Bestnoten im Abitur:"Klug lernen statt viel lernen"

Bestnoten im Abitur: Seit Freitag hat es Ronja Mavie Miska schriftlich: Sie hat die Abiturprüfungen laut dem offiziellen Notenbogen mit der maximalen Punktzahl bestanden. Die Zeugnisse gibt es erst Mitte Juli.

Seit Freitag hat es Ronja Mavie Miska schriftlich: Sie hat die Abiturprüfungen laut dem offiziellen Notenbogen mit der maximalen Punktzahl bestanden. Die Zeugnisse gibt es erst Mitte Juli.

(Foto: Sebastian Gabriel)

Wie erreicht man einen Notendurchschnitt von 0,8? Die 18-jährige Ronja Mavie Miska aus Neubiberg bei München meint: wegen der Corona-Krise nur mit viel Motivation.

Von Sebastian Franz, Neubiberg

Die bestmögliche Abiturnote ist 1,0 - oder doch nicht? Seit vergangenem Freitag wissen bayerische Abiturienten, wie gut oder schlecht sie ihre Abschlussprüfungen bestanden haben, und ihren exakten Gesamtschnitt. Klar, auf dem offiziellen Zeugnis steht bestenfalls eine Eins vor dem Komma. Während der Oberstufe zählen jedoch bereits 14 Punkte als Note 1,0. Und so ergeben sich interessante Rechenspiele, wenn besonders gute Schülerinnen und Schüler regelmäßig 15 Punkte erreichen. So wie Ronja Mavie Miska aus Neubiberg.

Die 18 Jahre alte Abiturientin schrieb dieses Jahr ihr Abitur am Heinrich-Heine-Gymnasium in Neuperlach. In ihren Abschluss-Prüfungen erzielte sie 300 Punkte - bei maximal 300 erreichbaren. Dazu legte sie während der gesamten Oberstufe mehr als ordentlich vor. 575 von hier 600 möglichen Punkten muten im Vergleich beinahe nachlässig an, sind aber 96 Prozent der möglichen Punkte. "Ab und zu bleibt eben was liegen. In Deutsch hatte ich einmal nur zwölf Punkte", sagte Miska, die zusammen auf 875 von 900 Punkten kommt. Auf Einzelleistungen heruntergerechnet ergibt das einen Punkteschnitt von 14,58. Und das ergibt eben nicht die Note 1,0 - sondern 0,8.

Ihre Abschlussprüfungen schrieb Miska in den beiden Pflichtfächern Deutsch und Mathematik sowie in Spanisch. In Biologie und Ethik absolvierte sie die mündlichen Prüfungen. Dass ihre fünf Prüfungsfächer so verschieden sind, habe ihr das Lernen erleichtert. So sei es in Biologie wichtig, die Inhalte zu verstehen, man müsse den Stoff strukturiert angehen. In Ethik seien ganz andere Kompetenzen gefragt. So sei die Vorbereitungszeit nicht stumpfes Pauken gewesen, sondern habe auch Spaß gemacht. "Ich bin einfach vielseitig interessiert. Deshalb war es gut, dass ich so abwechslungsreiche Fächer hatte." Das Abitur sei für sie keine auferlegte Hürde gewesen, sondern eine "persönliche Challenge".

Wie bei allen Abiturienten des Jahrgangs 2021 prägte die Corona-Pandemie den größten Teil ihrer Oberstufen-Zeit. Dies sei vor allem im vergangenen Frühjahr "sehr schwer" gewesen. Passende Konzepte wie Video-Unterricht gab es noch nicht. "Ich habe das Gefühl, dass die Schere bei den Schulleistungen dadurch weiter auseinander ging", sagt Miska. Wer sich in der Schule ohnehin bereits schwertat, für den sei es noch schwieriger geworden, den Anschluss zu halten. Als es schließlich Konzepte für das Homeschooling gab, habe dieses am Heinrich-Heine-Gymnasium aber sehr gut funktioniert.

Miskas Tipp für angehende Abiturienten: sich eine Lern-Strategie zurechtzulegen, die zu einem passt. "Klug lernen statt viel lernen." Man solle sich selbst herausfordern, sich immer wieder die eigenen Ziele vor Augen führen. Gerade während der Corona-Pandemie sei Motivation das Wichtigste gewesen. Nachdem das Abitur mehr als eingetütet ist, möchte die Neubibergerin erst einmal ein Gap Year machen - beim Europäischen Solidaritätskorps, einem Freiwilligendienst, eingerichtet von der EU-Kommission.

Wegen Corona geht es erst im Februar auf die Kanaren, wo Miska soziale Gemeindedienste unterstützen wird, etwa eine Tafel und Jugendzentren. Davor? Praktika. Danach? Richtung Journalismus. Hörfunk. Oder Print. Oder doch in die Politik. "Mein Problem ist manchmal", sagt Miska, "dass ich mich für zu viel interessiere."

Einige müssen noch zittern

Mehr als 1400 Schülerinnen und Schüler sind an den Gymnasien im Landkreis angetreten, ihr Abitur zu schreiben. Sie teilen sich auf 13 Schulen auf - die Gymnasien in Ismaning und Unterföhring sind noch zu jung für eigene Oberstufen. Die allermeisten kennen ihre finalen Noten bereits; einige wollen oder müssen allerdings noch einmal ran: Bis Ende dieser Woche stehen Zusatzprüfungen auf dem Programm. Manche Kandidaten versuchen freiwillig, einzelne Noten zu verbessern. Sie hoffen auf einen besseren Notenschnitt. Für andere geht es um alles. Wer zum Beispiel in der Abschluss-Prüfung in Mathematik 0 Punkte hatte, der muss jetzt zumindest einen Punkt abliefern - andernfalls gibt es kein Abiturzeugnis.

Voraussichtlich wird der Notendurchschnitt ähnlich wie im Vorjahr ausfallen - bayernweit war das 2,25. Erst wenn alle Zusatzprüfungen benotet sind, steht der Gesamtnotenschnitt jeder Schule fest. Der vorläufige Schnitt kann sich durch die Ergebnisse der Zusatzprüfungen sowohl leicht verbessern, durch Schüler, die ihre Prüfungsergebnisse steigern, als auch verschlechtern. Schüler, die nach jetzigem Stand ihr Abitur nicht bestanden haben, fehlen im Gesamtschnitt. Sollten sie ihr Abitur doch bestehen, fließt ihr meist schwächerer Schnitt in die Rechnung mit ein.

Am Gymnasium Kirchheim erwartet Schulleiter Matthias Wermuth, dass die Ergebnisse 2021 "nicht schlechter, eher leicht besser" ausfallen werden als 2020. Rückschlüsse darauf, ob die geänderten Regeln wegen der Corona-Pandemie die Ergebnisse positiv beeinflusst habe, lassen sich laut Wermuth nicht ziehen. Zwar sei das Zeitlimit für schriftliche Prüfungen um 15 Minuten verlängert worden, allerdings um beispielsweise außerhalb des Prüfungsraums kurz die Maske abzunehmen. sfra

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Paula Kirchhof wollte immer die Beste sein und weg aus ihrem kleinen Dorf in Bayern. Nach dem Abi studierte sie in Oxford - und kam dann doch zurück aufs Land, um jungen Menschen die Hilfestellung zu geben, die sie gebraucht hätte.

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