Riesenchance zum 3:1 liegen, als er von Motika perfekt freigespielt wurde. Die vergebene Möglichkeit war dann Grund genug für den einzigen Vorwurf, den der Trainer eben doch machen musste: Dass sich die Mannschaft für eine gute Leistung nicht belohnt habe. In der Schlussphase schienen sich die Bayern allerdings ihrem Schicksal zu ergeben: Torwart Ron-Thorben Hoffmann musste zweimal sehenswert parieren, damit zumindest noch die Hoffnung auf ein kleines Fußballwunder bestehen bleibt.

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