"Visavid":Neue Software für den Distanzunterricht

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Die Stadt führt im Herbst ein neues Programm für den Distanzunterricht ein, das Teams ablöst (Symbolbild).

(Foto: imago)

Bisher nutzen die Münchner Schulen MS Teams, doch nun sollen sie auf ein anderes Programm umstellen. Auf welches, das hat jetzt die Stadt entschieden.

Von Heiner Effern

Die Schülerinnen und Schüler werden sich an ein neues Videoprogramm für den Distanzunterricht gewöhnen müssen. Zum Start des neuen Schuljahres soll die Software Visavid eingeführt werden, das gab die Stadt am Montag bekannt. Das Programm wird vom Freistaat Bayern kostenlos angeboten. Allerdings dürften Schulen, die für einen "reibungslosen" Start im September lieber mit dem nun gewohnten MS Teams arbeiten wollen, dieses Programm noch ein Schuljahr lang nutzen, hieß es in einer Mitteilung. Die Stadt werde noch den nötigen Service bereitstellen.

Bildungsreferat und IT-Referat trafen die Entscheidung gemeinsam. Nötig wurde sie, weil MS Teams zwar gut lief, jedoch aus Sicht des Freistaats "erhebliche datenschutzrechtliche Bedenken" verursacht habe, schreibt die Stadt. Sie testete an ausgewählten Schulen auch eine zweite Software, blieb aber schließlich beim Vorschlag des Kultusministeriums. Rückhaltlos begeistert scheinen die Experten allerdings nicht gewesen sein. "Bei ersten pädagogischen Einsatzszenarien" hätten diese "die grundsätzliche Praxistauglichkeit bestätigt", hieß es. IT-Referent Thomas Bönig sprach von einer effizienten und "strategisch zukunftsweisenden Entscheidung", erklärte aber im nächsten Satz, dass man nun "den partnerschaftlichen Austausch mit dem Freistaat zur Weiterentwicklung und Optimierung" des neuen Programms suchen werde. Dies geschehe "im Sinne der Anforderungen der Nutzerinnen und Nutzer und mit Blick auf die spezifischen Herausforderungen der Großstadt München".

Visavid wurde von einem Unternehmen aus der Oberpfalz entwickelt und vom Freistaat seit April den Schulen angeboten. Das Programm soll über "zahlreiche Funktionen für das digitale Lehren und Lernen in Schulen" verfügen, erklärte die Stadt. Man könne es intuitiv nutzen. Die Funktionen seien "sinnvoll und kindgerecht ausgewählt und eignen sich für die pädagogische Arbeit", erklärte eine Sprecherin des Bildungsreferats weiter. Ein weiterer Vorteil sei, dass der Service bayernweit zentral gestellt werde. Durch dessen lange Bereitschaftszeiten sei an Werktagen und am Wochenende für alle Nutzer gewährleistet, dass die Hotline gut zu erreichen sei.

Auf die Frage, an wie vielen Schulen das neue Programm wie lange getestet worden sei, antwortete das Referat nicht. Mitte Juni hatte noch eine Mitarbeiterin bei einer Online-Veranstaltung zur IT, zu der die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) eingeladen hatte, bestätigt, dass eine Probephase mit Visavid und dem Konkurrenzprodukt von Webex laufe. Damals war durchgeklungen, dass die Stadt ursprünglich lieber diese Software ausgegeben hätte. "Die Stadt muss nun entscheiden, ob sie bei ihrer Entscheidung für Webex bleibt oder auch Visavid wählt, um Kosten zu sparen", hatte Alexander Lungmus, Vorstandssprecher der GEW München und stellvertretender Vorsitzender des Personalrats im Bildungsreferat, gesagt. Die Frage nach den Kosten von Webex beantwortete die Sprecherin mit Verweis auf das Vertragsgeheimnis nicht. Ebenso machte sie keine Angaben zu der Frage, wofür sich die Mehrheit der Schulen ausgesprochen habe, an denen beide Programme getestet worden seien.

Stadtschulrat Florian Kraus ließ sich in der Mitteilung zitieren, dass es ihn sehr freue, dass die Entscheidung schon jetzt gefallen sei. Im Interesse der Schüler, Lehrer und Eltern habe man es geschafft, "rechtzeitig für Planungssicherheit an den Münchner Schulen zu sorgen". Das Ziel sei es, die Schulen im digitalen Bereich für die Zukunft "dauerhaft gut aufzustellen und gleichzeitig den geordneten Ablauf in den Schulen angesichts der aktuellen Herausforderungen bestmöglich zu gewährleisten", sagte Kraus. Datentechnisch sei die neue Software sicher, hieß es aus seinem Haus.

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