Archäologie:Bislang nur Pflugspuren

Lesezeit: 2 min

Blick in den Boden: Mithilfe eines Baggers wird die Humusschicht etwa einen Meter tief abgetragen. (Foto: Carmen Voxbrunner)

Auf der Trasse des künftigen Radwegs zwischen Grafrath und Moorenweis graben Archäologen nach Zeugnissen der Vergangenheit

Von Nadine Schrödl

MoorenweisKünftig wird ein Geh- und Radweg Moorenweis mit Grafrath verbinden. Bevor die eigentlichen Bauarbeiten beginnen können, gab das staatliche Bauamt Freising einen halben Kilometer der Strecke zur archäologischen Untersuchung in Auftrag. Notwendig sei dies, da Voruntersuchungen des Bauamts in diesem Bereich entsprechende Verdachtsflächen ergeben haben. "Was zu erwarten ist, weiß ich nicht, ich kann nicht in den Boden hineinschauen", sagt Diplom-Archäologe Lutz Kunstmann. Daher wird nun auf einer Breite von knappen drei Metern die oberste Humusschicht einen knappen Meter tief abgetragen. Darunter kommt Lösslehm zum Vorschein.

Viel tiefer muss man gar nicht graben, um auf archäologische Funde zu stoßen, denn das Bodenniveau hat sich über die Zeit kaum verändert, sagt Kunstmann. Auf dem hellen lehmig-feuchten Untergrund hält er Ausschau nach dunklen Verfärbungen. Zwei Tage wird er dafür brauchen. Dunkle Flecken oder Rechtecke, können Hinweise auf archäologische Relikte sein. Vorstellbare Funde für dieses Gebiet seien alte Siedlungsüberreste aus frühmittelalterlicher Zeit, römischer Zeit oder weiter zurückliegender Eisen-, Bronze oder Jungsteinzeit, sagt Kunstmann. Eine Verfärbung ist bereits auf dem Untergrund zu erkennen. Parallel zum Streckenverlauf und zueinander zeichnen sich zwei dunkle Streifen ab. Nach genau solchen Verfärbungen hält er Ausschau. Die hier zu sehenden Pflugspuren sind aber uninteressant, da sie durch heutigen Ackerbau verursacht wurde. Die Spuren sind sehr gerade und reichen tief in die Lehmschicht. Die Kraft, um diese Tiefe zu erreichen, könne man mit einem handgeführten Pflug nicht aufbringen, dafür brauche es schon einen Traktor.

Runde Verfärbungen können Hinweise auf Bauwerke aus vergangener Zeit sein, beispielsweise ein Loch, das für einen Posten gegraben wurde. Jedes Aufwühlen des Bodens oder vergrabene Überreste blieben in der Bodenschicht sichtbar. Gerade Linien, die sich als Teile eines Rechtecks herausstellen, deuten auf Häuser- und Siedlungsbauten hin. Von Holzzäunen ist dann beispielsweise kein Holz mehr erkennbar, nur noch eine dunkle Verfärbung im lehmigen Boden. Die ersten Siedler, die mit Stein hantiert hatten, waren die Römer, römische Funde hält Kunstmann in diesem Gebiet allerdings für unwahrscheinlich. "Schön wäre es natürlich, Keramikscherben oder Metallteile zu finden", sagt der Archäologe.

Bisher hat Kunstmann noch nichts entdeckt, für ihn etwas enttäuschend, für das Bauamt gut. Die Fertigstellung des Radweges wird sich durch einen Fund aber nicht verzögern. Man habe genug Zeit eingeplant, um auch ausführlichere archäologische Untersuchungen durchführen zu können. Bei einem Fund würde das zu untersuchende Gebiet erweitert und der Fund aus dem Boden gehoben werden, um einen Querschnitt zu erstellen. Alle paar Meter hält der Archäologe den Boden in einem Übersichtsbild fest. Für jedes Übersichtsfoto legt Kunstmann eine Tafel mit den Daten der Untersuchung, einen Kompass und einen Maßstab, um die Größe abschätzen zu können, aus. Zum Schluss erstellt er dann ein dreidimensionales Modell des gesamten untersuchten Gebiets. "Im Moment sieht's mau aus. Ich versuche immer, was zu finden, aber wenn nichts da ist, ist nichts da", sagt Kunstmann. Ein bekannter Spruch unter Archäologen lautet aber: "Unverhofft kommt oft".

© SZ vom 06.07.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: