Was geschieht mit dem Gasthof Obermühlthal, der seit elf Jahren leer steht? Und was mit dem Mühlen-Ensemble bei der Fischzucht mitten im Mühlthal? Als Eigentümer will der Würmtal-Zweckverband das insgesamt fast 1,3 Hektar große Areal in Kürze verkaufen. Mehr als ein Dutzend Interessenten sollen ihre Angebote abgegeben haben - darunter der Inhaber der Starnberger Rösterei "Wieners", Franz Kaiser, gemeinsam mit der Energiegenossenschaft Fünfseenland.
Diese plane, die Wasserkraft der Würm zur Gewinnung von regional erzeugtem Ökostrom zu nutzen und damit zur Energiewende beizutragen, berichtet Tim Weidner, SPD-Fraktionsvorsitzender im Starnberger Stadtrat. Der Politiker begrüßt auch die Pläne des Rösterei-Chefs Kaiser, das alte Mühlen- und Bäckereigebäude zu sanieren und in ein Museumscafé umzuwandeln. Kaiser hat auf dem Areal bereits seit 18 Monaten ein Lagerhaus und einen Stellplatz für seinen Oldtimer-Truck mit Kaffee- und Kuchenverkauf gemietet.
In der Variante Ökostrom-Wasserkraftwerk und Museumscafé sieht Weidner eine "klare politische Rückendeckung" im Stadtrat, nachdem der Umweltausschuss den SPD-Antrag im April einstimmig befürwortet habe. Er hofft, dass beim Verkauf der Mühlthal-Liegenschaften "nicht das höchste Preisangebot", sondern auch das künftige Nutzungskonzept zähle.
Das spiele bei der Auswahl der Bewerber sicher auch eine wichtige Rolle, sagt Rudolph Haux (FDP), Vorsitzender des Würmtal-Zweckverbandes und Kraillinger Bürgermeister, der für das Verfahren ein Maklerbüro in Grünwald als Dienstleister beauftragt hat. In Kürze soll der Werkausschuss beraten und eine "Shortlist" der potenziellen Käufer erstellen. Nach einer Empfehlung werde eine Verbandsversammlung einberufen, die die Entscheidung über die Bewerber treffen werde, erläutert Haux. Jedenfalls habe aber der Zweckverband weiterhin ein Interesse daran, Strom durch Wasserkraft zu gewinnen.
Auch der Geschäftsführer der Gesellschaft für Wirtschafts- und Tourismusentwicklung (GWT), Christoph Winkelkötter, verfolgt das Geschehen um die Liegenschaften im Mühlthal. Diese würden sich zwar in Toplagen, aber in "keinem adäquaten Zustand befinden". Ein Verfall müsse jedoch möglichst verhindert werden und es sei wünschenswert, einen Anziehungspunkt für Spaziergänger und Radler zu schaffen, betont der GWT-Chef.
Das könnte vor allem für das Wirtshaus Obermühlthal gelten, das noch zu Zeiten der vor 17 Jahren stillgelegten S-Bahnstation Mühlthal ein beliebtes Ausflugslokal mit Biergarten und Jazzkonzerten gewesen war. Nun ist das um 1890 erbaute Gebäude verwittert und ein Sanierungsfall. Das etwa 9540 Quadratmeter große Grundstück ist zudem halb zugewuchert. Nach einigen Pächterwechseln und der Aufgabe des nahen Bahnhofs ging es mit dem traditionsreichen Gasthof abwärts.
Die Planungshoheit für die Gebiete hat die Stadt Starnberg. Die Gebäude befinden sich im Außenbereich und teilweise im Landschaftsschutzgebiet. Das müssen die Investoren laut Haux berücksichtigen, die sich nach etlichen Konzept-Präsentationen und Begehungen in der entscheidenden Phase befinden. Hierbei hofft der Wiener Franz Kaiser - trotz der Konkurrenz - mit seinem Gastrokonzept des Museumscafés immer noch gute Karten zu haben.