Erding:Das Gewerbe kann kommen

Erding: Der Investor möchte nun in die Vermarktung der seit langem brach liegenden Flächen gehen, hier von der Sigwolfstraße aus gesehen.

Der Investor möchte nun in die Vermarktung der seit langem brach liegenden Flächen gehen, hier von der Sigwolfstraße aus gesehen.

(Foto: Renate Schmidt)

Gegen sechs Stimmen fasst der Planungsausschuss des Stadtrats den Satzungsbeschluss für eine 23,7 Hektar große Fläche südlich der Dachauer Straße. Reine Logistiker dürfen sich nicht ansiedeln, Leichtindustrie dagegen schon. Auch ein neuer Recyclinghof wird gebaut

Von Antonia Steiger, Erding

Der Bebauungsplan 225 für ein Gewerbegebiet in Erding südlich der Dachauer Straße ist rechtskräftig. Lange ist um die 23,7 Hektar große Fläche gerungen worden. Der Stadtrat hatte schon im Dezember 2015 beschlossen, für dieses Gebiet einen Bebauungsplan aufzustellen. Am Dienstag hat der Planungs- und Bauausschuss nun den Satzungsbeschluss gefasst. Das Votum von neun Ja- und sechs Nein-Stimmen unterstreicht, dass bei weitem nicht alle Stadträte hinter dem Projekt stehen, das anfangs schlicht als "Logistikhalle" beschrieben wurde. So wird es aber nicht kommen: Speditions- und Logistikbetriebe sind nicht zulässig, sofern dort nur Warenumschlag ohne Produktions- oder Montageschritte stattfindet. Erwünscht sind Gewerbe, mittelständische Produktion, Leichtindustrie, Handwerk und Büros.

Gewerbeflächen sind in Erding Mangelware, das hat eine Unternehmerbefragung vor Jahren ergeben. Diesen Mangel soll das Gewerbegebiet beheben. Laut Bebauungsplans soll sich dort "überwiegend produzierendes Gewerbe" niederlassen. Ob Erdinger Handwerker dorthin streben, von denen einige mehr Fläche benötigen, bezweifelt Kreishandwerksmeister Rudolf Waxenberger. Er fürchte, dass dies "an den zu erwartenden hohen Preisen" scheitern könnte. Ohnehin gebe es im Stadtgebiet nicht so viele Handwerker, doch hätten einige KFZ-Betriebe Bedarf angemeldet.

Er werde nun "zielgerichtet mit der Vermarktung der Flächen" beginnen, teilte dazu Martin Pfandzelter mit, der Vorstandsvorsitzenden der VIB Vermögen AG, die die Fläche entwickelt. Sein Unternehmen sei "sehr froh", dass der Bebauungsplan "nach einer sehr langen Entwicklungsdauer nunmehr mit der Satzung rechtskräftig wurde". Auch die archäologischen Arbeiten seinen "quasi beendet". Der Bebauungsplan ist nach Ansicht Pfandzelters das Ergebnis einer "konstruktiven Zusammenarbeit mit der Stadt Erding und der Stadtpolitik". Er zeige einen Kompromiss, "der für beide Seiten tragfähig ist". Allerdings nicht für alle: Thomas Schmidbauer, Fraktionssprecher von Erding Jetzt, sagte, die Fläche hätte "besser genutzt werden können". Gewerbe hätte er lieber am Fliegerhorst gesehen. Er fürchte, dies sei "kein Angebot für Erdinger Unternehmer". Mit ihm stimmten sein Fraktionskollege Hans Balbach, Herbert Maier und Stefan Lorenz (beide Grüne), Stefan Treffler (ÖDP) und Tobias Krüger (AfD) gegen den Satzungsbeschluss. Großen Beratungsbedarf gab es jedoch nicht.

Vorgesehen sind in dem Gewerbegebiet mehrere Gebäude unterschiedlicher Größe, das größte wird gut 30 000 Quadratmeter groß sein, die nächstgrößeren 16 800 und 10 400 und dazu drei kleinere. Im Westen Richtung Flughafentangente steht die größte Halle, sie ist gedacht für "lärmintensive Unternehmen der Light Industrie", wie es im Bebauungsplan heißt. Richtung Osten zur Wohnbebauung sollen sich Gewerbebetriebe und Handwerksbetriebe ansiedeln. In Richtung Dachauer Straße schließt das Gebiet mit drei nebeneinander liegenden Bürogebäuden ab, außerdem entsteht ein mehrstöckiges Parkhaus. Auf 64 000 Quadratmeter erstrecken sich die Grünflächen. Dazu kommt der in Erding herbeigesehnte neue Recyclinghof, der an der Ecke Dachauer Straße und der Sigwolfstraße auf 5000 Quadratmeter angelegt wird. Er wird tiefergelegt, bekommt Lärmschutzwände und soll auch zu Fuß und mit dem Rad erreichbar sein. Burkhard Köppen (CSU) widersprach einer in einer Stellungnahmen aufgestellten Forderung, die Stadt müsse eine andere Stelle für den Recyclinghof finden. Es seien alle möglichen Standorte geprüft worden. In Siglfing habe die Stadt zudem "ein Desaster" bei den Anwohnern erlebt. Diese Standort sei der "wohnortnaheste", heißt es in der Begründung zum Bebauungsplan.

Teil des Bebauungsplans ist eine Verkehrsuntersuchung, die zu dem Ergebnis kommt, dass zwischen 2300 und 2400 Autos zusätzlich jeden Tag zu erwarten sind, darunter etwa 400 Lastwagen. Diese Zahlen spielten aber "im Vergleich zum prognostizierten Verkehrsaufkommen der übrigen Bebauungspläne" mit bis zu 10 000 weiteren Autos am Tag "keine entscheidende Rolle". Es gibt allerdings einige Stellen, die ausgebaut werden müssen: die Einmündung zum Einkaufsmarkt Kaufland, der Kreisverkehr Am Kletthamer Feld und die Rampen an die Flughafentangente Ost. Als "zumutbar" wird der zu erwartenden Lärm bezeichnet, auch für die Wohngebiete östlich der Sigwolfstraße. Die Schallabstrahlung müsse jedoch im Baugenehmigungsverfahren begrenzt werden.

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