Hitze, Sand und Wasser:Wie Ihr Smartphone den Sommer überlebt

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Ein sonniger Tag am Pool kann das Letzte sein, das ein Smartphone erlebt.

(Foto: Cien X Cien Studio /imago images)

Strand und Badesee sind keine natürliche Umgebung für Handys. Diese Tipps helfen gegen Hitze, Sand und Wasser.

Von Maximilian Flaig

Sommer macht Laune, aber die Hitze lässt auch manche Menschen ächzen, und nicht nur die. Es kann auch passieren, dass das Handy unter diesen Bedingungen den Geist aufgibt und so den Restaurantbesuch oder die Navigation zum Urlaubsort verhindert. Denn im Sommer sind die Geräte besonders gefährdet. Ein sonniger Tag am Strand kann das Letzte sein, was ein Smartphone erlebt. Hitze, Sand und Wasser können die Geräte angreifen. Doch wer die Gefahren kennt und ein paar Dinge beachtet, kann Sommerschäden verhindern:

Hitze: Das Smartphone gehört in den Schatten

Dass Akkus für wortwörtlich brenzlige Situationen sorgen können, ist bekannt. Besonders der Hersteller Samsung geriet in die Schlagzeilen, als defekte Akkus einige seiner Smartphones an Bord von Flugzeugen in Brand setzten. Generell gilt: Ein heißes Handy fühlt sich zwar irgendwie nicht richtig an, vor erhöhtem Stichflammen-Risiko muss man sich aber im Hochsommer nicht fürchten. Das Worst-Case-Szenario, bei dem das Handy nach Stunden in der prallen Sonne plötzlich in Flammen aufgeht, bleibt in aller Regel aus. "Der Akku müsste schon vorgeschädigt sein, damit das passiert", sagt Florian Hockel, der beim TÜV Süd unter anderem das Multimedia-Segment leitet.

Ohnehin ist es in erster Linie nicht der Energiespeicher, sondern die Elektronik drumherum, die bei zu viel Hitze zuerst Schaden nimmt. Das liegt an der Anfälligkeit der Halbleiter, jener elektronischen Schaltungen, die in allen Geräten verbaut sind. Bei Hitze geht zum Beispiel das Display schneller kaputt als der Akku. Letzterer leert sich übrigens auch nicht wesentlich schneller, wenn es heiß ist. Dafür sorgt zumindest in modernen Smartphones das Batteriemanagement-System. Es drosselt den Stromverbrauch, indem es besonders akkufressende Funktionen deaktiviert. Das Prinzip ähnelt dem Stromsparmodus. Im Extremfall schaltet sich das Display oder gleich das gesamte Gerät automatisch aus, um Hitzeschäden zu vermeiden.

Aber wann wird es dem Smartphone dann zu warm? Samsung (Modell Galaxy) und Apple empfehlen ihren Kunden, die Geräte nur bis zu einer Umgebungstemperatur von 35 Grad zu verwenden. Wird diese überschritten, greifen die Schutzmechanismen der Software, die die Funktionalität einschränken können. So kann sich zum Beispiel die Leistung grafisch anspruchsvoller Apps verringern. Zumindest iPhones halten laut Hersteller sogar 45 Grad aus, zumindest wenn sie nicht benutzt werden. Im Auto sollte man das Smartphone allerdings nicht liegen lassen. Wurde das Fahrzeug in der Sonne geparkt, drohen im Hochsommer selbst hierzulande im Inneren Temperaturen von bis zu 60 Grad - und damit Hitzeschäden.

Tipp: Smartphones gehören in den Schatten. Hitze schadet zunächst der Elektronik und dann dem Akku, verkürzt also die Lebensdauer des Telefons. War das Gerät einmal längere Zeit großer Hitze ausgesetzt, sollte man auf keinen Fall mit einer Schocktherapie im Kühlschrank gegensteuern. "Starke Temperaturwechsel sind das Schlimmste", sagt Hockel. Abkühlen bei Zimmertemperatur reicht völlig aus. Dabei kann es helfen, die Handyhülle, falls vorhanden, zu entfernen.

Übrigens: Schatten bewahrt das Smartphone nicht nur vor Schäden, sondern erleichtert auch die Bedienbarkeit. In direktem Sonnenlicht, das sich auf dem Bildschirm spiegelt, erkennen Nutzer oft wenig. Ist kein Schattenplatz vorhanden, kann man die Display-Helligkeit erhöhen oder eine Blendschutzfolie besorgen und auf den Bildschirm kleben.

