Stadtplanung:Wie München bis 2040 aussehen könnte

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Zugegeben, das ist das München vom Juli 2020 - wie sich die Stadt in den kommenden Jahrzehnten entwickelt, darüber haben die Stadräte nun diskustiert. (Foto: Sebastian Gabriel)

Eine Karte für Jahrzehnte: Im Großen sind die Stadträte mit dem neuen Stadtentwicklungsplan zufrieden - doch ein Siedlungsprojekt wird gleich gestrichen.

Von Thomas Anlauf und Sebastian Krass

Der erste Schritt in die Zukunft Münchens ist etwas holprig. Als Stadtbaurätin Elisabeth Merk am Mittwoch den Entwurf des neuen Stadtentwicklungsplans (Step) im Stadtrat vorstellt, bekommt die Behördenchefin zwar grundsätzliche Zustimmung aus dem Planungsausschuss, aber auch einigen Gegenwind. So soll bereits vor dem Beginn einer öffentlichen Diskussion und bevor die Vollversammlung des Stadtrats den Stadtentwicklungsplan auf den Weg bringen soll, der Landschaftspark zwischen Pasing, Laim, Blumenau und Hadern mitsamt der großen Baumschule nicht mehr als potenzielles "urbanes" Gebiet behandelt, sondern möglichst nicht bebaut werden.

Die erste räumliche Darstellung eines Stadtentwicklungsplans seit dem Jahr 1983 ist ein bedeutsames Instrument, um jetzt die städtebaulichen Weichen für München zu stellen, indem bis ins Jahr 2040 neben deutlich mehr öffentlichem Nahverkehr, mehr Radwegen und weniger Pkw-Verkehr in der Innenstadt trotzdem noch viele bezahlbare Wohnungen geschaffen werden. Schließlich prognostiziert Stadtbaurätin Merk, dass bis dahin knapp 1,85 Millionen Menschen in München leben werden - eine Steigerung um fast 300 000 Einwohner in den kommenden zwei Jahrzehnten.

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Die Herausforderung für die Stadt ist enorm, nicht nur was den Wohnungsbau angeht. Denn die Bauflächen in München werden knapp. Mehr Menschen in München brauchen auch mehr Möglichkeiten, um sich im Freien aufzuhalten. Außerdem hat die Stadt beschlossen, bis 2035 klimaneutral zu werden. Dafür muss auch die Energieversorgung aus erneuerbaren Quellen viel stärker ausgebaut werden: Geothermie, Fernkälte, Wasserkraft, Photovoltaik und Windkraft.

Im künftigen Stadtentwicklungsplan, der auf breiter Basis diskutiert werden soll, setzt das Planungsreferat sechs Handlungsschwerpunkte: "grüne und vernetzte Freiräume", eine "effiziente, zuverlässige und klimaneutrale Mobilität", Wohnquartiere, die gleichermaßen bewahrt und auch neu entwickelt werden sollen, "klimaangepasste Landschafts- und Siedlungsräume" sowie klimaneutrale Quartiere, in denen erneuerbare Energie eingesetzt wird.

Außerdem soll es eine enge Absprache mit den Gemeinden und Landkreisen des Umlands geben, um gemeinsam die Region nicht nur verkehrstechnisch besser zu verknüpfen, sondern auch regionale Grünzüge und den Münchner Grüngürtel zu erhalten. Die entsprechenden Pläne würden die Diskussion mit der Region fördern, betonte Merk.

Heftige Kritik an den Entwürfen des Stadtentwicklungsplans hatte es schon kurz nach der Vorstellung von Stadtbaurätin Merk und Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) gegeben. Sowohl der Bund Naturschutz (BN) als auch Grüne, SPD und CSU im Bezirksausschuss Laim protestierten dagegen, dass das etwa 186 Hektar große, als Landschaftspark ausgewiesene Gebiet zwischen Pasing, Laim, Hadern und Blumenau als "urbanes, sozial gemischtes und klimaneutrales Quartier" eingezeichnet ist. Seit Tagen sammelt auch die "Bürgerinitiative Landschaftspark West" Unterschriften für eine Petition gegen eine Bebauung des Gebiets. Nach knapp einer Woche gibt es bereits etwa 3200 Unterstützer.

Josef Mögele (SPD), seit bald vier Jahrzehnten Bezirksausschussvorsitzender von Laim, kritisierte die "völlig verunglückte Art, wie der Entwurf vom Planungsreferat ins Publikum gelangt ist". Statt den Stadtentwicklungsplan zunächst der Presse vorzustellen, wäre es seiner Ansicht nach sinnvoll gewesen, erst mit den Betroffenen zu sprechen. "Die Laimer sehen es als äußerst kritisch an", die große Grünfläche mitsamt Baumschule "als Baulandreserve zu nutzen: Damit sind wir nicht einverstanden".

Stadtrat Paul Bickelbacher (Grüne) sagt, er verstehe "die Aufgeregtheit in dem Stadtbezirk". Es gehe aber nicht darum, eine große Siedlung zu bauen, er forderte deshalb, die auf der Karte eingezeichnete Fläche als mögliches Siedlungsgebiet wieder herauszunehmen. Dieter Reiter versicherte im Hinblick auf ein veröffentlichtes Foto in der SZ: "Niemand hat die Absicht, das schöne Bankerl wegzureißen und da Betonsilos hinzubauen."

Nach eineinhalbstündiger Debatte befürwortete der Planungsausschuss einstimmig, den Entwurf zum neuen Stadtentwicklungsplan voranzutreiben, er muss allerdings noch Ende Juli von der Vollversammlung des Stadtrats beschlossen werden. Erst danach wird es eine breite Bürgerbeteiligung geben und die Details werden weiter ausgearbeitet. Einig war sich der Ausschuss aber auch darin, dass das Gelände des Landschaftsparks im Münchner Westen nicht weiter als neues Siedlungsgebiet geprüft wird. Er stimmte einstimmig für einen weitreichenden Antrag der CSU, auch Grüne und Linke hatten Anträge gestellt. Der Landschaftspark und die Baumschule seien nun gesichert, so die CSU.

© SZ vom 08.07.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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