Zwischen den Zahlen:Schenk ein

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Ein Hoch auf das Lockdown-Ende: Für Café-Besucher beginnen jetzt bessere, für Kellner anstrengendere Zeiten. (Foto: David Young/dpa)

Draußen sitzen! Essen! Trinken! Das klingt so toll - wenn nur die Weine bessere Namen hätten.

Von Felix Petruschke

Dass sich über Geschmack eben doch trefflich streiten lässt, zeigt das Beispiel Weinauswahl. Ob ein trockener Riesling zu Salat mit Hähnchenstreifen einen besseren Begleiter gibt als ein Grauburgunder oder Grüner Veltliner, das ist so eine Frage, bei der selbst erfahrene Sommeliers rhetorisch in Stolpern geraten. Wenn der Wein dann auch noch zum Hauptgericht schmecken soll, wird es erst recht kompliziert. Klar ist: Der beste Wein kann nur zusammen mit einem guten Essen seine vollen Qualitäten entfalten - und umgekehrt. Gourmets, die fast den ganzen Winter ihr Lieblingsessen in Pappkartons oder Plastikbehältern geliefert bekamen, werden das bestätigen. Die kulinarische Corona-Tristesse kann auch nicht mit einem zusätzlichen Glas hinuntergespült werden, wenngleich das wohl viele ab und zu versucht haben dürften.

Die steigenden Temperaturen und die gleichzeitig sinkenden Corona-Fallzahlen bedeuten nun aber endlich ein Ende der unbewirteten Zeit. Das freut Weintrinker und Restaurantgeher, und das freut auch Weingüter. Mehrere von ihnen haben sich mit hessischen Gastronomen für Anfang Juni verabredet: zu zwölf "kulinarischen Thinktanks", bei denen aber natürlich anders als bei anderen Denkfabriken mehr als nur Gedankenfutter serviert werden soll. Mit am Tisch sitzen sollen laut Ankündigung dann auch mal ein Ex-Außenminister und ein Ex-Fußballfunktionär.

Nicht auf ex getrunken werden sollte wohl trotzdem der Riesling, der bei den Terminen ins Glas kommen soll, ein Cuvée der beteiligten Winzer aus dem vergangenen Jahr. Der Wein heißt pathetisch "Unser Aufbruch", vermeidet somit jedoch wenigstens Corona-Wortspiele. Gegen diese Regel verstießen vorher schon die Witz-Winzer, die einen Rotwein namens "Impfstoff" in die Kaufland-Regale gebracht hatten. Natürlich werben beide Weine damit, dass sie Corona-Frust überwinden helfen würden. Man muss keinen Epidemiologie-Master in Harvard gemacht haben, um zu wissen: Echter Impfstoff hilft da doch mehr.

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