Neue Datenschutzregeln:Whatsapp will keine Nutzer aussperren

Falsche Kettenbrief-Info: Keine Whatsapp-Änderung bei Gruppenchat

Auch wer die neuen Datenschutzregeln nicht akzeptiert, soll Whatsapp weiter nutzen können.

(Foto: Zacharie Scheurer/dpa-tmn)

Über die neuen Datenschutzrichtlinien des beliebten Messengers gibt es viel Verunsicherung, die oftmals unbegründet ist. Die Facebook-Tochter stellt jetzt klar: Wer die Änderungen nicht akzeptiert, kann die App weiter nutzen. Vorerst zumindest.

Für Whatsapp-Nutzer wird es den Anbietern der App zufolge vorerst keine Folgen haben, nicht den neuen Datenschutz-Bestimmungen des Chatdienstes zuzustimmen. Es gebe aktuell keine Pläne, den Funktionsumfang für betreffende Menschen einzuschränken, sagte ein Sprecher der zu Facebook gehörenden Firma den Technologieblogs The Next Web und The Verge. Whatsapp wolle dies nach Beratungen mit Behörden und Experten klarstellen. Stattdessen werde man diese Nutzer "von Zeit zu Zeit" an das Update erinnern.

Der Dienst hatte die neuen Datenschutzbestimmungen vor etwa zwei Wochen in Kraft gesetzt. Dabei hieß es, dass Nutzern, die dem Update nicht zustimmen, nach einigen Wochen mit Warnhinweisen der schrittweise Verlust wichtiger Funktionen drohe. "Es ist derzeit nicht geplant, diese Erinnerungen dauerhaft zu machen oder die Funktionalität der App einzuschränken", heißt es nun auch in den Fragen und Antworten von Whatsapp zu den neuen Bestimmungen.

Nach bisherigen Ankündigungen sollten die Nutzer mit der Zeit etwa den Zugriff auf ihre Chatliste verlieren. Zunächst sollte man zwar noch eingehende Audio- und Videoanrufe annehmen und über die Benachrichtigungen auch Chat-Nachrichten beantworten können. Einige weitere Wochen später würde Whatsapp dann weder Anrufe noch Nachrichten an ihre Smartphones schicken, lautete die nun offenbar überholte Aussage des Unternehmens.

Whatsapp hatte stets betont, dass mit der Aktualisierung keine erweiterte Datenweitergabe an Facebook verbunden sei. Der Messenger will mit seinen Firmenkunden Geld verdienen. Deshalb überarbeitet er die Nutzungsbedingungen und gibt Unternehmen die Möglichkeit, direkt mit Nutzern zu kommunizieren. Zudem ändert der Dienst einige Passagen der Datenschutzerklärung, um klarer zu machen, wie er Informationen verwaltet. Doch die beiden größten Befürchtungen treffen nicht zu: Zum einen bleiben Nachrichten Ende-zu-Ende-verschlüsselt, Whatsapp kann die Inhalte niemals sehen. Zum anderen werden zwar Metadaten mit dem Mutterkonzern geteilt, sodass Facebook erfährt, wer die App wann öffnet und mit wem chattet. In der EU verhindert aber die Datenschutzgrundverordnung, dass diese Informationen für Werbezwecke verwendet werden.

Der Hamburger Datenschützer Johannes Caspar schritt dennoch ein und erließ Mitte Mai vorsorglich eine Anordnung, mit der Facebook die Verarbeitung von Whatsapp-Daten deutscher Nutzer untersagt wurde. Sie gilt für drei Monate, weil in Europa für Facebook die irische Datenschutzbehörde zuständig ist. Whatsapp entgegnete, die Anordnung basiere "auf einem grundlegenden Missverständnis von Ziel und Folgen des Updates". Die Entwickler hatten schon bei der Ankündigung im Januar zurückgewiesen, dass man mehr Daten mit der Mutter teilen werde. Die Einführung der neuen Bestimmungen wurde aber nach Kritik und einer Abwanderung von Nutzern um mehr als drei Monate auf den 15. Mai verschoben.

Whatsapp hat schlecht kommuniziert

Ein Grund dafür: Der größte Kommunikationsdienstleister der Welt hat der Einschätzung von Branchenkennern nach mies kommuniziert. Der ursprüngliche Hinweis in der App war dürftig, nirgendwo wurden die Änderungen verständlich erklärt. Informationen waren bislang über mehrere Dokumente verteilt, die in unterschiedlichen Versionen für die EU und den Rest der Welt vorlagen und sich teils auch noch selbst widersprachen.

Viele Menschen stellen sich aufgrund der Diskussion die Frage nach Alternativen. In einer Umfrage gaben vier von zehn Befragten in Deutschland an, schon einen neuen Dienst ausprobiert zu haben. Die beliebteste Ausweichoption war allerdings der Messenger des Mutterkonzerns Facebook - der die Nutzungsdaten garantiert für Werbezwecke verwendet. Wer bislang kein Problem mit Whatsapp hatte, muss Experten zufolge nicht wechseln, schließlich ändert sich kaum etwas. Das ist nicht unbedingt Grund zur Beruhigung. Ob mit alten oder neuen Nutzungsbedingungen: Es landen Daten bei Facebook.

Die beliebteste Whatsapp-Alternative, die nichts mit Facebook zu tun hat, heißt Telegram - und schützt Nachrichten standardmäßig nicht mit Ende-zu-Ende-Verschlüsselung. Außerdem verstehen die Betreiber unter Meinungsfreiheit offenbar, dass auch Nazis, Kriminelle und gewaltbereite Verschwörungsgläubige den Dienst ungehindert nutzen dürfen.

Mit Signal und Threema gibt es aber sichere und datenschutzfreundliche Messenger, die ebenfalls von der Whatsapp-Verwirrung profitiert haben. Wo man früher Selbstgespräche führen musste oder nur ein paar Überzeugungstäter traf, findet man mittlerweile viele Menschen aus seiner Kontaktliste.

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