Weßling:Gleich funkt's

Mobilfunkmast

Gegner der geplanten Mobilfunkstandorte etwa auf dem Adelberg fürchten eine Strahlenbelastung und eine Verschandelung des Ortsbilds.

(Foto: Bernd Weissbrod/dpa)

Die Gemeinde bekommt drei neue Standorte für Handymasten - auf dem Adelberg, am westlichen Ortsrand und in Weichselbaum. In der Sondersitzung entscheidet der Gemeinderat einstimmig - die Gegner im Ort dürfen nicht mitreden

Von Patrizia Steipe, Weßling

Es ist eine Schreckensvision für den Gemeinderat: Auf einem privaten Haus mitten im Ort stehen auf allen vier Seiten des Dachs Mobilfunkantennen. Öfter beschwor Bürgermeister Michael Sturm (FW) bei der Sondersitzung zum Thema Mobilfunk dieses Szenario herauf. Genau dies könne passieren, falls der Gemeinderat im Dialogverfahren mit den Mobilfunkbetreibern keine Lösung finde, befürchtete er.

Etwa 40 Zuschauer waren in das Schützenheim nach Oberpfaffenhofen gekommen. Auf der Tagesordnung stand die Abstimmung über die bevorzugten Standorte der neuen Mobilfunkmasten. Nach eineinhalb Stunden, in denen die Gemeinderäte eindringlich um Verständnis warben, stimmte das Gremium einstimmig für Standorte auf gemeindlichem Grund am Adelberg, am westlichen Ortsrand Weßlings und in Weichselbaum. "Wir haben drei Standorte, die als Gesamtkonzept funktionieren und von allen Betreibern genutzt werden können", erklärte Sturm. Peter Weiß (FW) ergänzte: "Die Wahrheit ist, wir haben keine andere Möglichkeit. Wir versuchen, Übel zu verhindern".

Für die Mobilfunkgegner war diese Entscheidung eine Enttäuschung. Sie hätten sich gewünscht, gehört zu werden, denn "die gesundheitlichen Gefahren wurden völlig ausgeblendet", kritisierte Almut Kleist. Doch Wortbeiträge aus dem Publikum ließ Sturm nicht zu. Auch Anwohner Wolfgang Kurzhals hätte sich eine ortsbildverträglichere Entscheidung gewünscht.

Dass neue Masten notwendig sind, hatte Sturm anfangs klargestellt. Derzeit wird die Gemeinde über zwei Sender am Sportplatz und am Postparkplatz versorgt, "diese Provisorien werden wegfallen", erläuterte Sturm und mahnte, die Bundesnetzagentur würde den Netzbetreibern optimale Abdeckung vorschreiben, dazu dürfe eine Gemeinde keine "Verhinderungsplanung" machen. Die Versorgung vor allem in Oberpfaffenhofen, Hochstadt, Neu-Hochstadt sowie Weichselbaum sei jedoch "äußerst lückenhaft". Das habe eine Messung des Landkreises im Frühjahr ergeben.

Ziel der Planungen sei "minimale Strahlenimmission bei guter Netzabdeckung und Schonung des Ortsbilds", zählte Sturm auf. Dafür könne nicht auf den Adelberg, der mit etwa 632 Metern höchsten Stelle in der Gemeinde, verzichtet werden. Der Höhenzug befindet sich zwischen Weßling und Oberpfaffenhofen, so dass beide Ortsteile versorgt werden könnten - und zwar mit einer im Vergleich zu anderen Standorten geringeren Strahlenbelastung. Fiele der Adelberg weg, käme man nicht mehr mit zwei Masten aus, es müssten zwei bis drei weitere errichtet werden.

Scharfe Worte fanden die Gemeinderäte für die Mobilfunkgegner, die in den vergangenen Wochen gegen die Masten protestiert hatten. So seien Flugblätter mit "Unwahrheiten" oder verzerrten Darstellungen verteilt worden. Daneben seien in der Verwaltung und bei Gemeinderäten E-Mails eingegangen, über deren polemischen Inhalt er "sehr erschrocken" sei, meinte Claus Angerbauer (SPD). So würde jegliche Diskussionsgrundlage zerstört. Dabei habe die Gemeinde durchaus Verhandlungserfolge mit den Betreibern erreicht, sagte Klaus Ebbinghaus (SPD).

Beim Adelberg konnte für den 42 Meter hohen Masten ein Standort gefunden werden, der nicht auf der Kuppe, sondern ein paar Meter unterhalb liegt, beim westlichen Ortsrand laufen Verhandlungen, dass der Mast von der Bebauung Höhenrainäcker Richtung Kreuzungsbereich der Umgehung und der S-Bahn verschoben wird, alternativ hat die Gemeinde eine Option auf privatem Grund gefunden. In Weichselbaum will sie einen Standort, der von den Häusern in den Wald abgerückt wurde.

Falls die Gemeinde den Adelberg ablehne, könnten die Funkbetreiber dort mit privaten Grundbesitzern ins Geschäft kommen, warnte Peter Weiß (FW). Roland von Rebay (FW) erinnerte daran, dass der Standort in den 90er-Jahren schon einmal abgelehnt worden sei. Danach seien Funkmasten auf das Dach des Hotels "Zur Post" errichtet worden. Dabei seien dort die Immissionswerte 70 Mal so hoch. Für den Gemeinderat ist deswegen das letzte Wort beim Hoteldach an der Hauptstraße nicht gesprochen. Zwar pocht die Telekom auf ihren Vertrag, mit einer attraktiven Alternative hofft das Gremium auf ein Einlenken. Die Bürgerinitiative gegen die Masten wird erst noch überlegen, wie es weitergeht, so Kleist.

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