Afrika:Eklatanter Mangel an Impfstoffen

First Covid Vaccines Administered To Ugandans

Wie in Uganda fehlt es auch in anderen afrikanischen Staaten an Vakzinen - sie bitten um Impfstoffspenden.

(Foto: Luke Dray/Getty Images)

Nur ein Prozent aller Menschen in Afrika ist komplett immunisiert. Der fehlende Corona-Schutz könnte am Ende auch den reichen Staaten schaden.

Von Berit Uhlmann

Etwa 8000 Menschen sind in der Demokratischen Republik Kongo vollständig gegen Covid-19 geimpft - 8000 von mehr als 90 Millionen Einwohnern. "Das ist gar nichts", sagte Jean-Jacques Muyembe, Direktor des kongolesischen Instituts für biomedizinische Forschung vor Journalisten. In den meisten Ländern Afrikas sieht es nicht sehr viel besser aus.

Während etwa in Großbritannien fast die Hälfte aller Einwohner komplett geimpft sind und bereits die Verabreichung dritter Spritzen geplant wird, sind auf dem gesamten afrikanischen Kontinent nur 1,2 Prozent der Einwohner durch Corona-Vakzine geschützt.

Impfskepsis mitten im Mangel

Und während man in Deutschland keine zwei Impfungen mit dem Astra-Zeneca-Vakzin mehr anbieten will, um den Schutz zu maximieren, bitten afrikanische Staaten um überzählige Impfdosen. Wissenschaftler wie Muyembe müssen den reichen Norden öffentlich um Restposten ersuchen und gleichzeitig den verunsicherten Menschen im eigenen Land erklären, warum das in Teilen der Welt zunehmend verschmähte Astra-Zeneca-Vakzin für sie gut sein soll. Die Erklärung lautet im Grunde: Er ist sehr viel besser als nichts. Doch wirklich überzeugt ist längst nicht jeder; im Kongo macht sich mitten im Mangel Impfskepsis breit, räumt Muyembe ein.

Gavi, die Impfallianz, die an der Covax-Initiative zur Verteilung der Impfstoffe beteiligt ist, fordert die reicheren Staaten dennoch auf, den Bitten um Impfstoffspenden nachzukommen. Sie argumentiert dabei zunehmend mit dem Hinweis, dass der Schutz der ärmeren Regionen auch im Interesse der wohlhabenderen Staaten liegt. Bereits jetzt bedrohe die Delta-Variante den "fragilen Fortschritt im Kampf gegen die Pandemie", erklärt die Organisation: "Solange Teile der Welt ungeimpft sind, werden weitere neue Varianten auftauchen". Sie könnten jedes Land bedrohen.

Die Liste von Covid-19-Varianten könnte rasch wachsen

Sars-CoV-2 ist ein RNA-Virus. Diese Erreger verändern sich vergleichsweise leicht. Je mehr Ansteckungen es gibt, umso mehr Gelegenheiten hat das Virus, Mutationen zu entwickeln - darunter auch solche, die besorgniserregend genannt werden. Mit diesem Label werden Varianten versehen, die für den Menschen besonders nachteilige Eigenschaften haben, etwa ansteckender sind, Infizierte heftiger erkranken lassen oder den Impfschutz teilweise aushebeln. Letzteres ist vor allem in den Ländern gefürchtet, die mit den Impfungen schon weit fortgeschritten sind.

Tatsächlich deuten Studien darauf hin, dass zumindest einige Vakzine weniger gut vor der erstmals in Südafrika entdeckte Variante Beta schützen als vor dem Ursprungsvirus. Auch gegen Delta könnten die Wirkung etwas reduzierter ausfallen. Insbesondere eine inkomplette Impfung bietet offenbar nur wenig Schutz. Erst die zweite Dosis verhindert schwere Covid-Erkrankungen recht zuverlässig.

Vier besorgniserregende Varianten wurden bereits entdeckt. Mindestens sieben weitere stehen unter Beobachtung, weil sie möglicherweise ebenfalls gefährlicher sind als das ursprüngliche Virus. Und die Liste könnte rasch weiter wachsen. In stark betroffenen Ländern, wie derzeit in einigen afrikanischen Staaten, könnten jederzeit weitere Varianten entstehen - und sich über längere Zeit unbemerkt verbreiten. Denn viele ärmere Länder haben längst nicht genug Kapazitäten, Virenproben umfassend zu untersuchen.

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