Wasser: Nach dem Baden hilft nur trocknen lassen

Im Herbst 2020 verdonnerte die italienische Kartellbehörde Apple zu einer Strafzahlung von zehn Millionen Euro: "Irreführende", "aggressive" Werbung habe suggeriert, die Modelle iPhone 8 bis 11 seien vollständig wasserdicht. Tatsächlich sind solche Werbebotschaften der Hersteller mindestens mutig. Denn jedes Smartphone hat kleinste Öffnungen, durch die Wasser eindringen und schon in geringen Mengen Schaden anrichten kann. Das Problem: "Häufig werden die Geräte unter Ausschluss der Steckverbinder geprüft. Man verschließt also die Öffnungen, um das restliche Gerät zu testen", sagt Hockel.

So kann Apple auch heute noch verkaufsfördernd werben, seine Modelle würden 30 Minuten in sechs Metern Tiefe überstehen, um in den Gebrauchsinformationen darauf hinzuweisen, dass man besser nicht mit seinem iPhone "schwimmen oder baden gehen" und es auch nicht "absichtlich in Wasser eintauchen" sollte. Sonst drohe ein "Flüssigkeitsschaden". Prüfverfahren werden Hockel zufolge meist nur mit Süßwasser durchgeführt. Chlor- und Salzwasser sind ausgenommen, obwohl sie dem Gerät deutlich mehr schaden können. Vor allem Salzwasser kann wegen seiner elektrisch geladenen Teilchen, der Ionen, zu Kurzschlüssen in der Elektronik führen. Hockel sagt: "Die Geräte sind grundsätzlich nie vollständig wasserdicht."

Tipp: Geht das Smartphone baden, dann gilt: Schnell abschalten, damit keine Kurzschlüsse entstehen, und trocknen lassen. Im Internet sieht man immer wieder Videos, in denen empfohlen wird, das Handy in eine Schüssel mit Reis zu legen, weil dieser die Feuchtigkeit entzieht. Wissenschaftlich bewiesen ist diese Methode allerdings nicht, Hockel sagt aber: "Alle, was Feuchtigkeit entzieht, ist nicht schlecht. Somit ist die Reis-Idee auch nicht abwegig." Bei Schäden empfiehlt der Fachmann, das Handy in ein Fachgeschäft zur Reparatur zu geben. Mit speziellen Reinigungsmitteln könnten dort die Platinen, auf denen sich die Elektronik befindet, gereinigt werden. Gerade wenn das Smartphone in Berührung mit Salzwasser gekommen ist, sei das zu empfehlen.

Sand: Vorsicht bei der Reinigung

Während Hitze und vor allem Wasser zu irreparablen Schäden führen können, sind Smartphones gegen das Eindringen von Sand deutlich besser geschützt. Denn bereits Staub, das feinere Übel, bereitet modernen Geräten keine Probleme. In Handys, in die kein Staub kommt, kann also auch kein Sand eindringen. Verbraucher erkennen an der sogenannten IP-Zertifizierung, wie gut ihr Gerät geschützt ist. IP steht für "International Protection". Maßgeblich sind die beiden Ziffern, die nach dem Kürzel folgen. Eine gängige Kombination bei neueren Modellen lautet zum Beispiel "IP68". Die erste Ziffer betrifft das Eindringen von Festkörpern, dazu zählen sowohl Gegenstände wie Werkzeuge oder Drähte als auch Sand oder Staub. Je höher sie ist, desto dichter ist das Gerät. Die Skala geht bis sechs, dann ist das Gerät staubdicht.

Die zweite Ziffer gibt Aufschluss darüber, wie flüssigkeitsresistent das Smartphone ist. Die Highend-Modelle iPhone 12 und Galaxy S21 besitzen zum Beispiel eine IP68-Zertifizierung, sind damit staub- sowie sanddicht und überstehen auch einen halbstündigen Tauchgang unter Laborbedingungen unbeschädigt. Auf den Alltag lassen sich die Unterwassertests dann aber nur bedingt übertragen - wie bereits erwähnt. Wer wirklich sicher mit dem Handy tauchen gehen möchte, legt sich für rund 100 Euro ein Unterwassergehäuse zu.

Eine Sandburg sollte man mit dem Handy trotzdem nicht bauen. Dringt feuchter Sand in die Stromkabelbuchse ein, kann Feuchtigkeit die Elektronik schädigen. Außerdem lässt er sich nur sehr schwer entfernen.

Tipp: Ist feuchter Sand in eine Öffnung eingedrungen, heißt es wieder: Ausschalten und trocknen lassen. Anschließend kann der Sand herausgeschüttelt werden. Auch ein Staubsauger kann helfen. Spitzere Gegenstände wie Büroklammern besser nicht verwenden, Herauskratzen kann zu neuen Schäden führen. Sand verursacht außerdem nicht selten Kratzer auf dem Bildschirm. Dagegen schützen können Schutzfolien fürs Display, die meist weniger als 30 Euro kosten.

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