Münchenstift:Klimaschutz im Altenheim

Der Münchenstift erhält eine europäische Öko-Zertifizierung

Von Sven Loerzer

Als erstes städtisches Unternehmen ist der Altenheimträger Münchenstift nach Angaben von Geschäftsführer Siegfried Benker klimaneutral. Noch müssen dazu Emissionen durch die Förderung von Klimaschutzprojekten kompensiert werden, doch auf dem Weg, klimafreundlicher zu handeln, ist der Seniorendienstleister einen wichtigen Schritt voran gekommen. Ganz konkret zeigt sich das in der gerade erfolgten Öko-Zertifizierung für das Alfons-Hoffmann-Haus, mit der Münchenstift eine Vorreiterrolle einnehme, wie Manfred Gößl, Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer (IHK) für München und Oberbayern, erklärte.

"Green Care", das Einbeziehen von Pflanzen und Tieren in die Pflege, spielt in dem Haus mit 224 Pflegeplätzen und 188 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern schon länger eine wichtige Rolle. In der großen Außenanlage können Bewohner mit Unterstützung selbst Obst und Gemüse ziehen, im Garten bieten Beerensträucher Gelegenheit zum Naschen. Natürlich dürfen dort Vogelkästen, Futterhäuschen und Insektenhotels nicht fehlen. Ein Teil der Rasenflächen sind zu Blumenwiesen umgewandelt worden. Haustiere sind nicht, wie in vielen Einrichtungen, verboten, sondern können mit einziehen.

Das Haus aber verbindet nicht nur Pflege und Betreuung mit der Natur, sondern bemüht sich in vielen anderen Bereichen um Umweltschutz und Nachhaltigkeit, worüber auch eine jährlich erstellte Umwelterklärung informiert. So lasse sich klimaschützendes Handeln überprüfen, sagt die Münchenstift-Umweltbeauftragte Alexandra Boneff. Etwa die Entwicklung beim Strombedarf, der durch den Austausch alter Lampen gegen moderne LED-Leuchten und den Einsatz von Bewegungsmeldern in Gemeinschaftsräumen seit 2018 um fünf Prozent gesunken ist. Selbstverständlich bezieht der Heimträger Ökostrom von den Stadtwerken. Aber es wird auch nicht verschwiegen, dass der Fernwärmeverbrauch im vergangenen Jahr gestiegen ist, offenbar eine Auswirkung der Corona-Pandemie, da die Bewohner wegen Quarantäne und weniger Veranstaltungen viel mehr Zeit in ihren Zimmern als in Gemeinschaftsräumen verbrachten. Für all seine Bemühungen um ein umfassendes Umweltmanagement hat nun das Alfons-Hoffmann-Haus nach längerer Prüfung das europäische Zertifikat "Eco Management and Audit Scheme" (Emas) erhalten, das nach Angaben der IHK bislang bayernweit nur drei Anbieter von Seniorendienstleistungen bekamen. "Das Alfons-Hoffmann-Haus ist ein Best-Practice-Beispiel für nachhaltiges Handeln in ökologischer, ökonomischer und sozialer Hinsicht", betonte der IHK-Chef.

Insgesamt hat der städtische Heimträger bereits viel unternommen, um Klimaneutralität zu erreichen. So ist bereits die Hälfte des Fuhrparks auf Elektrofahrzeuge umgestellt, bis Ende nächsten Jahres soll die Umstellung komplett sein. 20 Prozent der Freiflächen sind zu Blumenwiesen im Sinne der Biodiversität umgewandelt worden, wie Münchenstift-Chef Siegfried Benker erläutert. Zur Freude auch vieler Bewohnerinnen und Bewohner, die dort alle Blumenarten aus ihrer Kindheit wiedererkennen. Als Benker vor acht Jahren sein Amt antrat, sagte er den kleinen Portionsverpackungen den Kampf an - mit Erfolg, denn das Abfallvolumen reduzierte sich beträchtlich. Grenzen gesetzt sind dem allerdings bei Hygieneartikeln. Die Corona-Pandemie mit ihren vielen Einwegartikeln zum Schutz vor Infektionen hat das Müllaufkommen erhöht. Deutlich verringern ließen sich aber die Speisereste, von 1000 Transporten auf 82 im gesamten Münchenstift. Inzwischen kommt ein Anteil von knapp einem Viertel der eingesetzten Lebensmittel aus Bio-Produktion, weitere 22 Prozent frisch von regionalen Erzeugern, auch bei weiteren 14 Prozent handelt es sich um Frischprodukte. Benker ist dabei wichtig, nicht nur im eigenen Haus und bei Dienstleistern bewusstseinsbildend zu wirken. Er ist sich sicher, "dass es auch für immer mehr Großeltern wichtig ist, ihren Enkeln dabei zu helfen, eine intakte Umwelt zu erhalten".

Nicht alle Emissionen seien vermeidbar, eine klimafreundliche Sanierung der 13 Münchenstift-Häuser sei derzeit ohne Förderung nicht finanzierbar. Zur Kompensation der Emissionen unterstützt der Heimträger deshalb "Waldschutz mit nachhaltigem Paranussanbau" in Peru und die Wiederaufforstung des Bergwaldes bei Eschenlohe.

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