Freizeit in München:Ein Sommer voller Abenteuer

Freizeit in München: Kopfüber ins Vergnügen: wer ein Freibadticket ergattert hat, kommt dem Urlaubsgefühl in der Stadt ein Stück näher.

Kopfüber ins Vergnügen: wer ein Freibadticket ergattert hat, kommt dem Urlaubsgefühl in der Stadt ein Stück näher.

(Foto: Yoav Kedem)

Camper am Straßenrand, Ballermann-Flair in der Maxvorstadt und mit viel Glück ein Freibadticket: Das Urlaubsgefühl stellt sich in der Stadt von alleine ein.

Glosse von Anna Hoben

Jetzt ist er da, der Sommer in der Stadt. 32 Grad, und es wird noch heißer. Organisatorische Fähigkeiten sind nun gefragt. Um ein Ticket für einen Freibadbesuch zu bekommen, musste man bis Donnerstag noch um Mitternacht am Handy oder am Laptop auf einen Button klicken. Das hatten die Stadtwerke sich klug ausgedacht. Erst um Mitternacht, so der offensichtliche Gedanke hinter der Verkaufsstrategie, hat es sich soweit abgekühlt, dass der Mensch es sich wieder vorstellen kann, am nächsten Tag das angenehm temperierte Zuhause zu verlassen und sich auf eine Liegewiese zu legen. Nur so würden die Stadtwerke es überhaupt schaffen, genügend Menschen in ihre Bäder zu bekommen.

Man kann zum Baden nun auch wieder in den Urlaub fahren, aber eigentlich muss man es nicht. Das Urlaubsgefühl stellt sich in der Stadt von alleine ein. In manchen Straßen Münchens kommt man sich neuerdings vor wie auf dem Campingplatz, sie sind zugeparkt mit Wohnmobilen und Campern. 3056 fahrbare Urlaubsdomizile sind seit Mai 2020 in der Stadt zugelassen worden. Mit den Pandemie-Mobilen ist deren Gesamtzahl auf fast 13 000 gestiegen.

Niemand sollte sich wundern, wenn es demnächst an der Haustür klingelt. Es könnte der Mensch sein, der sein Zelt auf einem freien Parkplatz zwischen zwei Wohnmobilen aufgeschlagen hat und nun fragt, ob er mal eben sein schmutziges Geschirr abwaschen dürfte. Das läuft im Jahr 2021 unter "urbaner Abenteuer-Urlaub".

Aber auch auf Ballermann-Flair muss nicht verzichtet werden. Die Bewohner der Türkenstraße haben das zurzeit an Wochenenden jede Nacht. Wehe übrigens, wenn der Münchner SPD-Bundestagsabgeordnete Florian Post die Türkenstraße für seinen Wahlkampf entdeckt. Er war an den vergangenen Wochenenden am Odeonsplatz unterwegs. Einmal hat er die Bild mitgenommen, denn wer in Deutschland klagt, dass man nichts mehr sagen darf, der landet in der Bild, wo er sagen darf, dass man nichts mehr sagen darf. Was Post nicht sagen darf, ist, dass die Partyleute, die am Odeonsplatz feiern und mitunter Probleme machen, vor allem junge Männer mit Migrationshintergrund seien.

Wehe also, wenn er die Türkenstraße entdeckt, eine Straße mit unübersehbarem Migrationshintergrund. Ein Fass ohne Boden wäre geöffnet: Wiener Platz, Pariser Platz, Belgradstraße, Mailänder Straße, Hararestraße... Dann doch lieber wirklich mal wieder reisen - nach Paris, Belgrad oder Mailand.

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