Rechtschreibung:Alles, was recht ist

Kultusminister: Jeder Schüler soll vor Ferien mal in Schule

Die Konferenz der Kultusminister (KMK) ist zuständig für die Rechtschreibung, allerdings entscheidet sie nicht alles alleine.

(Foto: Christoph Schmidt/picture alliance/dpa)

Wer in Deutschland offiziell über die Sprachregeln entscheidet .

Von Markus C. Schulte von Drach, München

Richtig oder falsch bezieht sich bei der Sprache auf Grammatik, Rechtschreibung - und natürlich auf die Definition der Wörter. Letztere lässt sich in Lexika nachschlagen, die aber die Bedeutung nicht selbst festlegen. Vielmehr verfolgen sie die Sprachentwicklung und ergänzen und verändern entsprechend ihre Einträge. Es sind die Entwicklungen im sprachlichen Alltag, die hier Weichen stellen und Fakten schaffen.

Anders ist es bei Grammatik und Rechtschreibung. Diese sind zumindest für Schulen und Behörden offiziell festgelegt. Wer hier für richtig oder falsch zuständig ist, lässt sich anhand der Rechtschreibreform zeigen, die 1996 beschlossen wurde. In den Achtzigerjahren regte Österreich an, die Anfang des Jahrhunderts vom Deutschen Reich, Österreich und der Schweiz beschlossene, weitgehend einheitliche Rechtschreibung zu überarbeiten. Experten wurden beauftragt, neue Regeln zu entwickeln, die in Deutschland der Kultusministerkonferenz der Länder (KMK) vorgelegt und dort schließlich akzeptiert wurden. Danach entschieden die Bundesländer in Deutschland sowie Österreich und die Schweiz, Lichtenstein und Länder wie Italien und Belgien mit deutschsprachigen Bevölkerungsteilen, das neue "Amtliche Regelwerk" bis 1998 an den Schulen einzuführen. Bundesländer und Bundesregierung beschlossen das Gleiche für die deutschen Behörden.

Zuständig für die offizielle Rechtschreibung sind demnach die KMK, die Ministerpräsidenten der Bundesländer, deren Innenminister sowie für die Bundesbehörden die Bundesregierung. Verbindlich gelten die Beschlüsse und Vorschriften aber nur für Beamte, für die Justiz, für Studierende und Schülerinnen und Schüler. Einzelne Bürgerinnen und Bürger, Verlage oder Medien sind nicht verpflichtet, sich daran zu halten.

Auch Liechtenstein und Luxemburg sind im Rechtschreibrat dabei

Angesichts der heftigen Diskussionen, die die Reform ausgelöst hatte, wurde 2004 der "Rat für deutsche Rechtschreibung", gegründet, der das Amtliche Regelwerk seitdem herausgibt. Er ist die zentrale Instanz in Fragen der deutschen Rechtschreibung. Seine 41 Mitglieder kommen aus Deutschland, Österreich, der Schweiz, aus Lichtenstein, der italienischen Autonomen Provinz Bozen-Südtirol, der deutschsprachigen Gemeinschaft Belgiens und aus Luxemburg. Um die Einheitlichkeit der Rechtschreibung zu bewahren, macht der Rat in der Regel alle fünf bis sechs Jahre Vorschläge zur Anpassung und Fortentwicklung der Rechtschreibung, an denen sich die KMK orientiert. So wurde etwa 2006 die schon beschlossene neue Rechtschreibung modifiziert. In den folgenden Jahren wurde das Regelwerk noch mehrmals leicht überarbeitet.

Was eine geschlechtergerechte Sprache betrifft, gibt es vom Rat nur Empfehlungen. Die Leitfäden und Richtlinien, die eine Reihe von Kommunalverwaltungen und Hochschulen dazu veröffentlicht hat, betrachtet er kritisch. Bereits 2018 gab er Kriterien für geschlechtergerechte Texte heraus. Diese sollten verständlich, lesbar und vorlesbar sein, Rechtssicherheit und Eindeutigkeit gewährleisten sowie "für Lesende bzw. Hörende die Möglichkeit zur Konzentration auf die wesentlichen Sachverhalte und Kerninformationen sicherstellen". Im März 2021 wies er erneut auf diese Kriterien hin und stellte klar, dass Zeichen wie Asterisk (Gender-Stern), Unterstrich oder Doppelpunkt diese nicht erfüllen würden.

Die Entscheidung des Dudens, im Onlinewörterbuch das "generische Maskulinum" abzuschaffen, hält man im Rat für verfrüht. Aber man werde die Entwicklung weiter beobachten und versuchen, den Schreibgebrauch "durch Empfehlungen oder möglicherweise Regeln so zu beeinflussen, dass er den Vorstellungen und Gewohnheiten einer Mehrheit" entspreche und zugleich sprachwissenschaftlich verankert bleibe.

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