Börsengang:Aktionäre reagieren verhalten auf Suse

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Linux-Anwendungen sind kostenlos, und alle können in den Quellcode gucken. Suse-Chefin Melissa Di Donato verdient mit Dienstleistungen dafür Geld. (Foto: oh)

Der Börsengang des Linux-Anbieters fällt relativ mau aus.

Die Aktien des Linux-Softwareanbieters Suse haben ein durchwachsenes Börsendebüt erlebt. Der erste Kurs der Papiere lag mit 29,50 Euro zwar unter dem Angebotspreis von 30 Euro und fiel danach im Xetra-Handel unter 27 Euro. Zum Ende der Börsensitzung standen wieder 30 Euro an der Tafel. Zum Ausgabepreis wurde das Unternehmen aus Nürnberg mit rund fünf Milliarden Euro bewertet. Mit dem Börsengang löst sich Suse auch etwas vom Finanzinvestor EQT, dem Eigentümer aus Schweden. "Es ist ein historischer Tag für Suse", sagte Firmenchefin Melissa Di Donato.

2021 gab es so einige Börsengänge in Deutschland, in diesem Jahr haben das bereits der Online-Gebrauchtwagenhändler Auto 1, der Funkmastenbetreiber Vantage Towers und die Laborkette Synlab getan. Trotz der bisher positiven Entwicklung der Unternehmen waren Anleger zuletzt angesichts der starken Schwankungen an den Aktienmärkten vorsichtiger geworden, was beispielsweise den Internet-Autohändler Mein Auto zu einer Verschiebung seiner Börsenpläne bewog.

Suse verzichtete auf eine Aufstockungsoption und konnte auf starke Ankerinvestoren setzen. Allein der US-Investor Capital Research und der Staatsfonds von Singapur, GIC, zeichneten Suse-Papiere für zusammen rund 340 Millionen Euro. Dem 1992 gegründeten Unternehmen fließen durch den Börsengang mehr als eine halbe Milliarde Euro zu, die in den Abbau der rund 1,2 Milliarden Euro hohen Schulden gehen sollen. Suse-Eigentümer EQT erhält durch den Börsengang bis zu 570 Millionen Euro. Nach dem Debüt gehören den Schweden, die das Unternehmen 2019 für gut zwei Milliarden Euro übernommen hatten, weiterhin mehr als drei Viertel der Anteile.

Für die seit rund zwei Jahren amtierende Vorstandschefin Di Donato ist der Börsengang ein Schritt zu mehr Freiheit und gleichzeitig eine "Akquisitionswährung", um künftig auch stärker über Zukäufe wachsen zu können. Die US-Amerikanerin, die in der Vergangenheit für IBM, Salesforce und SAP gearbeitet hat, setzt auf ihr Unternehmen mit rund 2000 Mitarbeitern: Sie zeichnete nach eigenen Angaben Suse-Aktien für mehr als acht Millionen Euro.

Suse hat im abgelaufenen Geschäftsjahr den Umsatz im zweistelligen Prozentbereich auf rund 450 Millionen Dollar gesteigert. Das Unternehmen, dessen Firmenname für "Software und System-Entwicklung" steht, blickt auf eine bewegte Vergangenheit zurück. Von 2003 bis 2011 gehörte es zu Novell, wurde dann ausgegründet und 2014 von Micro Focus übernommen, die die Firma wiederum an EQT verkaufte. Laut Di Donato sind Open-Source und Linux inzwischen im Mainstream angekommen. Suse ist ein Pionier in diesem Geschäft.

© SZ vom 20.05.2021 / Reuters - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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