Florian von Brunn:Trommeln für ein Lebenszeichen

Neuwahl des SPD-Fraktionsvorstands

SPD-Landeschef Florian von Brunn hat einen umstrittenen Satz über die CSU gesagt. Dafür sollte er sich entschuldigen.

(Foto: dpa)

Die SPD-Fraktion hat sich für Florian von Brunn entschieden und damit für das politische Schlachtfeld statt des Debattenseminars. Das ersetzt noch keine Themen. Andererseits rückt die Fünf-Prozent-Hürde immer näher.

Kommentar von Johann Osel

Ein lauter Trommler für die SPD will Florian von Brunn sein. Mit diesem Versprechen setzte er sich als Landeschef (im Duo mit Ronja Endres) und nun als Fraktionsvorsitzender durch. Dabei waren es weniger Themen, mit denen er seine Konkurrenten übertraf, sondern ein anderer Stil: Abteilung Attacke, sichtbar, hörbar.

Brunn beerbt in der Landesspitze Natascha Kohnen, die stets ehrenvoll betonte, dass Politik kein Boxkampf sei und ihr ein kühler Kopf lieber als ein erhitztes Gemüt; in der Fraktion folgt er auf Horst Arnold, der ein Meister im intellektuell unterlegten Einerseits-Andererseits ist. Dass die Genossen jetzt raus wollen aus dem Debattenseminar und hinein ins politische Schlachtfeld, ist verständlich. Die Devise: Retten, was zu retten ist! Die Bayern-SPD ist nah am Nahtod, die Fünf-Prozent-Hürde ist kein undenkbarer Gedanke. Die Trommel soll es richten.

Brunn ist ein Kämpfer, er hat eine Art populistischen Riecher und ist im Zweifel schmerzfrei. Allerdings: Wofür trommelt er? Wozu braucht es die SPD? Die Sinnkrise der deutschen und europäischen Sozialdemokratie lässt sich in Bayern, das eh kein gutes, rotes Pflaster ist, nicht lösen. Ihr einstiges Milieu schwindet, Meriten der Vergangenheit zählen nichts in der volatilen Wählergunst von heute. Ihren Markenkern soziale Gerechtigkeit fordern alle Parteien. Dabei ist die SPD hier das Original. Und sie liefert bei Fachthemen im Landtag oft gute Ideen, es gibt wohl untätigere und unprofessionellere Kollegen. Verkaufen kann sie das nicht. Ihr Image ist dröge, die SPD interessiert so wenig, dass man sich nicht mal über sie aufregt.

Aufmerksamkeit alleine bringt keine Stimmen. Aber Brunns Ansatz ist eine Chance - nicht zur Rettung der SPD, aber für ein Lebenszeichen. Dazu muss sich die SPD in Bayern vom Irrglauben lösen, Volkspartei zu sein. Sie wirkt oft behäbig wie ein alter Frachter, ein Schnellboot bräuchte es aber, um Themen anzusteuern und zuzuspitzen. Brunn kann das, bei der Partei ist das fraglich. Dafür müsste sie aufhören, stundenlang über den Farbton ihrer Kugelschreiber zu diskutieren.

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