Ammersee:Auf zu neuen Ufern

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Ein Trachtenumzug ziert den Bauzaun in den Seeanlagen. (Foto: Nila Thiel)

Dießen baut hinter hohen Spundwänden eine Böschung mit Sitzstufen. Ausflügler sind davon kaum beeinträchtigt, Promenade und Park ziehen wieder viele Besucher an. Nur ein kleines Kraut bremste die Bagger.

Von Armin Greune, Dießen

Am Mühlbach geht das entspannte, sommerliche Leben seinen gewohnten Gang: Vor dem Kiosk wartet eine lange Schlange auf Eis und Getränke, sämtliche Parkbänke sind besetzt, zwei Familien picknicken unter reger Anteilnahme der Enten auf den Stufen am Bach. Spätestens seit der Dampferverkehr wieder aufgenommen und die Pandemie-Beschränkungen aufgehoben wurden, erfreut sich die Dießener Uferpromenade wieder großer Beliebtheit bei Urlaubern, Ausflüglern und Einheimischen. Und das, obwohl die Arbeiten zur Umgestaltung der Seeanlagen angelaufen und gerade in die erste heiße Phase getreten sind.

Tatsächlich gibt es außer Dampfersteg, Pavillon der Arbeitsgemeinschaft Dießener Kunst, Minigolf und Bootsverleih eine neue Attraktion am Westende der Boxler-Anlagen zu bestaunen. Abseits vom Hauptstrom der Besucher bietet die Baustelle für die neue Ufermauer einen spektakulären Anblick: Direkt neben dem See füllen zwei Meter unter dem Wasserspiegel Arbeiter hinter einer gut fünfzig Meter langen Spundwand Beton in Verschalungen.

Die Tage der "Rialto"-Brücke sind gezählt. (Foto: Nila Thiel)

Mehr als zwei Jahrzehnte lang hat man in Dießen über die Neugestaltung der öffentlichen Grünanlagen am Ammersee diskutiert. Schließlich einigte sich der Gemeinderat auf eine moderate Modernisierung, und so konnte in diesem Frühjahr mit den Arbeiten begonnen werden, die zwei Jahre in Anspruch nehmen. 2022 sollen die Uferbereiche nördlich des Mühlbachs in Angriff genommen werden, heuer sind die Uferbereiche südwestlich der Bachmündung an der Reihe.

Die umfangreichste Aufgabe dort ist die Sanierung und Umgestaltung der schrägen Ufermauer: Sie wird in drei Bauabschnitten durch eine Böschung mit Stauden und Sitzstufen aus Natursteinen ersetzt. Auf und um die gerade entstehenden Betonfundamente werden gewaschener Kies aufgeschüttet und helle Granitblöcke verlegt. Auf ausdrücklichen Wunsch des Dießener Gemeinderats stammen die Stufen nicht wie inzwischen üblich aus Asien: Der Granit wird in Hintertiessen bei Passau gebrochen, sagt Anita Schmid-Azar. Die freiberufliche Ingenieurin hat für die Gemeinde die Bauleitung übernommen, weil das Personal im Bauamt des Rathauses derzeit dafür nicht ausreicht.

Hinter der Bau-Verkleidung entsteht die neue Uferbefestigung, Spundwände sichern die Baustelle zwei Meter unter dem Wasserspiegel. (Foto: Nila Thiel)

Inzwischen lägen die Arbeiten wieder gut im Zeitplan, sagt Schmid-Azar. Zunächst aber verzögerte der Naturschutz den Start: "Wir mussten erst 60 Exemplare des Kriechenden Selleries ausgraben und außerhalb des Bauzauns wieder anpflanzen." Die Baustelle nimmt nur einen etwa zehn Meter breiten Uferstreifen ein, der gesicherte Bereich wird an den Wochenenden noch weiter verschmälert, so dass die Zufahrt den Parkbesuchern dann als Weg zur Verfügung steht. Dass dort der Töpfermarkt auch heuer pandemiebedingt abgesagt wurde, kommt dem Baufortschritt zugute, sonst hätte man die Arbeiten für zwei Wochen unterbrechen müssen.

Ende Juli soll der erste Bauabschnitt abgeschlossen sein, bis Oktober erwartet Schmid-Azar mit sämtlichen Betonarbeiten südlich des Bachs fertig zu sein, Landschaftsbau und Bepflanzung der Uferbefestigung könnten bis Ostern 2022 folgen. Die Sanierungsarbeiten im Nordteil der Seeanlagen rund um den Dampfersteg starten im Oktober, sobald die Seenschifffahrt den Betrieb einstellt. Die Fertigstellung ist zum Saisonbeginn 2022 vorgesehen. Noch diesen Herbst soll die "Rialto"-Brücke über den Mühlbach durch einen doppelt so breiten und tragfähigeren Neubau ersetzt werden. Für die Bauzeit steht ein paar Meter bachaufwärts eine temporäre Behelfsbrücke bereit: Sie wurde schon benötigt, um das schwere Rammgerät für die Spundwände zur Baustelle am Ufer zu schaffen.

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Insgesamt investiert Dießen 5,5 Millionen Euro in die Umgestaltung der Seeanlagen; der Markt kann mit 3,7 Millionen an staatlichen Zuschüssen rechnen, wenn die Arbeiten bis Ende 2023 abgeschlossen sind. Neben der Erneuerung von Uferbefestigungen und Brücke sind unter anderem noch die Anlage eines Schachfelds an der Rialto-Brücke und neue Geräte für den Kinderspielplatz vorgesehen. Zwischen Dampfersteg, Kunstpavillon, Kiosk und Mühlbach werden die bislang asphaltierten Wege mit großformatigem, buntem Natursteinpflaster aufgewertet. Die zentrale Wiese - auch dort wächst der geschützte Kriechende Sellerie - wird nach Süden erweitert, an der Nordseite sollen drei Bäume gepflanzt werden. Außerdem soll in den Seeanlagen ein neues Beleuchtungskonzept mit energiesparenden, dimmbaren und insektenfreundlichen Lampen realisiert werden. Die Wegeführung für Fußgänger und Radler im Boxler-Park wird beibehalten, der Minigolfplatz und Kneipp-Becken bleiben unverändert, ebenso die Boule-Anlage am Pavillon. Ob und wie die finstere Bahnunterführung am Mühlbach umgestaltet werden kann, ist noch ungeklärt.

© SZ vom 15.06.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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