Siegerentwurf:Kritik an Neugestaltung des Bahnhofs

Architekturforum Konzept

Die Mitglieder des Architekturforum haben ihre Lieblingsvariante visualisiert. Diese sieht einen großen Bahnhofsvorplatz vor. Visualisierung: Architekturforum Dachau e.V.

Die Stadt hatte bereits eine Liste mit 14 Änderungswünschen an das Planungsbüro des Siegerentwurfs übersandt. Nun schaltet sich auch das Architekturforum in die Diskussion mit ein und präsentiert gleich sechs neue Varianten

Von Julia Putzger, Dachau

Wirklich überzeugt oder gar begeistert, das schien bisher niemand vom Siegerentwurf beim Ideenwettbewerb für die Neugestaltung des Dachauer Bahnhofs. Eine lange Liste mit 14 - teils umfassenden - Änderungen wurde deshalb an das zuständige Planungsbüro übermittelt. Doch damit nicht genug: Nun meldet sich auch der Verein Architekturforum Dachau zu Wort und kritisiert in seiner Stellungnahme nicht nur ganz grundsätzliche Aspekte der Neugestaltung, sondern stellt gleich sechs neue Gestaltungsvarianten zur Diskussion.

Hauptanliegen der Vereinsmitglieder ist der aus ihrer Sicht fehlende Bahnhofsvorplatz. Ein solcher sei nicht nur wichtig, um Besucher angemessen zu empfangen und ihnen in Erinnerung zu bleiben, sondern auch, um einen öffentlichen Aufenthaltsraum mit verschiedenen Nutzungsmöglichkeiten zu schaffen. Beim Siegerentwurf gebe es einen solchen jedoch nicht. Stattdessen würden durch den großen Mittelbau drei unterschiedlich strukturierte Freiräume entstehen. Der Mittelbau sei außerdem zu nah am historischen Bahnhofsgebäude platziert und verdecke dieses zum Teil. "Das ist dem historischen Gebäude nicht angemessen", heißt es in der Stellungnahme.

Doch die Mitglieder des Architekturforums, allen voran ihr Vorsitzender Christian Stadler, wollen nicht nur kritisieren, sondern auch Lösungsmöglichkeiten aufzeigen. Sechs verschiedene Varianten für die Gestaltung des Vorplatzes und der umliegenden Gebäude haben sie dazu in einer Konzeptstudie ausgearbeitet. "Das kann und soll natürlich keinen Wettbewerbsbeitrag ersetzen. Aber wir wollten eine Duftmarke setzen und erhoffen uns, eine Diskussion um die Gestaltung des Bahnhofsvorplatzes anzuregen", sagt Stadler. Mit Absicht habe man sich dabei im Verein nicht auf eine Variante geeinigt, um zu zeigen, dass es nicht nur eine Lösungsmöglichkeit gibt. "Das Drumherum ist variabel, fix ist nur die freie Platzfläche", erklärt der Vereinsvorsitzende.

Ihre "Lieblingsversion" haben die Mitglieder des Architekturforums visualisiert. "Diese Variante ist gar nicht so weit weg vom Siegerentwurf", gibt sich Stadler optimistisch. Unter anderem wurde der polygonale Mittelbau ein Stück nach Norden verschoben, wodurch der Durchgang in Richtung Langhammerstraße zwar schmaler wird, dafür jedoch südlich rund 3000 Quadratmeter für den Bahnhofsvorplatz entstehen. Stadler und seine Kollegen könnten sich dort drei Pavillons, einen Brunnen und Bäume vorstellen. Für die neue Bahnhofshalle, direkt an das historische Bahnhofsgebäude anschließend, schlagen sie eine gläserne Konstruktion vor, die für einen "strahlenden Empfang" sorgen soll. Nördlich daran anschließend wäre für die Mitglieder des Architekturforums ein Hochhaus denkbar, denn, so heißt es in der Stellungnahme: "Es wäre wünschenswert, dass das Bahnhofsareal auch in der Stadtsilhouette markant in Erscheinung tritt." Was den Busbahnhof betrifft, für den das Areal entlang der Frühlingsstraße vorgesehen ist, wünschen sich Stadler und seine Mitstreiter eine Orientierung am Entwurf des zweiten Wettbewerbssiegers.

Damit haben die Vorschläge des Architekturforums zumindest eine Gemeinsamkeit mit den Änderungswünschen von Stadt und Bahn, die den Ideenwettbewerb gemeinsam ausgelobt hatten. Doch auch sonst scheint der städtische Bauamtsleiter Moritz Reinhold nicht unglücklich über die umfangreiche Stellungnahme des Vereins: "Es sind gute Überlegungen dabei und wir hoffen, diese in die bisherige Konzeption integrieren zu können", sagt er. Die Ideen des Architekturforums werde man auch an den Wettbewerbssieger, das Kölner Planungsbüro ASTOC, weiterleiten.

Dieses ist aktuell damit beschäftigt, die Änderungswünsche von Stadt und Deutscher Bahn einzuarbeiten. Reinhold berichtet, dass es seit April, als alle Entwürfe in einer Online-Veranstaltung der Öffentlichkeit präsentiert wurden, drei große Besprechungsrunden gegeben habe, bei denen die Architekten, städtische Verkehrsplaner, Vertreter der Dachauer Verkehrsbetriebe und der Bahn diskutiert hätten. Insgesamt habe das Planungsbüro "sehr professionell" auf die umfangreiche Kritik reagiert und nun sogar mehrere neue Gestaltungsvarianten ausgearbeitet. In der gemeinsamen Sitzung von Bau- und Planungsausschuss und Umwelt- und Verkehrsausschuss am 13. Juli sollen diese dann den Stadträten präsentiert werden. "Wir hoffen, dass wir dann den Auftrag bekommen, auch die Studie des Architekturforums mit in die Planungen aufzunehmen", schickt Reinhold voraus.

Weiterhin eine zentrale Rolle spielen sollen auch die Dachauer Bürger. Der Bauamtsleiter kündigt eine Bürgerbeteiligung an, sobald der Siegerentwurf überarbeitet wurde. Bis die Dachauer dann aber wirklich vom neuen Bahnhof abfahren können, dürfte es noch einige Jahre dauern - da sind sich alle Beteiligten einig.

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