Börsengänge:Mit dem Fahrrad an die Börse

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Der Laden von Bike24 am Stammsitz in Dresden. Das Unternehmen verschickt Fahrräder, Zubehör und Kleidung übers Internet. (Foto: imago/Sven Ellger)

Drei weitere Firmen wollen an die Börse: Bike24, ein Computerspiel-Spezialist und ein Online-Modehändler.

Von Harald Freiberger, München

Am Montag stieg der Deutsche Aktienindex (Dax) auf ein neues Rekordhoch von 15 717 Punkten. Diese gute Stimmung wollen mehr und mehr Unternehmen nutzen: Am selben Tag kündigten gleich drei Firmen ihren baldigen Börsengang an - der Online-Fahrradhändler Bike 24, der Computerspiel-Zubehörspezialist Cherry und der Online-Modehändler About You.

Bei Bike 24 können Kunden übers Internet Fahrräder, E-Bikes, Zubehör und Kleidung ordern. "Wir sprechen Premiumkunden an, die oft radeln und auch mal an ihrem Fahrrad schrauben", sagt Firmenchef Andres Martin-Birner, der früher selbst Rennradfahren als Leistungssport betrieb. Sein Unternehmen ist in den vergangenen Jahren im Durchschnitt um 30 Prozent im Jahr gewachsen. In der Corona-Epidemie gab es einen zusätzlichen Schub, weil andere Sportarten kaum möglich waren und sich viele Deutsche aufs Radfahren verlegten. So wurden 2020 rund fünf Millionen Fahrräder und E-Bikes verkauft - 17 Prozent mehr als im Vorjahr. Bike 24, das seinen Hauptsitz in Dresden hat, kam 2020 auf einen Umsatz von knapp 200 Millionen Euro und ein Betriebsergebnis (Ebitda) von 26,7 Millionen Euro.

Der Börsengang soll noch vor der Sommerpause stattfinden. Laut Insidern könnte Bike 24 mit mehr als einer halben Milliarde Euro bewertet werden. Der Haupteigentümer Riverside, ein Finanzinvestor, gibt eigene Aktien ab, dazu soll es eine Kapitalerhöhung über 100 Millionen Euro geben. Am Ende sollen 40 Prozent von Bike 24 in Streubesitz sein. Mit den Einnahmen will das Unternehmen Schulden abbauen und in Europa expandieren, unter anderem in Spanien, Frankreich und Italien.

Cherry, der zweite Börsenkandidat, fertigt Zubehör für Computerspieler. Gamer schätzen vor allem die klickenden mechanischen Tastaturen, die beim Zocken höhere Präzision bringen sollen. Der Börsengang soll ein Volumen von mindestens 140 Millionen Euro haben. Der Umsatz betrug im Vorjahr 130 Millionen Euro, 2021 soll er um 30 bis 40 Prozent steigen.

Der Dritte im Bunde ist schließlich der Online-Modehändler About You, der ein ähnliches Geschäftsmodell verfolgt wie Zalando. Er will noch im Juni 600 Millionen Euro einsammeln - bei institutionellen Anlegern, nicht auf dem breiten Markt.

Es gab in diesem Jahr in Frankfurt schon eine Reihe von Börsengängen, so vom Linux-Anbieter Suse, vom Funkmasten-Betreiber Vantage Towers und vom Online-Gebrauchtwagenhändler Auto 1. Bis zu zwölf weitere Unternehmen sollen in den Startlöchern stehen. Die größten sind Abspaltungen: VW könnte Porsche an die Börse bringen, Daimler seine Lkw-Sparte, Continental den Bereich Vitesco und BASF die Tochter DEA-Wintershall.

© SZ vom 08.06.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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