Energie:Kommunale RWE-Aktionäre schließen sich zusammen

Knapp 80 Städte und Landkreise sind an Deutschlands größtem Stromerzeuger beteiligt. Nun bündeln sie ihre Kräfte - auch als Schutz vor einer möglichen Übernahme von RWE.

Von Benedikt Müller-Arnold, Düsseldorf

Als RWE vor der Pandemie noch zu echten Hauptversammlungen laden durfte, mit Aktionären, Würstchen und Kartoffelsalat, da waren zwei Redner stets gesetzt: Die Chefs der kommunalen Aktionärsverbände aus Westfalen und dem Rheinland sprachen für knapp 80 Städte und Kreise an Rhein und Ruhr. Diese halten zusammen etwa 15 Prozent der Aktien des Energiekonzerns.

Falls Aktionärstreffen künftig wieder in Präsenz stattfinden, dann könnte sich RWE einen Programmpunkt sparen: Die beiden Verbände der kommunalen Aktionäre (VKA) sollen im Juli fusionieren. "Wir wollen so schlagkräftiger werden", sagte Peter Ottmann, Geschäftsführer des VKA Rheinland, dem Handelsblatt. Die Dopplung war entstanden, als RWE aus dem Rheinland und die Vereinigten Elektrizitätswerke Westfalen im Jahr 2000 fusionierten; an beiden Firmen waren Kommunen beteiligt. Längst seien sich beide Verbände "bei den entscheidenden Fragen" einig, so Ottmann.

Die Frage lautet vor allem, wie schnell sich RWE vom Atom- und Kohle-Verstromer zum Ökostromerzeuger wandelt. Noch zählt das Unternehmen zu den größten CO₂-Emittenten Europas, doch der Ausstieg aus Kohle und Kernenergie ist beschlossen. Und seitdem RWE 2020 in einem großen Tauschgeschäft sämtliche Wind- und Solarparks des Rivalen Eon übernommen hat, sind die Essener der drittgrößte Grünstrom-Produzent Europas. Analysten bezeichnen RWE schon als potenzielles Übernahmeziel - etwa für Ölkonzerne, die mit erneuerbaren Energien wachsen wollen.

Städte und Kreise sehen sich hier als Schutz vor einer möglichen Übernahme. "Die kommunalen Aktionäre haben ein Interesse daran, dass RWE selbständig bleibt", sagte Günther Schartz, Vorsitzender des VKA Rheinland, dem Handelsblatt. "Es macht Sinn, dass der größte deutsche Stromproduzent in deutscher Hand ist." Der CDU-Politiker ist Landrat des Kreises Trier-Saarburg und Aufsichtsrat von RWE.

Als der Konzern noch seinen Platz in der Energiewelt der Zukunft suchte, haben Städte wie Düsseldorf oder Bochum ihre Aktien verkauft. Andere Städte wie Dortmund stehen hingegen zu der Anlage: Die Dividenden von RWE helfen der Stadt nach eigenem Bekunden, Verluste des Nahverkehrs oder des Flughafens auszugleichen.

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