Blattmacher 2020/2021:Der Weg zum Sieg

Bayerns großer Schülerzeitungswettbewerb startet wieder. Auch diesmal hält Corona für Nachwuchsjournalisten Herausforderungen bereit

Von Maximilian Gerl

Wer in Murnau informiert und inspiriert sein will, schaut vielleicht beim Blog im Blauen Land vorbei. So heißt die Online-Schülerzeitung der örtlichen Realschule; dort setzen sich Schülerinnen und Schüler zum Beispiel mit dem Skisport auseinander oder forschen dem Trend "Brause" nach. Im oberfränkischen Naila geben die Kollegen von der HFGwaaf!-Zeitung Einblick in den ganz persönlichen Corona-Alltag - während der Sidekick in Schwabach dem abgewählten US-Präsidenten Donald Trump zum Abschied einen Kommentar widmete.

Was die Nachwuchsjournalisten der drei Redaktionen eint: Sie sind im wahrsten Sinne ausgezeichnet. Denn sie haben vergangenes Jahr beim "Blattmacher" gewonnen, Bayerns großem Schülerzeitungswettbewerb, zusammen mit 18 anderen Redaktionen. Und sie warten gewissermaßen auf Nachfolger und Konkurrenz. Denn von sofort an und zum 16. Mal suchen die Süddeutsche Zeitung und das Kultusministerium wieder die besten jungen Print- und Online-Blattmacher des Landes.

Schon die vergangene Runde lief wegen Corona ganz anders als gewohnt. Die neue werde noch spannender, sagt Silke Zimmermann, Programmleiterin der Nemetschek Stiftung. Diese setzt sich für Demokratie und Debattenkultur ein und unterstützt die Gewinner des Blattmacher-Wettbewerbs finanziell und ideell. "Für die Redaktionen gab es viel mehr Unterbrechungen", sagt Zimmermann über das laufende Schuljahr, "viel weniger Möglichkeiten zum Austausch."

Realschule Murnau

Grund zum Jubeln: Die Redaktion des "Blogs im Blauen Land" gewann in der jüngsten Blattmacher-Runde.

(Foto: Privat)

Die Spannung der 16. Blattmacher-Runde liegt damit auch in ihrer Unwägbarkeit. Schülerzeitungsredaktionen befinden sich zu diesem Zeitpunkt des Schuljahres eigentlich im Endspurt: Viele setzen auf eine gedruckte Zeitung. Die muss pünktlich vor den Sommerferien fertig sein, bevor Leserschaft und Redaktion in den Urlaub verschwinden oder die Schule verlassen. Gleichzeitig sieht Schulnormalität seit Monaten ständig anders aus. Mal werden Weihnachtsferien verlängert, mal fallen Faschingsferien aus, mal gibt es Distanz-, Wechsel- oder Präsenzunterricht. Das Coronavirus bringt alles durcheinander, redaktionelle Abläufe inklusive.

Journalistisches Arbeiten ist trotzdem möglich - das zeigt der Blick in die Online-Zeitungen. Aber es ist komplizierter und leidgeprüfter. In Werkstattberichten schilderten die Preisträger der vergangenen Runde ihre Corona-Erfahrungen. Redaktionskonferenzen? Plötzlich nur noch virtuell. Über Veranstaltungen und Turniere berichten? Oft unmöglich, weil abgesagt. Menschen persönlich interviewen, Szenen mit Stift, Block und Kamera einfangen? Auf einmal unter Virus-Vorbehalt.

Manche Themenidee scheiterte in der Folge an der Umsetzbarkeit, inhaltlich wie technisch. Denn die Nachwuchsjournalisten recherchieren, schreiben und fotografieren nicht nur selber, und das in ihrer Freizeit neben dem übrigen Schul- und Corona-Stress; sie layouten auch, erstellen Illustrationen, betreiben Anzeigenakquise, nehmen Podcasts auf, schneiden Videos, bauen Websites. Fähigkeiten, die man sich erst einmal aneignen muss. Aber andere anzuleiten, fällt per Telefon und Chat schwerer, als wenn man sich einfach zusammensetzen kann. Außerdem verfügen nicht alle Schüler daheim über einen entsprechend ausgestatteten Computer. Wo Werbekunden sparen mussten, fehlte am Ende manchmal sogar das Geld, um die Zeitung in den Druck geben zu können. Insofern ist es bewundernswert, was viele Schülerzeitungsredaktionen dennoch zu Papier und ins Internet gebracht haben. Sehr zum Kopfzerbrechen der Jury übrigens, die lange über die eingereichten Beiträge disputierte, natürlich immer auf Abstand. Am Ende entschieden unter den Zeitungen Nuancen über den Sieg.

Blattmacher

Bereits zum 16. Mal laden die "Süddeutsche Zeitung" und das Bayerische Staatsministerium für Unterricht und Kultus die Redaktionen der bayerischen Schülerzeitungen ein, am Blattmacher-Wettbewerb 2020/2021 teilzunehmen. Die drei besten Print-Redaktionen pro Schulart bekommen zwischen 200 und 500 Euro Preisgeld von der Nemetschek Stiftung; auch die besten Online-Schülerzeitungen erhalten Geldpreise. Teilnehmen dürfen Redaktionen aus Grund-, Mittel-, Real- und Förderschulen, aus Gymnasien und beruflichen Schulen. Die Sieger jeder Kategorie zählen zum "Club der Besten" und bekommen ein spezielles Belohnungsprogramm von Nemetschek Stiftung und SZ. Wie diese Belohnung aussieht, wird erst bei der Siegerehrung verraten. Die Preisverleihung wird voraussichtlich Ende November oder Anfang Dezember stattfinden.

Die Schülerzeitung muss zwischen November 2020 und 15. Oktober 2021 erschienen sein. Einsendeschluss ist Freitag, 15. Oktober 2021 (Poststempel). Einzusenden sind sechs gedruckte Exemplare einer Ausgabe und - das ist neu - die Anmeldung findet online statt. Diese und weitere Infos unter sz.de/blattmacher. SZ

Entscheidend dürfte in der neuen Blattmacher-Runde werden, wer es wie geschafft hat, die ungewohnten Arbeitsprozesse in den ungewohnten Schulalltag zu implementieren - und so die Zeitung ins Ziel zu bringen. Um den Redaktionen wenigstens die Teilnahme am Wettbewerb zu erleichtern, gibt es ein, zwei Neuerungen. So wurde die Einreichungsfrist später in den Herbst verschoben.

Zudem haben Online-Schülerzeitungen künftig die Chance, Teil des "Clubs der Besten" zu werden, erzählt Zimmermann von der Nemetschek Stiftung. Diese Änderung aus der jüngsten Runde wird nun verstetigt. In den "Club der Besten" rückt auf, wer in einer der Kategorien - Grundschule, Mittelschule, Realschule, Gymnasium, berufliche Schule, Förderschule und eben Online - gewonnen hat. Die Sieger müssen zwar ein Jahr beim Wettbewerb pausieren, damit auch andere Titelchancen haben. Dafür winken neben Ruhm und Ehre Preisgelder und spezielle Förderungen. "Besonders wichtig ist uns als Stiftung, das Engagement der Schülerinnen und Schüler unterstützen zu können", sagt Zimmermann. Denn wie ihre erwachsenen Pendants erfüllen Schülerzeitungen eine wichtige gesellschaftliche Funktion: Sie fördern Meinungsvielfalt, kritisches Denken und die unerlässliche öffentliche Debatte.

Spaß, so haben es die Prämierten in ihren Werkstattberichten versichert, bereite das Zeitungsmachen übrigens auch.

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