Olympia-Qualifikation:Deutsche Basketballer in Tokio dabei

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Überragend: Im Finale gegen Brasilien traf das auf Moritz Wagner zu, der zum besten Akteur gewählt wurde. Für das Turnier traf das auf die gesamte deutsche Nationalmannschaft zu. (Foto: Antonio Bronic/Reuters)

Damit hatten ohne Dennis Schröder die wenigsten gerechnet: Das Nationalteam gewinnt auf beeindruckende Weise das Finale des Quali-Turniers gegen Brasilien - besonders ein NBA-Profi tut sich im entscheidenden Moment hervor.

Von Ralf Tögel

Die deutschen Basketballer fliegen nach Tokio. Beim Olympia-Qualifikationsturnier in Split in Kroatien haben sie allen Widrigkeiten getrotzt - und in einem mitreißenden Finale die favorisierten Brasilianer mit 75:64 letztlich hochverdient geschlagen. Trotz der Nebengeräusche durch die umstrittene Nominierung von Joshiko Saibou und der späten Absage von NBA-Profi Dennis Schröder gelang es Bundestrainer Henrik Rödl, eine eingeschworene Gemeinschaft zu formen, die sich von Spiel zu Spiel steigerte und sich letztlich souverän die Fahrkarte zu den Olympischen Spielen in Japan gesichert hat.

Nach den Siegen gegen Mexiko (82:76) und Russland (69:67) in den Gruppenspielen fand die Auswahl des Deutschen Basketball Bundes (DBB) immer besser ins Turnier und überzeugte bereits im Halbfinale beim hart erkämpften 86:76 gegen die Kroaten. Zwar hatten die Turnier-Gastgeber nach der deutlichen 67:94-Pleite gegen Brasilien bereits in ihrer ersten Partie das Prädikat des Turnierfavoriten abgegeben, dennoch präsentierten sie sich in der erwartet verbesserten Verfassung. Vor allem Bojan Bogdanovic lief zu großer Form auf, der 32-Jährige verdient bei den Utah Jazz in der nordamerikanischen Profi-Liga NBA sein Geld und hatte sich bereits in den Spielen vorher als der überragende Anführer des Teams erwiesen. Auch von den Deutschen war der wuchtige Flügelspieler nicht zu stoppen, Bogdanovic erzielte nicht nur 38 Punkte und damit die Hälfte aller kroatischen Zähler, er brachte mit krachenden Dunkings auch ein bisschen NBA-Flair aufs Parkett.

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Das konnte aber erneut nicht darüber hinwegtäuschen, dass sich außer den Brasilianern kein Teilnehmer in der Lage zeigte, annähernd Bestform aufs Parkett zu bringen. Vielmehr merkte man den meisten Protagonisten an, dass sie nach einer besonders langen und fordernden Pandemie-Saison am Ende ihrer Kräfte agierten. Die Fehlerquoten waren ungewöhnlich hoch, Spielfluss oder gar raffinierte Teamaktionen nur sehr spärlich zu bewundern, zumal auch die Vorbereitungszeit auf diesen Wettkampf bei allen Teams weitgehend ausgefallen war.

Die deutsche Auswahl zeigt erneut eine engagierte Mannschaftsleistung - der Schlüssel für das Ticket nach Tokio

Die deutsche Auswahl hatte angesichts dieser zu überstehenden Widrigkeiten sowie der selbst verschuldeten Querelen einen enormen Zusammenhalt entwickelt. Dieser Einsatzwille und Korpsgeist hatte die Spieler auch zum Sieg gegen Kroatien getragen, das im Gegensatz zu Deutschland zu sehr abhängig von Alleinunterhalter Bogdanovic war. Der aber war in der Schlussphase trotz aller Anfeuerung der knapp 2500 Zuschauer am Ende seiner Kräfte.

Die DBB-Auswahl spielte zwar ebenfalls unter ihren Möglichkeiten, wusste aber einmal mehr als Kollektiv zu überzeugen. Gegen Kroatien tat sich dabei Maodo Lo mit 29 Punkten und vielen gelungenen Aktionen hervor. Wurden die Begegnungen bislang von den großen Spielern um Johannes Voigtmann getragen, so waren es gegen Kroatien die Guards, die die Akzente setzten: Neben Lo punkteten Saibou (13 Punkte) und Distanzschütze Andreas Obst (11) zweistellig. Das ist die große Stärke dieser DBB-Auswahl: Es finden sich immer wieder andere Akteure, die zu großer Form auflaufen, jeder Einzelne trägt zur Teamleistung bei.

Und so lieferte das Team von Bundestrainer Rödl auch gegen die aufgrund der bisher gezeigten Leistungen favorisierten Südamerikaner eine nicht zu erwartende Energieleistung. Dieses Mal ging der NBA-erfahrene Power Forward Moritz Wagner voran, traf sicher aus der Distanz, war im Eins-gegen-Eins-Spiel schwer zu halten und mit 27 Punkten Topscorer. Kapitän Robin Benzing (13), der die Kollegen erneut antrieb, sowie Spielmacher Maodo Lo (10) trafen ebenfalls zweistellig, der Triumph war indes wiederum das Resultat eines stimmigen und bravourös kämpfenden Kollektivs. Nun steht für die deutsche Nationalspieler anstatt des verdienten Urlaubs die Vorbereitung auf das olympische Turnier auf dem Programm.

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