Programm "Bayern spielt":Wie die Kultur im Sommer auferstehen soll

"Oper für alle" in München, 2019

Es sei Zeit für ein "fulminantes Comeback von Kunst und Kultur, ein Comeback der Lebensfreude", sagte Kulturminister Bernd Sibler am Donnerstag.

(Foto: Stephan Rumpf)

Nach wie vor können viele Indoor-Bühnen und -Clubs nicht genutzt werden. Das Programm "Bayern spielt" soll nun Veranstaltern die Möglichkeit geben, neue Spielorte im Freien zu finden.

Von Oliver Hochkeppel

"Wannst mitm Deifi tanzt" sangen Dreiviertelblut am Donnerstag zum Auftakt der Pressekonferenz im Münchner Literaturhaus. Das griff Kunst- und Kulturminister Bernd Sibler für die Vorstellung des unter der "Wort-Bild-Marke" "Bayern spielt" laufenden "Kultursommers" sogleich auf: Jeder hätte in den vergangenen eineinhalb Jahren seinen eigenen Tanz mit dem Teufel gehabt, jetzt aber sei es Zeit für ein "fulminantes Comeback von Kunst und Kultur, ein Comeback der Lebensfreude."

Viel Lob verteilte er zunächst, vor allem an Ministerpräsident Söder und sich selbst, nach dem Motto, Bayern sei am schnellsten, am besten und am schönsten bei der Öffnung der Kultur. Dem Kleinkunst-Midas Till Hofmann, der mit Gina Penzkofer von den Kammerspielen und Sabine Blassmann von "Bayern kreativ" mit Sibler auf dem Podium saß, kam es dann zu, etwas nüchterner Licht in das vorab sehr ominös und kurzfristig angekündigte Unternehmen "Bayern spielt" zu bringen.

Streng genommen übernimmt der Freistaat Hofmanns bereits im vergangenen Sommer ausgebrütete und vielfach umgesetzte Idee, neue Spielorte im Freien zu finden. Als Ersatz und Übergangslösung für die nach wie vor nicht wirtschaftlich bespielbaren Indoor-Bühnen und -Clubs, aber auch neue Möglichkeit, "den öffentlichen Raum zurückzuerobern, mit der Kultur wieder gelassene und ausgleichende Debatten anzustoßen und das, was uns digital voneinander entfernt hat, niederschwellig und analog wieder zu überbrücken," wie Hofmann ausführte.

Was man bisher auf der Website (www.bayernspielt.info) findet, sei nur der Anfang, betonten Hofmann wie Sibler. Eine "Plattform mit Lotsenfunktion", an die sich Veranstalter aller Ebenen - Kommunen, Staat, Freie Szene, gemeinnützige und privatwirtschaftliche Veranstalter - anschließen könnten und sollten zu einem Programm, das sich laufend erweitert. Man habe alle 2000 bayerischen Kommunen angeschrieben und sei auf offene Ohren und Türen gestoßen.

Wie es aussehen kann, sollen drei staatlich geförderte Projekte vorexerzieren. Zunächst die Eröffnungswoche vom 29. Juni bis 5. Juli am Münchner Königsplatz. Los geht sie mit "What is the City but the People?" der Kammerspiele, einer ursprünglich zum Intendanz-Einstand von Barbara Mundel geplanten Stadtraumperformance, die "ein Wimmelbild dieser Stadt ergeben soll, einen Querschnitt durch ihre Vielfalt, wieder ganz nah am Menschen", wie Penzkofer das von ihr geleitete Projekt vorstellte.

Es folgen die Münchner Symphoniker mit Dreiviertelblut, die "Drei Musketiere" vom Residenztheater und als Kooperation mit dem städtischen "Sommer in der Stadt" und dem Muffatwerk zwei Konzerte für junge Leute mit Acts wie Fatoni & Edgar Wasser, Mola, Dexter, Crux Pistols und anderen. Den Schlusspunkt setzt das Volkstheater mit zwei Aufführungen vom "Brandner Kaspar". Weitergehen soll es im August mit einem vielfältigen "Gartentheater Festival" im bislang für die Kultur kaum zugänglichen Englischen Garten. Und das Kultursommer-Finale soll eine bewusst in die Region platzierte Veranstaltungsreihe werden.

Die muss freilich wie vieles erst noch geplant werden. So wie die Clubszene aktuell unter fehlenden oder fehlerhaften Umsetzungsbestimmungen leidet, so harrt auch das "starke Signal" des Kultursommers noch vieler konkreter Schritte. Zum Beispiel ist derzeit bei 500 Besuchern Schluss, am Königsplatz werden es wohl immerhin gute 2000 werden dürfen. Wer da keine Karten mehr bekommt, kann ja ins nahe Österreich ausweichen. Die Bregenzer Freiluft-Seebühne etwa dürfen schon jetzt ganz unbürokratisch 7000 Gäste besuchen.

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